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Diese Nahost-Demo in Essen war alles – aber nicht friedlich

Diese Nahost-Demo in Essen war alles – aber nicht friedlich

Die Polizei beschreibt die Nahost-Demos am Freitag in Essen in einer Pressemitteilung als „friedlich“. Wer aber auf dem Willy-Brandt-Platz war und erlebte, wie die Israel-Gegner sich dort verhielten, der fragt sich, wie die Polizei zu diesem Fazit gelangte. Ein Kommentar.

Essen. 

Angespannt war die Situation schon bevor eine der beiden Kundgebungen am Freitag in Essen begonnen hatte. Strenge Kontrollen, Verlagerung der Pro-Israel-Kundgebung wegen eines verdächtigen Gegenstandes und Festnahmen am Morgen wegen Verdachts auf Straftaten gegen die Synagoge gehörten dazu.

Wirklich hitzig wurde es aber, als die Veranstalter auf dem Weberplatz ihre Demo plötzlich drei Stunden vor dem angemeldeten Ende auflösten und die Teilnehmer der Gegenveranstaltung sich entschlossen, im Schutz der Polizei auf dem Willy-Brandt-Platz zu bleiben. Zu diesem Zeitpunkt war absehbar, was passiert. Nur Minuten später drängten Scharen zum Willy-Brandt-Platz.

Lage drohte zu eskalieren

Die Polizei lenkte den Menschenstrom zwar nicht über die Kettwiger, sondern über Nebenstraßen Richtung Hauptbahnhof. Als die Menge aber die Treppe zwischen Handelshof und Haus der Technik hoch strömte, hielt sie niemand davon ab, bis zur Gegendemo zu gelangen. Jetzt drohte die Lage zu eskalieren. Denn zeitweise trennte die Gruppen lediglich eine Kette aus Polizisten, die aber ihre Kräfte sofort verstärkte und zudem einen Schutzwall aus weiteren Mannschaftswagen um die Pro-Israel-Teilnehmer zogen.

Für Stunden herrschte dieses Szenario, zu dem neben eingekesselten Demonstranten auf der einen Seite, eine wütende Menschenmenge aus Hunderten schimpfenden Männern, Frauen und Kindern auf der anderen Seite gehörte. Genau diese Bilder und Ereignisse bewegen nun viele, die sich fragen, warum die Polizei bei ihrer Bilanz den Schwerpunkt auf die „friedlichen“ Kundgebungen legt. Zumal es auch im Verlauf dieser Festnahmen, beschlagnahmte Plakate und Strafanzeigen wegen Volksverhetzung gegeben hat.

Wer diese aufgeheizte Atmosphäre auf dem Willy-Brandt-Platz erlebt hat, reagiert verständnislos bis empört beim Begriff „friedlich“ im Zusammenhang mit dem Freitag. Die Polizei hat mit ihrer Überschrift die falsche Priorität gewählt und muss sich die Frage gefallen lassen: Wie wollen wir künftig friedliche Demos von Hebammen beschreiben?