- Nicht-muslimische Studenten fühlen sich als „Ungläubige“ drangsaliert
- Fundamentalistische muslimische Kommilitionen sollen Aufzug beanspruchen
- Muslimische Studenten dringen auf „Halal“-Essen in der Mensa
Essen.
Der muslimische Gebetsraum an der Uni in Essen wird demnächst geschlossen. Das teilt die Hochschulleitung auf Anfrage dieser Zeitung mit. „Da das Angebot religiöser Stätten in Campusnähe mittlerweile auch hinreichend dicht ist, sind keine eigenen Gebetsräume auf dem Universitätsgelände mehr erforderlich, die nur von einer Religionsgruppe genutzt werden“, heißt es in der Erklärung des Rektorats, das damit auf die vielen Moscheen in der Nähe hinweist.
Studenten beklagen: Aufzug wird blockiert
Geplant sei nun, einen neutral gestalteten „Raum der Stille“ einzurichten. Recherchen dieser Zeitung zufolge werden nicht-muslimische Studierende von fundamentalistischen muslimischen Kommilitonen diskriminiert. So sollen sie bei Freitagsgebeten regelmäßig daran gehindert werden, einen Aufzug zu nutzen, der zum Gebetsraum in der vierten Etage führt. Dem Eindruck, im Umfeld des Gebetsraumes mache sich eine Art „fundamentalistisches Regime“ breit, wird von Seiten der Hochschulleitung aber „deutlich widersprochen“.
Der Gebetsraum „R12 T04 E96“ ist seit Jahren umstritten. 2007 hatte die Uni vergeblich versucht, den Raum mit Hinweis auf akute Raumnöte sowie auf Hassprediger und universitätsfremde Nutzer einzuziehen. Gespräche mit muslimischen Studierenden führten zu einem Kompromiss.
Werden Studenten an der Universität Duisburg-Essen von fundamentalistischen muslimischen Kommilitonen diskriminiert, nur weil sie aus deren Sicht „Ungläubige“ sind? Wie diese Zeitung aus zuverlässiger Quelle erfuhr, soll es am Campus Essen während der Freitagsgebete regelmäßig zu solchen verstörenden Repressalien kommen.
Der Vorwurf: Nicht-muslimische Studenten würden von religiösen Eiferern brüsk daran gehindert, während des Freitagsgebets den Aufzug im Gebäude „T04“ zu benutzen. Lapidare Begründung: Der Aufzug, der hinauf zum muslimischen Gebetsraum in der vierten Etage führt, sei während der Gebetszeiten ausschließlich den „Brüdern“ vorbehalten. Selbst muslimische Studentinnen, so heißt es weiter, dürften den Aufzug in dieser Zeit nicht benutzen. Allerdings scheinen die „Schwestern“ mit dieser ungewöhnlichen Form der Geschlechtertrennung wohl keine Probleme zu haben. Damit aber nicht genug: Auch Toiletten nahe dem Gebetsraum sollen vor, während und unmittelbar nach dem Freitagsgebet nicht von „Ungläubigen“ betreten werden dürfen, heißt es.
Uni begründet Schließung mit Moscheen in Campusnähe
„Offen im Denken“ – in diesen griffigen Slogan gießt die Universität Duisburg-Essen ihr tolerantes und weltoffenes Selbstverständnis. Doch gilt das vom Geist der Aufklärung, also von Religionsfreiheit und der Gleichheit der Geschlechter geprägte Menschenbild auch für muslimische Studierende? Zweifel scheinen angebracht. Denn anscheinend schaffen sie eigenmächtig ein eigenes Regelwerk.
Außerhalb des wichtigen Freitagsgebets trennt ein Vorhang den 50 bis 60 Personen fassenden Gebetsraum in zwei Bereiche: einen für Frauen und einen für Männer – so wie es in einer Moschee üblich ist. Die Internetseite „moscheesuche.de“ weist ausdrücklich auf die spezifischen Merkmale von „R 12 T04 E96“ hin. Dort heißt es: „Die Moschee besitzt einen separaten Frauen- und Männereingang. Zum Freitagsgebet ist der Gebetsraum nur für Männer zugänglich, zum Asr-Gebet steht die Moschee dann auch wieder allen Schwestern offen.“
Mutmaßliche Repressalien im Namen Allahs unter dem Dach einer staatlichen Hochschule – diese Zeitung hat die Uni um eine Stellungnahme gebeten. Doch die Hochschulleitung widerspricht deutlich der „subjektiven Einschätzung, dass sich im Umfeld des vorhandenen Gebetsraums am Essener Campus ein fundamentalistisches Regime gebildet habe“.
Die Hochschule begründet die Schließung jedoch mit den vielen Moscheen in Campusnähe. „Deshalb wird der Gebetsraum im Zuge der umfassenden Baumaßnahmen in diesem Universitätsgebäude demnächst geschlossen“, heißt es. Gleichzeitig betont die Hochschulleitung, dass sich die Universität als weltanschaulich neutrale Einrichtung verstehe, „die grundsätzlich keine Religionsgruppe bevorzugt“. Jetzt werde sich die Leitung dafür einsetzen, dass Studierende und Uni-Angehörige sich in neutral gestaltete Räumlichkeiten zurückziehen könnten. Dieser„Raum der Stille“ erlaube es ihnen, zur Ruhe zu kommen oder auch beten zu können. Ausdrücklich betont die Uni, dass sie sich als „Ort der Toleranz und des friedlichen Miteinanders“ verstehe.
Muslimische Studentin zerstörte 2013 ein Comic-Plakat
Schon in der Vergangenheit ist die Essener Hochschule durch muslimische Eiferer und Fundamentalisten in ein unvorteilhaftes Licht geraten. Weil eine muslimische Studentin ihre religiösen Gefühle verletzt sah, zerstörte sie im Juni 2013 ein Comic-Plakat mit einer Schere. Ein frontaler Angriff auf die Freiheit der Meinung und der Kunst, auf den die Universität jedoch mit einem Akt der Selbstzensur reagierte. Die studentische Ausstellung „What Comics can do“ im Foyer der Bibliothek musste vorzeitig beendet werden, das Amtsgericht verurteilte die Bilderzerstörerin später zu einer 400-Euro-Geldstrafe wegen Sachbeschädigung.
Einst galten die wenigen muslimischen Studierenden am der Essener Campus als Exoten, doch längst treten sie zahlreich und selbstbewusst auf. Gemäßigte muslimische Studierende klagen bereits über ein Klima der Einschüchterung durch Fundamentalisten, die sich anmaßten darüber zu bestimmen, was muslimisch korrekt sei.
Bei der letzten Wahl zum Allgemeinen Studierenden Ausschuss avancierten die von Muslimen dominierten „United Students“ mit knapp 30 Prozent Stimmenanteil zur stärksten Gruppe im Studentenparlament. Eine ihrer zentralen Forderungen lautete: Halal-Essen in der Mensa und ein besserer Gebetsraum am Standort Duisburg.