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„Er war ein guter Junge“: Warum der Vater des ermordeten Mohammed nur noch aus Essen weg will – aber nicht darf

„Er war ein guter Junge“: Warum der Vater des ermordeten Mohammed nur noch aus Essen weg will – aber nicht darf

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Foto: KDF-TV

Essen. 

Mohammeds Kleiderschrank ist seit dem 9. April 2016 geschlossen. „Ich kann ihn nicht öffnen. Ich weiß, ich muss die Sachen von meinem Sohn langsam mal ausräumen. Aber ich kann es nicht, es ist zu schmerzhaft“, sagt Bahjat El-Kadi.

Das Zimmer seines Sohnes ist noch so, wie es an dem Tag war, als Mohammed starb. 21 Jahre lang lebte er dort zusammen mit seiner Familie im Essener Norden. Dann wurde er auf offener Straße erschossen.

Das Motiv: Blutrache

Mit sechs Schüssen streckte der 47 Jahre alte Mahmoud M. am 9. April 2016 den 21-Jährigen auf der Friedrich-Ebert-Straße nieder. Das Motiv: Blutrache. Denn ein Verwandter von Mohammed hatte einige Stunden zuvor den Bruder von Mahmoud M. niedergestochen.

Die Tat und der anschließende Prozess hatten damals für hohe Wellen gesorgt: Eine Diskussion um Clan-Fehden war entbrannt, um kriminelle Libanesen und archaische Parallelgesellschaften in Essen.

„Er war ein guter Junge“

Bahjat El-Kadi kann das alles immer noch nicht verstehen. „Ja, es gibt Verwandte in der Familie, die kriminell geworden sind“, sagt er. „Aber wir haben damit nichts zu tun. Und mein Junge erst recht nicht.“

Es habe ihn traurig gemacht, dass in der Öffentlichkeit und in der Presse nie ein Wort über seinen Sohn und den Schmerz seiner Familie gefallen sei. „Das hat er nicht verdient. Er war ein so guter Junge“, sagt der 47-Jährige und ringt nach Worten, bevor er den Satz abbricht.

„Meine Frau ist krank“

Eigentlich wollte auch seine Frau von ihrem Sohn erzählen. Doch die Aufregung war zu groß. „Sie ist zusammengebrochen. Seitdem Mohammed tot ist, ist sie krank“, sagt der Vater.

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Jeden Tag geht Bahjat El-Kadi zum Grab seines Sohnes. Und jeden Tag kommt der Schmerz wieder – mit voller Wucht: „Wenn ich die Bushaltestelle sehe. Von da ist er zum Fußball gefahren. Und wenn die Leute mich fragen, wie es mir geht und dass sie für Mohammed beten wollen“.

Nie kann er zur Ruhe kommen, sagt er. „Ich muss weg aus Essen. Ich will einfach nur weg. In eine andere Stadt“. Doch er darf nicht. Wie viele Libanesen in Essen hat Bahjat El-Kadi nur einen Duldungsstatus (Hier alle Infos zum Thema). Für ihn gilt eine Residenzpflicht.

„Er hat nichts gesehen von der Welt“

So wie sie auch für seinen Sohn galt. „Das ist das Schlimmste. Er hat nichts von der Welt gesehen, ist nie aus Essen rausgekommen“, sagt sein Vater. Als er 1988 aus Beirut vor dem libanesischen Bürgerkrieg geflohen war, hatte Bahjat El-Kadi sich die Zukunft anders vorgestellt. „Meine Frau und ich dachten, dass es die Kinder besser haben würden.“

Und Mohammed hatte Pläne: Er hatte viele Freunde, war beliebt, hat seinen Schulabschluss gemacht. Mit einem Umzugsunternehmen wollte er sich selbstständig machen. „Daraus wird nichts mehr“, sagt Bahjat El-Kadi.

Mahmoud M., der Mörder seines Sohnes, sitzt lebenslang im Knast. „Wir haben uns über das Urteil gefreut“, sagt Bahjat El-Kadi. Aber er wolle daran nicht mehr denken, Genugtuung sei ihm nicht wichtig.

„Das einzige, was ich will ist, dass die Stadt Essen mich und meine Familie wegziehen lässt. Das ist meine einzige Bitte“, sagt er. Inzwischen hat er einen syrischen Pass bekommen – Grundvoraussetzung, um eine längerfristige Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.

Doch bislang habe die Ausländerbehörde jeden seiner Anträge abgelehnt.