Die Städte Essen und Bochum fürchten Dramatisches! Pendler des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) in Nordrhein-Westfalen müssen sich womöglich auf höhere Fahrscheinpreise zum Jahreswechsel einstellen.
Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) plant aufgrund steigender Kosten eine Preiserhöhung von etwa sechs bis zehn Prozent. Diese Nachricht verkündete VRR-Vorstand José Luis Castrillo in Düsseldorf und löste damit keine Freude bei den Pendlern aus.
Essen: Nahverkehr sieht düsteren Zeiten entgegen
Die Finanzierung von Bus- und Bahnlinien gerät immer mehr außer Kontrolle. Inflation, steigende Energiekosten und hohe Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst treiben die Kosten in die Höhe. Doch das ist nicht alles: Die Verkehrsminister von Bund und Ländern haben immer noch nicht entschieden, wie die Folgefinanzierung des Deutschlandtickets ab 2024 aussehen soll. Aktuell sind die Ausgleichszahlungen für die Verkehrsbetriebe aufgrund des günstigen Deutschlandtarifs nur bis Ende dieses Jahres gesichert.
+++ Deutschlandticket in NRW: Heftige Kunden-Ohrfeige – DAS war so nicht abzusehen +++
Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch brachte es auf den Punkt: „Hier geht’s gerade ans Eingemachte. Der ÖPNV steht am Scheideweg. Wir müssen alles dafür tun, dass aus der Mobilitätswende kein Mobilitätsende wird“, forderte Eiskirch gegenüber der „WAZ“. Essens OB Thomas Kufen schloss sich an und forderte, die Finanzierung des Nahverkehrs grundlegend zu überdenken. Doch die finanziellen Möglichkeiten der Kommunen geben Anlass zur Sorge. (Mehr hier bei der WAZ.)
Zuschüsse keine Hilfe?
Kufen betonte, dass Bund und Länder gefragt sind, das finanzielle Risiko für den Ausbau des Nahverkehrs nicht auf die Kommunen abzuwälzen. Traditionell ist es Aufgabe der Kommunen, die ÖPNV-Finanzierung sicherzustellen und die Verluste der Nahverkehrsbetriebe ausgleichen. Ohne diese Unterstützung wären die Ticketpreise nicht wettbewerbsfähig.
Trotz Zuschüssen von Bund und Land stoßen dieses Modell und die finanzielle Belastung der Kommunen an ihre Grenzen. In Essen und Bochum sind die Verkehrsdefizite in den letzten Jahren exorbitant gestiegen. Es gibt kaum einen Politikbereich, in dem die Kosten so explodieren.
Das sagt die Verkehrsverbünde
Im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) sieht es nicht besser aus. Für das Deutschlandticket wird im Jahr 2024 von einem Finanzierungsbedarf von 330 bis 340 Millionen Euro ausgegangen. Der VRR kann dieses Geld selbst nicht aufbringen und fordert daher eine rasche Einigung von Bund und Ländern auf eine Finanzierungszusage.
Die Debatte um das Deutschlandticket hat die grundlegenden Probleme der ÖPNV-Finanzierung in den Hintergrund gedrängt. Die kommunale Verkehrsbranche klagt seit Jahren über zu wenig Geld. Die Finanzierung des ÖPNV-Angebots ist auf Kante genäht, trotz Milliardenzuschüssen. Die NRW-Verkehrsverbünde warnten vor einer „Kernschmelze“ des ÖPNV.
Die Zeit drängt, denn der VRR entscheidet jedes Jahr im September – also schon sehr bald – über die Tarife für das Folgejahr. Gibt es bis dahin keine klaren Signale von Bund und Ländern zur Finanzierung des Deutschlandtickets 2024, müssten die VRR-Gremien das Ticket auslaufen lassen und zum alten Tarifsystem zurückkehren. Das wäre ein Desaster.
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Die Alt-Tarife werden voraussichtlich ab Januar 2024 erheblich steigen, um die gestiegenen Kosten auszugleichen. Für Gelegenheitsfahrer und Alt-Kunden wird das Bus- und Bahnfahren damit so teuer wie noch nie. Die Zukunft des Nahverkehrs in NRW bleibt unsicher, und die Pendler schauen besorgt auf das kommende Jahr.