Nach dem verheerenden Ausgang einer Polizei-Kontrolle am Montag (26. Juni) in Essen werden erschreckende Einzelheiten zum Hergang und zu den Hintergründen bekannt. Zugleich sind viele Fragen offen, vor allem diese: Was wollte der Autofahrer, der einen Polizeibeamten auf der Flucht vor einer Verkehrskontrolle lebensgefährlich verletzt hat, verbergen? Die Polizei nennt dazu erste Details.
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Unterdessen sitzt der Fahrer in Untersuchungshaft. Er war am Dienstag einem Richter vorgeführt worden, der Haftbefehl erließ. Die Staatsanwaltschaft Essen wirft dem 39-jährigen Deutschen versuchten Mord vor.
Essener Polizist 30 Meter mitgeschleift
Rückblick: Am Montagnachnachmittag gegen 16.20 Uhr flüchtete der 39-Jährige mit einem Renault Megane vor einer Verkehrskontrolle (wir berichteten >>>). An der Flurstraße bog der Mann in eine Sackgasse ab und wendete. Zeitgleich stieg ein Polizei-Beamter aus dem Streifenwagen aus. Plötzlich beschleunigte der 39-Jährige und raste auf den Polizisten zu. Er erfasste den Beamten, der auf die Motorhaube geschleudert und etwa 30 Meter weit mitgeschleift wurde.
Warum löste sich ein Schuss aus der Waffe?
Im Zuge dieses Geschehens löste sich auch ein Schuss aus der Dienstwaffe des Polizisten. Hatte der Beamte noch in letzter Sekunde versucht, den sich nähernden Pkw mit einem Schuss zu stoppen? Oder löste dieser sich aus der Waffe, als der Beamte auf der Motorhaube aufschlug? Diese Details sind aktuell noch ungeklärt.
Ein massives Polizeiaufgebot mit Einsatzkräften aus mehreren Städten des Ruhrgebietes fahndete nach dem Fahrer. Beamte stellten ihn noch am Montagnachmittag in Essen-Dellwig. Unterdessen wurde der Polizeibeamte in Borbeck vom Notarzt behandelt und in ein Krankenhaus eingeliefert. Dort schwebte der Familienvater auch am Mittwochvormittag (28. Juni) immer noch in akuter Lebensgefahr.
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Was treibt einen Menschen dazu, einen andere Menschen – noch dazu einen Polizeibeamten – ungebremst über den Haufen zu fahren? Auf Nachfrage von DER WESTEN nennt Polizei-Sprecher René Bäuml erste Anhaltspunkte.
Falsche Kennzeichen, kein Führerschein
Demnach hatten die Polizisten den grauen Renault Megane ursprünglich anhalten wollen, weil der Fahrer keinen Sicherheitsgurt angelegt hatte. Auf den ersten Blick eine Lappalie, die keine Flucht rechtfertig. Weitere Ermittlungen haben inzwischen ergeben, dass der Renault nicht zugelassen ist. Es waren Kennzeichen angebracht, so René Bäuml, die nicht diesem Pkw zugeordnet waren. Des Weiteren ist der 39-jährige Fahrer nicht im Besitz einen gültigen Führerschein. Kurz nach dem Unfallgeschehen hatte es zunächst auch geheißen, gegen den polizeibekannten Mann liege ein schon bestehende Haftbefehl vor. Am Dienstagmittag teilte die Polizei jedoch mit, dass dieser Haftbefehl nicht mehr aktuell sei.
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Vorerst stellt sich also die Frage, ob die verschiedenen Verkehrsvergehen den Fahrer zu der Flucht durch Essen mit den bekannten verheerenden Folgen veranlasst hat – oder ob es noch andere gravierende Gründe gibt, die er vertuschen wollte. Dies zu ermitteln, ist jetzt Sache einer Mordkommission.