Der Wahlkampf läuft auf Hochtouren: Am 23. Februar ist die Bundestagswahl – und die Stimmung im Land könnte kaum aufgeheizter sein. DER WESTEN hat sich in der Essener Innenstadt umgehört, bei welchen Parteien die Wähler das Kreuz setzen wollen und wie sie zu CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz stehen.
Wenn es um die aktuelle Regierung in unserem Land geht, platzt einigen Deutschen der Kragen. Vertrauen in die Politik haben die meisten schon lange nicht mehr. Erst in den vergangenen Tagen gingen zehntausende Menschen bundesweit auf die Straße. Zu groß war die Empörung, dass die CDU erstmals mit der AfD im Bundestag die Mehrheit suchte. Auch in Essen protestierten die Menschen (wir berichteten).
Lehrer aus Hamm wollen die Grünen wählen
Ein paar Wochen vor der Wahl herrscht in Essen große Uneindeutigkeit darüber, wer uns denn nun in der Zukunft regieren soll. Peter (60) und Britta (48) aus Hamm sind am Dienstagvormittag (4. Februar) in der Essener City unterwegs. Sie wissen ganz genau, wer am 23. Februar ihr Kreuz auf dem Wahlbogen bekommt. „Ich werde die Grünen wählen, weil für mich die wichtigsten Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien sind“, betont Peter, der als Lehrer arbeitet.
+++Umfrage-Knall für CDU/CSU: Hat sich Merz doch nicht verzockt?+++
Auch seine Arbeitskollegin wolle die Grünen wählen. Angesprochen auf CDU-Chef Friedrich Merz und dem Zustrombegrenzungsgesetz wird Britta deutlich: „Da mit der AfD zusammenzuarbeiten, hat mich persönlich mehr als entsetzt.“ Auf dem CDU-Parteitag am Montag (3. Februar) stellte sich Merz inzwischen entschieden gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD (wir berichteten hier).
CDU-Wähler aus Essen von Merz nicht enttäuscht
Doch nicht alle sind von dem CDU-Kanzlerkandidaten so enttäuscht, wie es die Lehrerin aus Hamm ist. Jörg Becker (85) aus Essen spricht sich klar für die Merz-Partei aus. „Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt wählen soll, weil sich die Parteien im Augenblick nicht positiv verhalten. Ich werde aber das geringste Übel wählen und das ist die CDU“, meint er gegenüber DER WESTEN.
Merz würde er trotz der Tatsache, dass er einen Gesetzesentwurf gemeinsam mit der AfD durchbringen wollte, auch weiterhin vertrauen. „Natürlich kann man ihm noch vertrauen. Und ich verstehe die Diskussion nicht, die ist völlig falsch geleitet, weil Friedrich Merz hat von der Sache her völlig recht. Er will sachlich etwas durchsetzen, was die Migration anbetrifft und da stimmen andere zu. Ich muss doch zustimmen, wenn etwas sachlich in Ordnung ist, egal von wem der Vorschlag kommt und von wem der dann getragen wird.“
Uta Schrader (81) aus Essen hatte früher eine eigene Hautarztpraxis – und wählte ebenfalls lange Zeit die CDU. Doch damit ist es jetzt vorbei. Das begründet die Rentnerin so: „Ich bin eigentlich viele Jahre CDU-Wählerin gewesen, aber ich finde im Augenblick ist die Richtung der CDU mir dann doch zu weit rechts.“
Mehr Themen und News für dich:
Ehemalige Ärztin wünscht sich „Gegengewicht“
Ihrer Meinung nach müssen die Grünen als „Gegengewicht im Bundestag“ vertreten sein. „Auch, wenn ich nicht alles gutheiße, was die Grünen so sagen, aber ich finde das wichtig, dass die dabei sind und auch genügend Stimmen kriegen.“ Welche Parteien letztendlich die meisten Stimmen kriegen und unser Land künftig führen werden, entscheidet sich am 23. Februar.