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Essen: Clan-Eskalation und Straßenschlachten! Experte enthüllt das wahre Problem – „Besonders düster“

Die Sorge nach den Straßenschlachten in Castrop-Rauxel und Essen ist groß. Hat die Polizei die Lage noch im Griff? Ein Experte bezweifelt das.

© Markus Gayk/dpa & IMAGO / Future Image

Clan-Kriminalität in Deutschland: Woher kommen die Clans und wie kriminell sind sie?

Die Ereignisse am Donnerstag (15. Juni) in Castrop-Rauxel und in den Folgetagen in Essen halten das Ruhrgebiet in Atem. In beiden Städten kam es auf offener Straße zu Massenschlägereien zwischen Menschen syrischer und libanesischer Abstammung. Viele von ihnen bewaffnet. Die Polizei Essen spricht von Messern, Dachlatten und Baseballschlägern. Zeugen berichten auch von scharfen Schusswaffen und Macheten.

In den sozialen Netzwerken kursieren verstörende Bilder der Straßenschlachten. Die Polizei ist seit dem Ausbruch der Gewalt in höchster Alarmbereitschaft. Doch haben die Beamten die Lage noch unter Kontrolle? Sebastian Fiedler (SPD) hat daran seine Zweifel. Der ehemalige Kriminalbeamte und heutige Bundestagsabgeordnete (Wahlkreis 118: Mülheim- Essen I) legt im Gespräch mit DER WESTEN den Finger in die Wunde.

+++ Lage nach Massenschlägerei in Essen spitzt sich zu – HIER spielen sich erneut beunruhigende Szenen ab +++

Essen: „Männerhorden nicht hinnehmbar“

Warum genau sich hunderte Menschen in den letzten Tagen im Ruhrgebiet an die Gurgel gegangen sind, ist noch nicht eindeutig geklärt. Es soll sich um einen Streit zwischen verfeindeten Großfamilien syrischer und libanesischer Abstammung halten, heißt es aus Ermittlerkreisen. „Es ist nicht hinnehmbar, wenn sich Männerhorden zusammenrotten und teils sogar bewaffnen, um andere einzuschüchtern oder anzugreifen“, sagte Herbert Reul der „WAZ“. Der NRW-Innenminister schickte eine Kampfansage hinterher: „Bei uns gilt das Recht des Staates und nicht das Recht der Familie.“

Doch genau diese Worte kauft Sebastian Fiedler dem NRW-Innenminister nicht mehr ab. Aus seiner Sicht habe Herbert Reul seit seinem Amtsantritt im Jahr 2017 nicht die nötigen Schritte eingeleitet, um effektiv gegen kriminelle Clan-Strukturen vorzugehen. Die viel zitierte „Politik der 1.000 Nadelstiche“ löse nach Ansicht des 50-Jährigen nicht das Kernproblem bei der Polizei in NRW.

Der Bundestagsabgeordnete Sebastian Fiedler (SPD) kritisiert Herbert Reul scharf. Foto: IMAGO/Future Image

Lage in Essen „besonders düster“

Es sei zwar „nicht falsch hier und da eine Razzia zu machen“, analysiert der SPD-Politiker aus den Erfahrungen seiner Praxiszeit als Polizist und LKA-Ermittler. Das ändere jedoch nichts am Kernproblem der Polizei in NRW. In vielen Behörden fehle das notwendige Personal, um die Kriminalität effektiv zu bekämpfen. „Die Kripo blutet aus“, spricht Fiedler gegenüber DER WESTEN Klartext. Bei der Kriminalpolizei in Essen und Duisburg sei die Lage „besonders düster“.

Um das Problem der organisierten Clan-Kriminalität an der Wurzel zu packen, brauche es deutlich mehr qualifizierte Kriminalisten. Der SPD-Politiker spricht von einer notwendigen Ermittlungseinheit mit einer dreistelligen Anzahl von Beamten. Sie müssten abgestellt werden, um die Strukturen in dem dunklen Milieu aufzuhellen und entsprechende Strafverfahren gegen Drahtzieher einzuleiten. Das würde zwar nicht verhindern, dass hier und da „Theater auf der Straße“ stattfinde, wie in den letzten Tagen im Ruhrgebiet. Doch intensive Ermittlungsarbeit sei der einzige Weg, um die kriminellen Strukturen nachhaltig zu bekämpfen. Fiedler selbst habe Herbert Reul bei seinem Amtseintritt über fehlendes Fachpersonal informiert. Doch an den Personalproblemen habe sich aus seiner Sicht viel zu wenig getan. Zumal auch in diesem Jahr das Ziel von 3.000 Neueinstellungen bei der Polizei zu scheitern droht – ein zentrales Wahlversprechen der CDU im Wahlkampf vor der Landtagswahl im vergangenen Jahr.


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„Die Union und Herbert Reul müssen sich da an ihren eigenen Worten messen lassen“, so Fiedler, der die Polizei in NRW aktuell nicht ausreichend für den Kampf gegen die organisierte Kriminalität gewappnet sieht. Reul verwies im vergangen Jahr hingegen auf Ermittlungserfolge der Behörden. Die Anzahl der Haftbefehle gegen kriminelle Clan-Angehörige habe sich seit seinem Amtsantritt verdoppelt, teilte der NRW-Innenminister etwa vor der Landtagswahl mit. Aktuell kündigte Reul an, die Szene konsequent im Blick zu halten und weiterhin konsequent einschreiten. Tatsächlich zeigt die Polizei Essen in den letzten Tagen vermehrt Präsenz auf den Straßen. Die Lage blieb bis Montagnachmittag ruhig, wie ein Sprecher der Polizei gegenüber DER WESTEN mitteilte (mehr hier). Doch nach den Worten von Sebastian Fiedler ist die Sorge groß, dass die Polizei im Ruhrgebiet nicht für den nachhaltigen Kampf gegen die organisierte Kriminalität gewappnet sein könnte.