Es waren Szenen wie im Krimi, die sich auf einem Parkplatz in Essen abspielten. Zwei Männer hatten allem Anschein nach einen Ehrenmord geplant. Mit Pfefferspray, einem Messer und einer angeblich brennbaren Flüssigkeit sollen sie auf ihr Opfer losgegangen sein.
Eben diesem Opfer – ein 55-jähriger Mann aus Essen – gelang es, sich mit einem geradezu waghalsigen Manöver zu retten. Zahlreiche Menschen in der Umgebung bekamen den Vorfall mit. Die Polizei alarmierte ein Spezialeinsatzkommando (SEK), das die Tatverdächtigen wenig später festnahm.
Essen: Opfer schildert Attacke mit Messer und Pfefferspray
Zugetragen hat sich das alles am 12. Juni in Essen-Horst auf einem Parkplatz am Bonhoefferweg (>>> wir berichteten damals). Ein halbes Jahr später stehen die beiden Tatverdächtigen – ein Vater und sein Sohn, beide aus Essen – jetzt vor Gericht. Die Liste der Vorwürfe ist lang und gravierend: versuchter Mord, gefährliche Körperverletzung, schwerer Raub, Bedrohung.
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Was die beiden mutmaßlichen Täter – 18 und 41 Jahre – begangen haben sollen, gilt im Volksmund als „Ehrenmord“. Sie waren der Ansicht, dass ihr 55-jähriges Opfer eine außereheliche Beziehung zu der Frau des 41-Jährigen beziehungsweise der Mutter des 18-Jährigen hatte. Durch die Tat an jenem Mittwochabend wollten sie, so der Vorwurf, die Familienehre wieder herstellen. Ab 10. Dezember und zunächst bis in den Januar hinein müssen sie sich nun an mehreren Prozesstagen vor dem Landgericht Essen verantworten.
Hat waghalsiges Fahr-Manöver einen Ehrenmord verhindert?
Laut Anklageschrift wirft ihnen die Staatsanwaltschaft Folgendes vor: Vater und Sohn lauerten dem 55-jährigen Mann am 12. Juni gegen 22.15 Uhr auf, als dieser gerade sein Auto abstellte. Der 41-Jährige setzte sich auf den Beifahrersitz, hielt dem Mann die Spitze eines Messers an den Hals, hielt in der anderen Hand eine unbekannte Flüssigkeit. Er drohte laut Anklage seinem Opfer, es umzubringen und zu verbrennen. Als es dem 55-Jährigen gelang, die Hand mit dem Messer festzuhalten, soll der 41-Jährige die Flüssigkeit über den Mann geschüttet haben. Gleichzeitig kam der 18-jährige Sohn an die Fahrerseite des Autos und sprühte dem 55-Jährigen Pfefferspray ins Gesicht. Diesem gelang es, den Motor zu starten und rückwärts gegen ein geparktes Auto zu fahren. Der Aufprall erregte die Aufmerksamkeit anderer Menschen. Laut Anklage sprang der 41-jährige Tatverdächtige aus dem Fahrzeug, um nicht mitgeschleift zu werden, und flüchtete. Der 18-Jährige ebenso.
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Das 55-jährige Opfer erlitt unter anderem brennende Augen, eine Schnittspur am Hals und Verletzung an der Hand. Es fuhr zur Polizei, die schließlich ein SEK alarmierte. Noch in der Nacht nahmen Spezialkräfte den Vater und seinen Sohn in einer Wohnung im Essener Stadtteil Horst fest. Sie befinden sich seither in Untersuchungshaft.
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Zwar erwies sich die erwähnte Flüssigkeit später als nicht brennbar. Dennoch formuliert die Staatsanwaltschaft einen klaren Tatvorwurf in Richtung des Vater-Sohn-Duos: „Sie wollten die Familienehre wiederherstellen und nahmen in Kauf, den Geschädigten zu töten.“ Wenn die drei vom Landgericht Essen angesetzten Prozesstage ausreichen, soll am 7. Januar 2025 das Urteil gesprochen werden.