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Essen: Familie schaut aus Küchenfenster – dieser Anblick stinkt allen gewaltig

Familie Bronat aus Essen-Überruhr ist sauer – und das schon lange. Jeden Donnerstag steht eine stinkende Armee vor ihrem Küchenfenster.

Frau reißt Küchenfenster auf
© IMAGO / Westend61

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Unfassbar, was da in Essen abgeht! Jede Woche das Gleiche für Familie Bronat. Patrick Bronat (41) wohnt mit Frau und Kind in der Langenbergstraße 482 in der ersten Reihe des Neubaugebietes „Am Heinrichpark“.

Und jeden Donnerstag muss er immer wieder das gleiche Trauerspiel vor seinem Haus beobachten. Und das stinkt ihm gewaltig.

Essen: Ein Fall für die Tonne

Die Familie gehört der Eigentümergemeinschaft der Wohnungen Am Heinrichpark nicht an. Diese Entscheidung entsprang reichlicher Überlegungen. „Dies war uns beim Hauskauf sehr wichtig, da wir uns gerne aus Streitigkeiten etc. heraushalten und dies ist durch viele Eigentümer ja vorprogrammiert.“ Doch mit dem Ärger, der nur wenig später starten sollte, hätten selbst die Bronats nicht gerechnet.

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Denn schon bei der Planung der Siedlung habe es einen entscheidenden Fehler gegeben, sagt der Hausbesitzer – und zwar bei den Müllplätzen. „Die EBE (Entsorgungsbetriebe Essen) weigert sich aus verschiedenen Gründen mehr als eine festgesetzte Meteranzahl rückwärts zu fahren.“ Daher holt sie auch die Papier- und Restmülltonnen der hinteren Häuserreihen nicht ab. Remondis (gelbe Tonne) fahre die Straße hingegen entlang und sammle die Tonnen ein.


Das ist der Heinrichpark:

  • Neubaugebiet in Überruhr
  • Projekt der Markus Bau, vermarktet von der Sparkasse Essen
  • Beim Spatenstich (7. September 2016) war sogar Oberbürgermeister Thomas Kufen dabei

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Es wurden Lösungen gesucht, umgesetzt und dann wieder verworfen. „Bis dahin ging der Streit uns hier vorne nichts an“, war Bronat noch erleichtert. Doch eines Tages standen die großen Rolltonnen plötzlich allesamt vor seinem Haus – nur wenige Meter vom Küchenfenster entfernt.

Stinkende Mülltonnen tagelang vor der Tür

2021 fing der Ärger für Familie Bronat an. Nach einem Gutachten und einer Anordnung der Stadt stehen die Tonnen nun direkt an ihrem Zaun. „Ca. 2,70 vom Küchenfenster und am Sandkasten und Spielturm meiner Tochter – ein wirklicher Genuss im Hochsommer“, beschwert sich der Vater. Die offizielle Erklärung: Der Gehweg gehöre der Stadt und die Familie hätte die Entscheidung „zu dulden“.

„Man muss dazu sagen, dass der Hausmeisterservice teils schon am Vormittag des eigentlichen Leertages und manchmal mehr als 48 Stunden nach der Leerung diese Tonnen wieder zurückgestellt hat“, erklärt der 41-Jährige weiter. „Also standen diese stinkenden Dinger Tage vor unserer Tür.“ Die Familie holte sich Hilfe bei einem Anwalt und legte weiterhin Beschwerde bei der Stadt ein. Zumindest standen die Tonnen danach nur noch maximal einen Tag lang vor dem Haus. „Ein kleiner Erfolg, aber auch keine Lösung für uns.“ Doch dann kam es plötzlich noch dicker.

Essener resigniert: „Glaube nicht mehr, dass sich etwas ändert“

Essen-Überruhr Tonnen stehen vor Familienhaus
Dieser Armee von Mülltonnen muss sich die Familie aus Essen beinahe jede Woche stellen. Foto: Patrick Bronat

„2022 dann standen plötzlich eine Armee von kleinen Tonnen an unserem Zaun“, bemerkte Bronat mit Schrecken. Offenbar versuchte der Anwalt der Hausgemeinschaft die EBE doch noch zum Abholen der Tonnen zu bringen. Nach einem Gutachten durften diese aber wegen des Gefälles der Gehwege keine Rollcontainer sein, sondern eben nur normalgroße Tonnen. „Also wurde erlassen, dass die großen Tonnen gegen diese kleine ausgetauscht wurden und jetzt steht diese Armee der Tonnen vor unserer Tür“, bedauert der Anwohner. Jeden Donnerstag kommen die Grauen und alle vier Wochen ebenfalls donnerstags die Blauen.


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„Wir können mittlerweile nur noch über so viel Unfähigkeit seitens EBE und der Stadt Essen lachen, mehr bleibt uns ja nicht übrig“, resigniert er. „Ich glaube, würden wir nicht in Überruhr, sondern in Bredeney leben, gäbe es hier schon lange eine Lösung.“ Auf die Hilfe des Anwalts kann die Familie auch nicht mehr zählen, da ihr Rechtsschutz eine Klage gegen die Stadt nicht bezahlt. „Nach den vergeblichen Stunden, eher Tagen, die ich schon mit diesem Thema verschwendet habe, glaube ich eh nicht mehr daran, dass sich etwas ändert.“

Auch auf Anfrage von DER WESTEN konnte die Stadt bis jetzt noch keine Lösung anbieten. Der Sachverhalt sei „sehr komplex“ heißt es von einem Sprecher. Aufgrund von „Unfallverhütungsvorschriften“ müssten die Tonnen auf der öffentlichen Fläche an dem Haus 482 G stehen. Da diese frühestens am Vorabend der Leerung und „unverzüglich“ danach wieder von den Eigentümern zurückgeholt werden müssten, würden sie somit „nicht dauerhaft“ dort stehen. Die Stadt verweist hier auf das noch laufende Klageverfahren.