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Essen: Integration gescheitert? Expertin nach Silvester-Gewalt: „Neues Phänomen“

Die Silvester-Gewalt gegen Einsatzkräfte auch in Essen sorgt für Bestürzung. Eine Migrationsforscherin spricht jetzt Klartext!

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© IMAGO / Funke Foto Services

Attacken zu Silvester: Debatte um Böllerverbot neu entfacht

Die massiven Attacken auf Einsatzkräfte in der Silvesternacht sorgen für Bestürzung und haben eine Debatte über ein Böllerverbot neu angefacht. Polizisten, Feuerwehrleute und Rettungskräfte waren in Berlin und anderen Städten direkt mit Böllern und Raketen beschossen worden.

Die Silvesternacht in Essen steckt Polizisten, Rettungskräften und Feuerwehr noch in den Knochen. Vor allem haben aber die Geschehnisse in Berlin zahlreiche Menschen und Politik geschockt. Die Liste der Straftaten, wegen der ermittelt wird, ist auch in Essen lang: Angriffe auf Beamte, Brandstiftung, Verstöße gegen das Sprengstoffgesetz und Landfriedensbruch.

Jetzt ist eine Debatte um gescheiterte Integration neu entbrannt, denn die Mehrheit der mutmaßlichen Täter scheint Migrationshintergrund zu haben. Das subjektive Gefühl: Sie haben null Respekt vor dem Staat, vor Polizei, vor Feuerwehr oder vor Rettungskräften. Sind die Silvester-Randale von 2022 erst der Anfang? DER WESTEN hat mit Dr. Seyran Bostanci vom Deutschen Zentrum für Migrations- und Integrationsforschung gesprochen – und sie spricht Klartext!

Essen: Nach Silvester-Randale! Debatte um gescheiterte Integration

Die Migrationsforscherin warnt zunächst davor, den Migrationshintergrund allein für etwaige Straftaten heranzuziehen. Bostanci über die Randale in Essen: „Dort haben die meisten Jugendlichen einen Migrationshintergrund, in Essen ist das fast jeder Zweite. Da ist es nicht überraschend, dass sie auch unter den Tätern stark vertreten sind. Der Migrationshintergrund allein erklärt aber noch gar nichts.“

Und weiter: „Grundsätzlich sind männliche Jugendliche und junge Menschen eher gewaltbereit als andere Gruppen. Die Forschung zeigt, dass Gruppen junger Männer, insbesondere unter Einfluss von Alkohol und anderen Drogen, oft gefährlich werden können.“

Die verwüstete Haltestelle der Ruhrbahn am Katernberger Markt. Die Haltestelle liegt gegenüber der Polizeiwache Katernberg. In der Silvesternacht wurde randaliert. Foto: Kerstin Kokoska/ FUNKE Foto Services

Migrationsforscherin spricht Klartext: „Grund zur Sorge“

Dass Polizei, Feuerwehr und Rettungskräfte und damit staatliche Institutionen angegriffen werden, sei für sie eine Tendenz, die in der gesamten Gesellschaft zu beobachten sei. Die Expertin verweist auf den vereitelten Putschplan von Reichsbürgern kurz vor Silvester, fügt hinzu: „Dass Feuerwehr und Rettungskräfte bedroht werden, ist ein relativ neues Phänomen, das aber nicht nur an Silvester zu beobachten ist: Solche Fälle haben insgesamt zugenommen. Dass der Staat und seine Institutionen insgesamt an Respekt und Ansehen verlieren, ist Grund zur Sorge.“

Dagegen sei es nicht neu, dass der Polizei mit Aggressivität begegnet würde. Die Forscherin zu DER WESTEN auf Nachfrage: „Die aktuelle Debatte um die Silvesternacht zeigt, dass die Sensibilität dafür zugenommen hat. Dadurch nehmen die Berichte zu diesem Thema zu. Das ist wichtig und richtig.“

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Migrationsforscherin Dr. Seyran Bostanci. Foto: Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung

Expertin: Böllerverbot würde Gewaltbereitschaft nicht verändern

Sie schränkt aber auch ein: „Allerdings kann das auch dazu führen, dass der Eindruck entsteht, die Aggressionen gegenüber der Polizei hätten insgesamt zugenommen. Ob das stimmt, lässt sich nur sagen, wenn man Statistiken von früher und heute vergleicht, sofern dazu Zahlen vorliegen.“ Auch wenn sie ein generelles Böllerverbot befürworte, würde das nichts an der Gewaltbereitschaft von Gruppen junger Männer ändern, so Bostanci weiter.


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Sie schlägt vor: „Wichtig ist, dass man das als ein Problem der gesamten Gesellschaft versteht und nicht auf einzelne Gruppen reduziert. Das schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Was wir brauchen, sind Maßnahmen, die das Vertrauen in staatliche Institutionen stärken und sowohl Rassismus und Diskriminierung wie auch Gewalt entgegenwirken.“