Eskaliert der Clan-Krieg in Essen bald völlig? Seit der Massenschlägerei am Freitag (16. Juni) mitten in der City ist die Polizei in Alarmbereitschaft, zeigt sichtbar Präsenz. Hunderte Männer lieferten sich eine Schlägerei in und vor einem syrischen Restaurant, schlugen u.a. mit Baseballschlägern und Dachlatten aufeinander ein. Möbel flogen herum, Glas zerbrach, unbeteiligte Zeugen flüchteten erschrocken.
Erst ein Großaufgebot der Polizei inklusive Hubschrauber, Hunden und einer Hundertschaft konnte die beiden Gruppen aus verfeindeten Libanesen und Syrern trennen und noch Schlimmeres verhindern (mehr hier). Jetzt stellt sich die Frage: Wie geht es weiter? Ist (erstmal) Ruhe eingekehrt? Und welche Rolle spielt die Polizei?
Essen: Brüchiger Frieden im Clan-Krieg
Kaum zu glauben, aber augenscheinlich hat ein berüchtigter „Friedensrichter“ zumindest vorerst die Wogen geglättet. DER WESTEN liegt ein Video vor, das einen Schlichter in einer Moschee im Essener Norden zeigt. Um ihn herum sind mehrere ältere Oberhäupter syrischer Familien versammelt. Der Friedensrichter appelliert an sie, fordert von ihnen „ein Entgegenkommen“ und die „Beilegung des Kriegsbeils mit den Libanesen“.
Im Klartext: Er ist als Autorität anerkannt, schafft es, für Ruhe zu sorgen – und nicht etwa ein deutsches Gericht oder die Polizei! „Friedensrichter“ sind in einigen islamischen Kulturen verbreitet, vermitteln bei Streitigkeiten zwischen Familien und Stämmen. Ihr Ziel: ein gesichtswahrender und nachhaltiger Frieden zwischen allen Beteiligten. Ob es ihm im Clan-Krieg von Essen gelungen ist, wird sich noch zeigen müssen.
Polizei: „Dulden keine Paralleljustiz“
Die Polizei Essen weiß vom Einsatz eines „Friedensrichters“, teilt mit: „Als Polizei dulden wir keine Paralleljustiz und lehnen den Einsatz möglicher sogenannter ‚Friedensrichter‘ kategorisch ab. Mit dem Einsetzen solcher ‚Friedensrichter‘ wird der Rechtsstaat wissentlich missachtet und das rechtstaatliche Ermittlungsverfahren massiv erschwert. Ergebnisse von möglichen Verhandlungen spielen für das weitere Ermittlungs- und Strafverfahren der Behörden keine Rolle.“
Clan-Experte Ahmad A. Omeirate (38) aus Berlin zweifelt daran, dass jetzt langfristiger Frieden zwischen Libanesen und Syrern herrscht. Gegenüber DER WESTEN sagt er: „Ein ‚Friedensrichter‘ kann höchstens eine temporäre Lösung sein.“
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Und weiter: „In Castrop-Rauxel wurde bereits ein Syrer lebensgefährlich mit einem Messer verletzt. Sollte es zu einem ersten Todesopfer kommen, besteht entweder die Gefahr einer Blutrache oder es wird Blutgeld gefordert. Wenn dies nicht geschieht, könnte die Situation in Essen vollständig eskalieren!“ Da könne dann auch ein ‚Friedensrichter‘ nicht helfen…