Essen steht unter Schock nach einem Angriff auf die Alte Synagoge. Am Freitagvormittag (18. November) alarmierte ein Zeuge die Polizei Essen. Der Grund: Einschusslöcher an der Alten Synagoge am Rabbinerhaus!
Verletzte gibt es zum Glück nicht. Auch eine andauernde Gefahr für die Bevölkerung schloss die Polizei Essen am Freitagmorgen aus. Die Synagoge wurde dennoch hermetisch abgeriegelt. Das jüdische Gotteshaus wurde akribisch durchsucht.
Am Samstag (19. November) wurde die Polizei wegen vermeintlicher Einschusslöcher auch zur Neuen Synagoge in Essen gerufen. Mehr Infos findest du weiter unten im Text.
Essen: Schüsse auf Synagoge – Video aufgetaucht
„Wir setzen momentan einen Sprengstoffspürhund am Einsatzort ein um weitere Gefahrenquellen auszuschließen“, teilte die Polizei am Freitagmittag mit. Nach ersten Erkenntnissen soll es sich um vier Einschüsse einer scharfen Waffe handeln.
Später teilten die Einsatzkräfte mit, dass wohl Aufnahmen der Tat entstanden sind: „Uns wurde eine Videoaufnahme zur Verfügung gestellt, auf der eine Person bei einer Schussabgabe zu erkennen sein könnte“, so die die Polizei Essen. Allerdings sei die Aufnahmequalität so schlecht, dass bislang noch keine weiteren Angaben gemacht werden könnten. Das Video könne noch nicht veröffentlicht werden bis es von Polizei und Justiz freigegeben worden sei, heißt es weiter.
Das beschädigte Türelement sei zur weiteren kriminaltechnischen Untersuchung ausgebaut worden. Die Videoaufzeichnungen würden weiter ausgewertet.
Essen: NRW-Innenminister Reul spricht von „Anschlag“
Inzwischen hat sich auch Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) zu der Tat geäußert: „Der Anschlag auf die alte Synagoge in Essen erschüttert mich zutiefst“, sagte Reul. „Die vorhandenen Videoaufzeichnungen werden jetzt mit Hochdruck ausgewertet. Der Staatsschutz ist eingebunden.“ Die jüdische Gemeinde Essen könne „sich darauf verlassen, dass wir alles tun, um den Täter schnellstmöglich zu ermitteln“, so Reul.
Auch der NRW-Landtag werde sich mit dem Anschlag beschäftigen. SPD und FDP haben eine Sondersitzung des Innenausschusses beantragt. Vor dem Hintergrund der besorgniserregenden Zunahme antisemitischer Straftaten solle die Landesregierung in einer Sondersitzung über den Sachstand bei den Ermittlungen und die bisher bekannten Hintergründe der Tat berichten, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Presse-Agentur (dpa).
Aktuell fahnde die Polizei nach dem Täter. Ob es sich dabei wie ursprünglich angenommen um einen Mann handele, stehe noch nicht ganz fest. Dies sei auf den Aufnahmen nicht eindeutig zu erkennen gewesen.
Schüsse auf Synagoge – Polizei Essen bittet um Hilfe
Die Polizei verstärkte ihre Präsenz an dem Gebäudekomplex in der Innenstadt. „An allen jüdischen Einrichtungen in Essen und Mülheim wurden die Schutzmaßnahmen erhöht“, sagte ein Polizei-Sprecher.
Weitere Nachrichten:
Die Ermittler verweisen explizit darauf, dass verdächtige Beobachtungen aus folgenden Bereichen wichtig sein könnten:
- Rathausgalerie
- Rathaus Essen
- Schützenbahn
- Steeler Straße
Die Beamten weisen darauf hin, dass Zeugen im Notfall die „110“ wählen sollen.
Fahndung nach Unbekanntem gestartet
Durch mittlerweile ausgewertetes Videomaterial ist die Polizei Essen jetzt auf einen unbekannten Mann aufmerksam geworden, der sich zur Tatzeit in der Nähe der Alten Synagoge aufgehalten halten soll und deshalb möglicherweise Hinweise zur Tat geben könnte:
Die Ermittler bitten nun in der Hoffnung auf Hinweise auf die Identität des Unbekannten auf Mithilfe aus der Bevölkerung. Kennst du den Mann von den Bildern oder hast im Tatzeitraum irgendetwas mitbekommen? Dann melde dich bitte unter 0800 66 77 123 bei der Polizei.
Essen: Beamte finden vermeintliche Schusslöcher an der Neuen Synagoge
Auch am Samstag, 19. November, sitzt der Schock über den Angriff auf die Alte Synagoge tief. Im Zuge der polizeilichen Schutzmaßnahmen behielten Beamte auch die Neue Synagoge im Südostviertel im Auge.
Dabei fielen den Einsatzkräften ältere Beschädigungen am Kuppeldach auf. Laut Polizei soll es sich bei diesen möglicherweise um Schusslöcher handeln. Aktuell werde allerdings noch geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten an der Alten und Neuen Synagoge gibt.