Stefan Romberg aus dem Wirtshaus zur Heimlichen Liebe am Baldeneysee in Essen hat sich im Gespräch mit DER WESTEN ordentlich Luft gemacht. Der Restaurant-Chef schimpfte mächtig über das Verhalten des Personals in Küche und Service. Welche Situationen den Essener Gastronomen besonders auf die Palme gebracht haben, kannst du hier nachlesen >>>
Auf den Bericht meldete sich nun ein Kellner zu Wort, der den Rundumschlag so nicht stehen lassen will. Von dem „Gejammer“ der Gastronomen sei er nur noch genervt.
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Essen: Kellner schlägt zurück
Matthias (Name auf Wunsch geändert) arbeitet seit Jahren als ausgebildete Fachkraft in der Gastronomie. Zu dem Restaurant in Essen könne er als Münchner zwar keine konkreten Aussagen treffen. Seiner Einschätzung nach seien die Probleme allerdings in der gesamten Branche hausgemacht.
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So hätten viele Betriebe nach der Corona-Pandemie deutlich weniger Personal eingestellt – und würden vor allem schlechter bezahlen als zuvor. Er selbst habe noch einen leistungsorientierten Altvertrag. Heißt: Je mehr Umsatz er in seiner Schicht generiert, desto mehr verdient er. Neu eingestellte Kollegen würde man hingegen mit Mindestlohn abspeisen – ein Phänomen, das nicht nur in seinem Wirtshaus zu beobachten sei. Und das ist noch nicht alles.
„Das ist Sklaventum“
So würde kaum jemand in Service oder Küche noch unbefristet angestellt. Stattdessen würden große Wirtshäuser in München sogar eigene Leihfirmen gründen, um Personal herumzureichen. Kellner müssten sich deshalb von unbefristetem Vertrag zu unbefristeten Vertrag hangeln – und das bei regelmäßigen 15-Stunden-Schichten in Sechst-Tage-Wochen. „Das ist Sklaventum“, urteilt Matthias und beklagt teilweise „unmenschliche“ Arbeitsbedingungen: „Hier hält sich niemand an Gesetze.“
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„Wer will diesen Job noch machen?“, fragt der Kellner offen. Seine Beobachtung: Wer ungebunden ist, würde bereits nach Österreich oder in die Schweiz abwandern, weil dort besser bezahlt werde. Wer hingegen familiär oder anderweitig gebunden ist, würde in andere Branchen wechseln, um sich die Mieten in München überhaupt leisten zu können. Übrig bleiben diejenigen mit Altverträgen und ungelernte Kräfte, die auf dem Arbeitsmarkt sonst wenig Chancen.
Sich bei dieser Gemengelage über die Arbeitskräfte zu beschweren, sei aus Sicht von Matthias zu einseitig. Er empfiehlt: Bessere Arbeitsbedingungen schaffen. Dann steige auch die Qualität der Arbeit wieder.