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Ruhrbahn-Chaos in Essen: Kunden stinksauer – „Das ist unter aller Sau“

Ruhrbahn-Chaos in Essen: Kunden stinksauer – „Das ist unter aller Sau“

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Die U-Bahn-Station Rüttenscheider Stern am Donnerstagmorgen. Foto: DER WESTEN

Essen. 

Am Donnerstag hat größtenteils Chaos auf den Strecken der Ruhrbahn in Essen geherrscht. Tausende Kunden haben Verspätungen oder sogar Ausfälle ihrer Bahnen und Busse hinnehmen müssen. Der Grund: Eine kurzfristige Versammlung des Betriebsrates, die am Dienstag angekündigt und am Donnerstag einberufen wurde.

Das sorgte dafür, dass in Essen und Mülheim viele Fahrer der Ruhrbahn ihr gesetzliches Grundrecht auf die Teilnahme an der Betriebsratsversammlung wahrnehmen wollten. Doch die Ruhrbahn wusste selbst am Donnerstagmorgen immer noch nicht, welche Fahrer wann teilnehmen und wann sie wieder im Einsatz sind.

Ruhrbahn in Essen: Kunden sind sauer über fehlende Infos

Dementsprechend dürftig fielen die Informationen aus, die seitens der Ruhrbahn an die Öffentlichkeit gegeben werden konnten.

Wer am Donnerstagmorgen in die App der Ruhrbahn schaute, bekam dort bei der Verbindungssuche keine Hinweise darauf, dass etwas nicht stimmt. Zwar bekam der User direkt eine „Message of the day“, wenn er die App eingeschaltet hat. Darin enthalten die Nachricht, dass es zu Verzögerungen kommen kann zwischen 7 und 18 Uhr. Und auch die Hinweise auf die Bahnen, die in jedem Fall fahren.

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Aber keinerlei Hinweise darauf, in welcher Taktung betroffene Bahnen fahren. Nur, dass sie fahren können. Und genau das ärgerte die Kunden am Donnerstagmorgen am meisten.

Passagiere warten lange auf U-Bahnen – Infos gibt es kaum

An der U-Bahnhaltestelle Rüttenscheider Stern standen am Morgen viele Pendler knapp 30 Minuten und warteten auf die U11, die Richtung Gelsenkirchen-Buer fahren soll.

Als diese endlich eingetroffen war, Erleichterung. Doch dann das: Am Berliner Platz war plötzlich Schluss, der Fahrer der Bahn sagte durch: „Diese Bahn endet hier, bitte alle aussteigen.“ Der Unmut war groß.

„Wir sind zwei Stationen vorher am Hauptbahnhof, von wo es deutlich leichter ist, eine Alternative zu finden. Wieso wird es erst am Berliner Platz durchgesagt, dass die Bahn hier stoppt?“, regte sich eine Frau mittleren Alters auf. In ihre Schimpftirade stimmten viele mit ein.

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Jeder hat Verständnis für Versammlung des Betriebsrates

Verständnis für die Betriebsratsversammlung hatte hier am Donnerstagmorgen übrigens jeder. Aber die mangelnden Informationen regten die meisten auf.

„Ein Betriebsrat ist gut und wichtig. Aber dass ich als Kunde hier keine Infos darüber bekomme, wann meine Bahn fährt, ob sie fährt und wo sie hält. Das ist unter aller Sau“, sagt Corinna K. (41). Sie muss zur Arbeit, ein Auto hat sie nicht. Nun muss sie am Berliner Platz auf die nächste Bahn warten und hoffen, dass diese bis nach Gelsenkirchen fährt.

Wie Pressesprecherin Simone Klose erklärt, hat die Ruhrbahn keinen Einblick, welche Mitarbeiter ihren Dienst antreten und welche nicht.

Ruhrbahn hat am Dienstag von der Versammlung erfahren

„Von der Betriebsversammlung haben wir am Dienstag erfahren. Wir haben die Mitarbeiter gebeten, bis Mittwochmittag Bescheid zu geben, ob sie ihren Dienst wahrnehmen“, schildert Klose. „Wenn wir bestreikt werden, können wir mit Vorlauf planen. In der jetzigen Situation geht das nicht.“

Auch Pressesprecherin Sylvia Neumann bestätigt am Donnerstagmorgen, dass es „zu viele Kurse und zu viele Fahrten seien, um einen Überblick darüber zu haben, welche Bahnen wann fahren.“

Wieso der Bahnführer der U11 am Donnerstagmorgen allerdings nicht eher darüber informiert hat, dass die U-Bahn am Berliner Platz endet, ist ihr auch unklar. Dem werde man nachgehen, ob der Fahrer dies überhaupt durfte.

Dass Kunden sauer sind, kann Sprecherin der Ruhrbahn verstehen

„Da kann ich die Kunden absolut verstehen, dass sie sauer sind. Wenn es geplant ist, dass die Bahn dort vorzeitig hält, muss man darüber auch frühzeitig informieren. Und ob er einfach spontan stoppen durfte, muss nun geprüft werden“, so Neumann.

Bis 18 Uhr soll die Einschränkung der Ruhrbahn noch dauern. Aber selbst, wenn alle Fahrer wieder im Dienst sind, dauere es nochmal mehrere Stunden, bis alles wieder normal laufe.

Anlass für die Betriebsversammlung sind die Sparpläne der Mülheimer Politik. Zwischenzeitig ist ein massives Sparpaket, dem mehrere Linien zum Opfer gefallen wären, abgeschmettert worden. Dennoch ist weiterhin die Abschaffung und Einschränkung der Linien U18, 104 und 901 geplant. Die Bezirksregierung Düsseldorf rät dringend von dem Sparvorhaben ab.