Schluss mit Schönrederei! Professor Jochen Werner, Chef der Uniklinik in Essen, redet jetzt Klartext. Die Lage in den deutschen Krankenhäusern ist dramatisch und seine Prognose für die kommenden Jahre verheißt nichts Gutes.
Laut dem Chef der Uniklinik Essen weist das Gesundheitssystem in Deutschland gravierende Mängel auf. Wenn nicht bald gehandelt werde, sind die Patienten die Leidtragenden. Im Interview mit DER WESTEN hat Professor Jochen Werner seinen radikalen Lösungsvorschlag verraten und erklärt, für welchen Bereich er jetzt schon schwarz sieht.
Essen: Chef der Uni-Klinik legt den Finger in die Wunde – „Wird nie aufhören“
Der Personalmangel sei über Jahrzehnte nicht richtig ernst genommen worden, sodass der ärztliche Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen auch für die kommenden Jahre schwarz sieht: „Wir hören ja schon seit über 30 Jahren, dass wir einen Pflegenotstand haben werden. Tatsache ist, wir haben jetzt diesen gravierenden Mangel an Pflegepersonal – und der wird nie aufhören. Ganz sicher werden wir zumindest zu unseren Lebzeiten nicht genug Pflegekräfte haben.“
Was für eine „riesige Zeitbombe“ der Personalmangel in den deutschen Kliniken darstellt, hat er auch in seinem kürzlich erschienen Buch „So krank ist das Krankenhaus“ wiedergegeben. Darin geht Werner auf die Ursache für das Problem ein: „Immer ältere Patienten, immer weniger Beitragszahler, immer weniger Beschäftigte sind eine riesige Zeitbombe.“
Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Köln könnten in Deutschland in der stationären Versorgung bis zum Jahr 2035 rund 307.000 Pflegekräfte fehlen. Die Versorgungslücke im Pflegebereich insgesamt könnte sich bis zu diesem Jahr auf insgesamt knapp 500.000 Fachkräfte vergrößern.
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Essener Professor will Krankenhäuser schließen
Damit Patienten in Zukunft nicht um ihre Versorgung bangen müssen, sei es notwendig, dass das gesamte System umgedacht werde. Dafür schlägt der ehemalige Hals-Nasen-Ohren-Spezialist zwei drastische Schritte vor: „Wir müssen diese Situation bestmöglich managen, das Krankenhauswesen verändern und zum Beispiel Krankenhäuser schließen oder umstrukturieren.“ Professor Werner plädiert dafür, mehr auf Spezialisierungen zu setzen, Pflegekräfte und Ärzte besser zu verteilen und insgesamt die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Krankenhäuser zu stärken.
Unter NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann werde die Transformation der Krankenhauslandschaft bereits umgesetzt. Doch das reiche nicht aus. „In meinen Augen braucht es darüber hinaus eine bundesweite Initiative und vor allem Steuerung.“ Wenn jedes einzelne Bundesland seinen eigenen Kurs fahre, komme das Gesundheitssystem nicht von der Stelle.
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Düstere Prognose – Gesundheitssystem steht an einem Scheideweg
Im zweiten Schritt müsse der Rückschritt in der Digitalisierung endlich aufgeholt werden, damit die Umstrukturierung der Krankenhäuser erfolgversprechend sei. Der Uniklinik-Arzt sieht Deutschland an dieser Stelle im internationalen Vergleich weit abgeschlagen.
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Deshalb liegt für Professor Jochen Werner die Lösung für die Probleme des Gesundheitswesens im „Smart Hospital“. Ein Modell, das Technologie sinnvoll nutzt und den bürokratischen Aufwand für das Personal reduziert, sodass mehr Zeit für die Patienten bleibt. Dafür sei es auch entscheidend, den Datenschutz zu lockern und für die Patientenversorgung zu nutzen:
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„Wenn wir nicht endlich damit beginnen, stärker mit den Daten zu arbeiten, dann werden Amazon, Google und Co. endgültig übernehmen. Weil die schon heute vieles haben, worüber wir noch diskutieren. Dann würden wir am Ende Fremdnutzer sein“, so die düstere Prognose des langjährigen Arztes, wenn alles so bleibt wie bisher. Werner hofft, dass so schnell wie möglich ein Umdenken stattfinden wird – und das bundesweit.