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Essener Einzelhandel drängt auf härtere Gangart gegen Trinkerszene

Einzelhandel drängt auf härtere Gangart gegen Trinkerszene

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Foto: WAZ Fotopool
Der Einzelhandelsverband ist enttäuscht, dass sich der Start für das „Putzen für Bier“-Projekt bis in den Herbst hinzieht. Geschäftsführer Marc Heistermann spricht gar von einem weiteren verlorenen Jahr, wenn die Stadt gar nichts gegen die „inakzeptablen Zustände“ auf dem Willy-Brandt-Platz tut.

Essen. 

Das Sozialprojekt „Putzen für Bier“ (Amsterdamer Modell), bei dem Trinker in der Essener Innenstadt mit Gratis-Bier zum Aufräumen motiviert und besser betreut werden sollen, kann nach Aussagen der Suchthilfe frühestens im Herbst starten. Was sagt der Einzelhandel zu dieser deutlichen Verzögerung?

Marc Heistermann: Das ist aus meiner Sicht sehr enttäuschend. Es wäre ein weiteres verlorenes Jahr für uns. Denn gerade in den Sommermonaten sind die Probleme am Willy-Brandt-Platz besonders groß. Die umliegenden Einzelhändler warten gespannt auf eine Lösung. Doch ich befürchte, langsam gehen uns auch als Verband die Argumente gegenüber den betroffenen Einzelhändlern aus, wenn sich das Thema weiter hinzieht.

Sie waren von Anfang an skeptisch, ob die Ankündigungen der Verwaltung zügig umgesetzt werden.

Heistermann: Zumindest überrascht es mich nicht, dass sich das Putz-Projekt „Pick up“ verzögert. Ich hatte befürchtet, dass das Thema vor dem Kommunalwahlkampf groß nach außen verkauft wird und dann die Taten auf sich warten lassen.

Die Stadt hatte auch angekündigt, parallel härter gegen die Trinkerszene in der City vorzugehen. Haben Sie das Gefühl, dass sich die Situation verbessert hat?

Heistermann: Ich gehe mehrmals am Tag am Willy-Brandt-Platz vorbei und kann bislang nicht feststellen, dass sich an der Situation etwas spürbar verändert hat. Das ganze Projekt sollte ja auf zwei Säulen angelegt sein: das Amsterdamer Modell einerseits und eine erhöhte Präsenz der Ordnungskräfte andererseits. Wenn nun zunächst aus der ersten Säule nichts wird, bleibt noch die zweite, die dadurch wieder vermehrt in den Fokus gerückt werden muss. Letztlich geht es darum, das Problem zu lösen, mit oder ohne Amsterdamer Modell. Zwar begrüße ich kreative Ansätze wie das Putz-Projekt nach wie vor, doch darf dadurch das Ziel, inakzeptable Zustände zu beseitigen, nicht fallengelassen werden, nur weil der geplante Weg dorthin nur schwer zu realisieren ist. Wir brauchen vor Ort eine Lösung und das jetzt. Mit oder ohne Amsterdamer Modell.