Neue Richtlinien sehen bis zu 30 Prozent weniger Sponsoring-Ausgaben etwa für Kultur, Sport und Umweltprojekte vor – denn Essens Kassen sind leer.
Essen.
Die städtischen Tochtergesellschaften unter dem Dach der Holding EVV haben sich mit Jahresbeginn eine neue Richtlinie für den Umgang mit Spenden und Sponsoring gegeben. Das Ziel lautet: mehr Transparenz. EVV-Geschäftsführer Dirk Miklikowski will nicht verhehlen, dass dies auch unter dem Eindruck der Affäre um Günstlingswirtschaft und Vorteilsnahme bei den Entsorgungsbetrieben Essen (EBE) geschieht. Tendenziell werden die städtischen Töchter künftig weniger Geld für Sponsoring ausgeben. Das aber hat andere Gründe.
So wird der Allbau seine Sponsoring-Leistungen bereits in diesem Jahr um 20 Prozent auf 460 000 Euro zurückfahren. Dirk Miklikowski, der auch Chef der städtischen Wohnungsgesellschaft ist, begründet dies mit den finanziellen Vorgaben von Stadtkämmerer Lars Martin Klieve, der von den Stadttöchtern einen größeren Beitrag bei der Sanierung der städtischen Finanzen verlangt. Zwischen Miklikowski und Klieve schwelt darüber schon lange ein Streit.
Abfallende Tendenz
Die abfallende Tendenz ist jedenfalls eindeutig: Denn 2014 hatte der Allbau noch 580 000 Euro für Sponsoring ausgegeben, 80 000 Euro davon aus der Allbau-Kulturstiftung. Das Geld kam Sportvereinen, sozialen Projekten und Veranstaltungen in Kooperation mit der Essen Marketing Gesellschaft (EMG) zugute.
Auch die Stadtwerke haben ihre Ausgaben für Sponsoring auf den Prüfstand gestellt und laut Unternehmenssprecher Dirk Pomplun je nach Bereich um 20 bis 30 Prozent gekürzt. Rund eine Million Euro will der städtische Versorger in diesem Jahr für Sport, Soziales, Kultur und Umweltprojekte bereitstellen. Es steht zu erwarten, dass auch andere Stadttöchter beim Sponsoring den Rotstift ansetzen werden.
Neu definiert werden soll auch die Frage, wer überhaupt noch auf Zuwendungen hoffen kann. Die neue Richtlinie der EVV soll bei dieser Frage als Orientierungshilfe dienen, heißt es. So müsse Sponsoring stets auch mit einer Gegenleistung verbunden sein und idealerweise auch zum unternehmerischen Ziel der jeweiligen Gesellschaft passen. Schwerer an Geld kommen dann etwa Treffs der Stadtgesellschaft wie „Reden mit Essen“, die früher vergleichsweise großzügig bedacht wurden, obwohl sie keinen karitativen Zweck verfolgen.
Imagegewinn durch Sponsoring
Der Allbau wie auch die Stadtwerke versprechen sich von ihrem Sponsoring einen Imagegewinn und setzen auf Kundenbindung. Dass beim Allbau mit 1,6 Prozent vergleichsweise wenige Wohnungen leer stehen, schreibt Dirk Miklikowski auch den Aufwendungen für Marketing und Sponsoring zu. Im Zuge der EBE-Affäre hatte sich unter den Stadttöchtern aber Verunsicherung breit gemacht. Was ist erlaubt? Was ist anrüchig? Wo beginnt die Grauzone zur Untreue?
Zur Erinnerung: Die EBE war nicht nur wegen der offenbar allzu großzügigen Vergabe von Eintrittskarten für Fußballspiele und Konzerte in die Schlagzeilen geraten. Interne Ermittler nahmen auch Anstoß an kleinen Geschenken, so genannten „Give-aways“. Darunter war etwa das EBE-Maskottchen „Ebelin“, das als Tombola-Preis an zwei SPD-Ortsvereine gegeben wurde und die Frage aufwarf, ob dies womöglich schon verdeckte Parteispenden seien. Zumindest dieser Vorwurf erwies sich als haltlos. Die Vergabe von Tombola-Preisen soll generell weiter möglich sein.