Die meisten Essener müssen sich Rosenmontag freinehmen, wenn sie feiern wollen. Doch es gibt Ausnahmen: Die Stadt schenkt den Mitarbeitern den Tag.
Essen.
Ach, würd’ man nur in Düsseldorf arbeiten… Dann hätt man als Jeck am Montag mit hoher Wahrscheinlichkeit frei – und zwar ohne Urlaub nehmen zu müssen. „Gebt den Rosenmontag frei!“, das fordern auch die Essener Karnevalisten, um mehr närrisches Fußvolk auf die Straße zu bekommen, doch in den Essener Unternehmen ist und bleibt das eher die Ausnahme. Hier gibt’s Schunkeln am Rosenmontag nur mit Urlaubsschein.
Selbst beim Thyssen-Krupp-Konzern, der seine Zentrale aus der Karnevalshochburg Düsseldorf ins karnevalistisch minimalistische Essen verlegt hat, müssen die Mitarbeiter Urlaub nehmen, wenn sie zum Feiern zurück an den Rhein wollen: „Bei uns wird Rosenmontag in Essen ganz normal gearbeitet. Es gibt keinen Tag frei. Wer gerne feiern möchte, kann in Absprache mit dem jeweiligen Abteilungsleiter besprechen, ob er Urlaub nehmen kann“, sagt Sprecherin Heike Neumeister.
Der Essener Unternehmensverband sieht hier nicht das Brauchtum wie in Düsseldorf oder Köln und lehnt daher die Forderung nach einem freien Tag ab: „Wir würden das unseren Mitgliedsunternehmen nicht empfehlen. Ich sehe dafür auch keinen Bedarf in Essen“, meint Hauptgeschäftsführer Ulrich Kanders.
Frei dank des Ba,- Ba- , Banküberfalls
Als Arbeitgeber drückt der Unternehmensverband dann schon eher ein Auge zu. Die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle an der Rolandstraße haben ab 12 Uhr frei, „weil sie sonst gar nicht mehr so einfach nach Hause kommen würden“, meint Kanders. Ab 13.11 Uhr setzt sich nämlich der Rosenmontagszug in Rüttenscheid in Bewegung und führt bis zur Hyussenallee, Ecke Rolandstraße.
Auch die Arbeitsagentur macht wie viele Behörden am Montag früher Schluss. 12.30 Uhr schließt das Amt – und somit drei Stunden früher als an normalen Montagen. Die Zeit bekommen die Mitarbeiter „geschenkt“. Katja Hübner, Sprecherin der Agentur für Arbeit: „So kommen die Mitarbeiter alle noch gut weg. Rosenmontag ist schließlich viel los in der Stadt.“ Wer den Tag komplett frei haben möchte, muss jedoch einen Urlaubstag nehmen.
Stadt zeigt sich kulant
Die Stadt Essen zeigt sich trotz der angespannten Haushaltssituation kulant. Während die städtischen Mitarbeiter über Weihnachten aus Kostengründen in den Zwangsurlaub geschickt werden, gibt’s am Rosenmontag einen Tag frei – ohne Urlaubsschein. Entsprechend bleiben alle Ämter, Sport- und Schwimmstätten geschlossen.
Bei der Deutschen Bank hat der freie Rosenmontag für die Mitarbeiter seit vielen Jahren Tradition. Die Geschäftsstellen haben an diesem Tag geschlossen. Stefan Weber, der die Filiale in der Lindenallee leitet, kennt auch den Anlass dafür: „Früher gab es an Rosenmontagen häufig Banküberfälle.“