Kampf um Konzernzentrale: Essen fehlt, was Karstadt sucht
Karstadt prüft als neue Standorte Oberhausen und Düsseldorf.
Stadt Essen bietet Lösung an, wie Karstadt in der jetzigen Zentrale bleiben könnte.
Auch ein Neubau in Essen ist im Gespräch.
Essen.
Das Rennen um den künftigen Sitz der Karstadt-Zentrale scheint auf die Zielgerade zu gehen. Oberhausen hat ein regelrechtes Willkommenspaket geschnürt, um den Warenhaus-Konzern auf sein ehemaliges Babcock-Gelände zu locken.
Doch auch Essen, seit über fünf Jahrzehnten Stammsitz von Karstadt, will die Hauptverwaltung mit ihren 1000 verbliebenen Arbeitsplätzen nicht kampflos ziehen lassen. „Wir ziehen alle Register und werden den Teufel tun, jetzt in unserem Einsatz nachzulassen“, sagte am Mittwoch Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden, nachdem bekannt wurde, dass Karstadt neben Oberhausen ebenfalls einen Standort in Düsseldorf ins Auge fasst. Aber auch Essen soll noch im Rennen sein: „Wir sind mit Karstadt weiter im Austausch, eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, betonte Oberbürgermeister Thomas Kufen.
Essen hat Karstadt Fläche an der Hollestraße angeboten
Jedoch war von Anfang an klar, dass Essen kaum das anbieten kann, was Karstadt sucht: Nämlich ein Gebäude mit bis zu 25 000 Quadratmetern Bürofläche, dazu 500 bis 600 Parkplätze. Einzugstermin spätestens Anfang 2017. „Bestandsimmobilien dieser Größe, die in wenigen Monaten bezugsfertig sind, haben wir in Essen nicht“, bestätigt Düdden.
Die Stadt hat Karstadt daher die sehr zentral gelegene Fläche der ehemaligen Volkshochschule an der Hollestraße für einen Neubau angeboten. Karstadt würde freilich nicht selbst bauen, sondern sich dort dann einmieten. In Immobilienkreisen taucht jedoch die Frage auf, ob ein Investor das Risiko eingehen und den finanziell angeschlagenen Warenhauskonzern als langfristigen Mieter akzeptieren würde.
Eigentümer erwägt Klage gegen Denkmalschutz
Alternativ wirbt die Stadt bei Karstadt dafür, im jetzigen Gebäude an der A 52 zu bleiben, sich dort aber kleiner zu setzen und somit Miete zu sparen. Im Gegenzug würden Teile der Stadtverwaltung in den 65 000 Quadratmeter großen Komplex an der Theodor-Althoff-Straße einziehen – möglicherweise als Ausweichquartier, wenn die Sanierung des Rathauses ansteht. „Wir prüfen das“, bestätigte OB Kufen.
An dieser Lösung dürfte auch dem Eigentümer der Immobilie, dem Karstadt-Pensionsfonds, gelegen sein. Dieser will zusammen mit der Valovis-Bank das Gebäude möglichst einträglich veräußern. Doch der geplante Denkmalschutz für das 1969 errichtete Haus könnte den Beteiligten einen Strich durch die Rechnung machen. Noch dazu: „Wenn Karstadt ausziehen sollte, dann ist es schwierig, die Immobilie zu verkaufen“, sagte Detlev Haselmann, Vorstand des Karstadt-Pensionsfonds. Man prüfe daher, ob und wenn ja, wie man gegen den Denkmalschutz vorgehen will. Im kommenden Monat soll dazu eine Entscheidung fallen. Gerüchte, dass nach einem möglichen Karstadt-Auszug auf das riesige Büro-Areal Flüchtlinge ziehen könnten, wies Haselmann zurück. „Darüber haben wir zu keiner Zeit nachgedacht.“
Unter dessen steht fest, dass das ehemalige Rheinstahl-Haus an der Kruppstraße für Karstadt nicht in Frage kommt. Der neue Eigentümer des Hochhauses, die Fakt AG, hatte zwar ein Angebot vorgelegt. „Wir verfolgen Karstadt schon seit Monaten nicht mehr“, sagte am Mittwoch der Vorstandsvorsitzende Hubert Schulte-Kemper. Mitte Februar werde er Pläne vorstellen, wie es mit dem Rheinstahlhaus weitergeht.