Bei einer Umfrage bemängelten Passanten vor allem die Punkte Sauberkeit und Sicherheit. Gut bewertet wurden dagegen das Angebot und die Erreichbarkeit.
Essen.
Das ist kein gutes Zeugnis für die Essener Innenstadt: Bei einer Befragung unter Passanten hat die City die Gesamtnote 2,7 erhalten und somit nur ein Befriedigend. Vor allem bei den Punkten Sauberkeit, Sicherheit und beim Gastronomieangebot gab es Abzüge. Auch für Attraktivität und Gestaltung vergaben die Besucher jeweils nur eine Drei. Die Befragten mussten zu insgesamt 13 Kategorien Schulnoten von eins bis sechs verteilen, aus denen dann die Gesamtnote gebildet wurde. Als attraktivste Innenstadt in der Kategorie Großstädte ging übrigens Hamburg hervor.
Den Einzelhandelsverband, der die Studie noch nicht im Detail kennt, überrascht das Essener Ergebnis nicht: „Das stützt im Grunde das, was wir seit langem anmahnen“, sagte Marc Heistermann, Geschäftsführer des Essener Verbandes. Hinter vorgehaltener Hand bewertet ein Handelsmanager das Umfrage-Resultat für eine Stadt, die den Titel „Einkaufsstadt“ vor sich hertragen möchte, als völlig inakzeptabel. Für den stationären Handel sei eine attraktive Innenstadt im Wettbewerb mit dem Online-Handel überlebenswichtig.
Auswüchse der Trinkerszene
Die Benotung passt jedoch zu den jüngsten Beschwerden der Händler und Geschäftsleute über Auswüchse der Trinkerszene am Willy-Brandt-Platz oder aggressives Betteln in der Fußgängerzone. „Sauberkeit und Ordnung sind Punkte, die der Besucher von einer Stadt einfach erwartet“, sagte Heistermann. Nach den massiven Beschwerden will die Stadt demnächst mit regelmäßigen Streifen wieder härter gegen die Trinkerszene vorgehen, um sie vom Willy-Brandt-Platz zu verdrängen.
Die Studie namens „Vitale Innenstädte“ wurde erstellt vom Institut für Handelsforschung Köln. Insgesamt untersuchte das IFH Ende September letzten Jahres 62 Städte.
Neben Essen wurden in der Kategorie Städte über 500 000 Einwohner noch Bremen, Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt, Köln, Dortmund bewertet. Die Noten gibt das IFH nicht bekannt, das sei Sache der jeweiligen Stadt, heißt es.
Weitere Ergebnisse für Essen: der typische Besucher der Innenstadt ist weiblich und 37 Jahre alt. Auffällig war, dass sich viele Passanten mehr Lebensmittelangebote wünschen.
Die Ergebnisse der Umfrage sollen zudem in das neue Essener Innenstadt-Konzept einfließen, an dem die Essen Marketing Gesellschaft (EMG) derzeit arbeitet und das im Sommer vorliegen soll. „Wir werden die Studie genau auswerten“, sagte EMG-Prokurist Dieter Groppe. Einiges müsse man jedoch noch einmal kritisch hinterfragen. Die vergleichsweise schlechte Benotung des Gastronomie-Angebotes teilt Groppe nicht. „Das ist in der Innenstadt eigentlich sehr hoch“, meinte er.
Gute Noten für Angebotsvielfalt und Erreichbarkeit
Neben den eher schlechten Bewertungen gab es jedoch auch gute Noten. In den Kategorien Angebotsvielfalt und Erreichbarkeit schnitt die Innenstadt mit der Note 2 ab.
Für Groppe ist das die Bestätigung dafür, dass Essen mit der Ansiedlung des Limbecker Platzes an Attraktivität gewonnen hat und die Kettwiger Straße gleichzeitig als Einkaufsmeile nicht eingebüßt hat. Das zeigten auch die wenigen Leerstände in der City. Demnächst steht jedoch eine Ladenfläche an besonders prominenter Stelle leer: das ehemalige Esprit-Geschäft am Markt 1/Kettwiger. Wie die WAZ erfuhr, gibt es jedoch schon Verhandlungen mit einem Nachmieter. Es soll sich wieder um ein Bekleidungsgeschäft handeln.