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Neonazis und Islamisten wollen zur Essener Anti-Israel-Kundgebung

Islamisten und Neonazis wollen zu linker Anti-Israel-Demo

Die Linksjugend ist Veranstalter einer Anti-Israel-Demo am Freitag in Essen. Die Jugendorganisation der Linken verfasste einen einseitigen Aufruf, der die Rolle radikaler Palästinenser praktisch ausblendet, und bei antisemitischen Rechtsextremisten und Islamisten Unterstützung fand. Zur Demo am Freitag haben sich 7000 Teilnehmer angekündigt.

Essen. 

Es ist nichts Neues, dass sich im Protest gegen die israelische Politik Linke, Rechte und Islamisten viel einiger sind, als es manchen von ihnen lieb sein mag. Wenn sich am kommenden Freitag in der Essener Innenstadt möglicherweise tausende Menschen zu einer großen Anti-Israel-Kundgebung versammeln, könnte diese Mischung brisant werden.

Als Organisator der Veranstaltung „Stoppt die Bombardierung Gazas“ fungiert die Jugendorganisation der Linken, „Linksjugend Solid“ und ihr wird schon seit Tagen in hitzigen Internet-Diskussionen vorgeworfen, durch eine völlig einseitige Wortwahl Israel-Hasser aller Art auf den Plan zu rufen. Tatsächlich haben bereits zahlreiche Rechtsextremisten angekündigt, die Kundgebung besuchen zu wollen – einige garnierten ihre Absicht mit Hitler-Bildern und -Sprüchen.

Linksjugend will die Demo auf keinen Fall absagen

Die Essener Antifa-Gruppe hat mittlerweile die Linken aufgefordert, die Kundgebung auf dem Webermarkt abzusagen. „In ihrem Aufruf greifen die Veranstalter den israelischen Militäreinsatz scharf an, gehen aber mit keinem Wort auf die Ermordung der drei israelischen Jugendlichen und die täglichen Raketenangriffe der Hamas auf Israel ein“, sagt Antifa-Sprecherin Tessa Kuijer. Wer so einseitig vorgehe, „darf sich über Beifall von der falschen Seite nicht wundern.“

Daniel Kerekes, Sprecher der Linksjugend NRW, räumte auf WAZ-Anfrage ein, man sei wohl „etwas blauäugig“ an die Sache rangegangen, habe sich nun aber in einer nachgeschobenen Erklärung eindeutig von allen „Antisemiten und Rassisten“ distanziert. „Absagen werden wir die Veranstaltung auf keinen Fall.“

Gegendemonstration in Essen ist in Planung

Den Vorwurf der Antifa, die Linksjugend habe längst die Kontrolle verloren, widersprach Kerekes: „Beifall von der falschen Seite lässt sich nie ganz vermeiden.“ Jules El-Khatib, palästinensischer Israeli im Landesvorstand der Linken, warf der Antifa umgekehrt vor, die israelische Militäroffensive kritiklos gutzuheißen. „Wir dagegen sagen: Die Gewalt beider Seiten ist falsch.“

Nicht alle nehmen der Linksjugend diesen Schwenk auf scheinbar neutrales Terrain ab. Inzwischen ist für kommenden Freitag ebenfalls in der Essener Innenstadt eine Gegenkundgebung in Vorbereitung. Titel: „Gegen Antizionismus und Terror“. Veranstalter sind Antifa-Gruppen, aber auch die Jusos in Bochum und dem Kreis Wesel. Sie sehen bei den Linken antisemitische Hetze am Werk: „Israel will Frieden und muss daher alles tun, um den Raketenhagel der Hamas zu beenden.“

Die Essener Polizei beobachtet die Dinge aufmerksam, ist mit Blick auf den Freitag derzeit aber noch nicht in großer Sorge. „Sobald wir Genaues wissen, werden wir die Kundgebungen in Absprache mit den Veranstaltern so koordinieren, dass sie sich nicht in die Quere kommen“, heißt es.