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Schauspieler Axel Holst – den alten Traum neu beleben

Schauspieler Axel Holst: den alten Traum neu beleben

Schauspieler Axel Holst kehrt an die Bühne seiner Anfängerjahre zurück. In der neuen Spielzeit startet er im Grillo-Theater mit der „Odyssee“ wieder durch.

Essen. 

Wiedersehen macht manchmal seltsame Gefühle. „Eine verrückte Mischung aus Nachhausekommen und Neuentdecken“, nennt Axel Holst diesen Zustand. Zurück in die Zukunft geht es nämlich für einen Schauspieler, der vor 20 Jahren schon einmal in Essen gespielt hat, damals noch unter der Intendanz von Jürgen Bosse. In der neuen Spielzeit kehrt Holst ins Grillo-Ensemble zurück, diesmal unter der Ägide von Christian Tombeil.

Es ist eine Entscheidung fürs Ruhrgebiet („die Leute haben hier noch ein Verhältnis zu ihrem Theater“) und natürlich für die Familie. Mit den zwei kleinen Söhnen und Ehefrau Uta Holst-Ziegler, selbst Schauspielerin, lebt er am Rande von Dortmund, und das mit Lust. Holst geht gern ins Stadion und in die Kneipe ums Eck, „bloß kein Schickimicki“. Aber vor allem hat sich Holst entschieden, einen alten Traum zu beleben: „Man kommt an einen Ort zurück und macht alles noch mal neu.“

Eine „intensive Zeit“ in Dortmund

Neu ist bei aller Vertrautheit fast alles, die Kollegen, die Regisseure, letztlich auch der Künstler Holst. „Ich komme als Schauspieler ja anders zurück.“ 1993, da war der gebürtige Neustrelitzer noch ein Berufseinsteiger, der ein paar Semester Kunst studiert hatte, bevor er an die Hochschule für Musik in Rostock wechselte. Er hat viel gespielt seither, von Woyzeck bis Hamlet. Nach Essen und einigen „freien“ Jahren auch in Darmstadt und Kassel. 2010 ist er dann ans Theater Dortmund zu Kay Voges gewechselt.

Für seinen Torvald Helmer in der phänomenalen „Nora“ gab es beim NRW-Theatertreffen 2012 den Preis als Bester Darsteller. Mit „Metalloid. Extra hart arbeitendes Metall“ hat er seine erste Regiearbeit vorgelegt. „Eine intensive Zeit war das“, sagt Holst. Aber wie so oft im Leben kann die Intensität auch dazu führen, dass man sich irgendwann abgrenzen muss, das man raus muss, um dem „geistigen Sauerstoff-Mangel“ vorzubeugen und „das richtige Leben wieder zu spüren“. Wie sonst soll man all das verkörpern, was einem das Theater da an extremen Typen vorwirft, wenn man kein Dienstleistungs-, sondern ein Hochleistungsspieler ist. Einer, der mit sprachlicher Vehemenz und hoher körperlicher Agilität in jedes Stück einsteigt, der noch etwas auslösen will: „Ich glaube an Katharsis.“

„Deshalb mache ich Theater“

Die Rückkehr nach Essen ist dabei kein nostalgischer Akt. „Das Haus ist gut aufgestellt und wird gut besucht, das war mir schon wichtig“, sagt Holst, der in der letzten Spielzeit zunächst als Gast in Kafkas „Prozess“ aufgetreten ist, bevor er sich fest ans Haus gebunden hat. Die neue Spielzeit wird für ihn mit einem Paukenschlag beginnen.Volker Löschs „Odyssee“ thematisiert das Schicksal der Roma frei nach Homer. „Man wird in eine Welt geworfen, von der ich so wenig wusste“, räumt Holst ein. Ein guter Start, findet der 47-Jährige. Denn „Dinge anzugehen, wie man sie noch nicht angegangen ist“, das sei für ihn der Reiz der Arbeit. „Darauf bin ich immer noch heiß, deshalb mache ich Theater.“