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Steuerhinterziehung – Der tiefe Fall des Essener Partykönigs

Steuerhinterziehung – Der tiefe Fall des Essener Partykönigs

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Foto: Essen
Seit fast zwei Jahrzehnten macht der Rüttenscheider Michael N. mit seinen Club- und Gastronomiekonzepten im Ruhrgebiet von sich reden. Jetzt sitzt er in U-Haft, weil er 750.000 Euro hinterzogen haben soll. Die Geschichte eines Mannes, der Angst hatte, arm zu sein – und dabei die Bodenhaftung verlor.

Essen. 

Auf seinem Facebook-Profilbild gibt sich Michael N. als ganzer Kerl in selbstbewusster Pose auf einem Motorrad: braungebrannt, das weiße Hemd weit aufgeknöpft, mit beiden Beinen, die in Cowboystiefeln stecken, fest auf dem Boden. Dass der Party-König des Ruhrgebiets jene Haftung längst verloren haben könnte, beweist zuletzt der auf Antrag der Bochumer Staatsanwaltschaft erlassene Haftbefehl. Seit Beginn der Woche sitzt der Rüttenscheider wegen des Verdachts auf Steuerhinterziehung in Höhe von 750.000 Euro in U-Haft. Auch zwei Geschäftspartner wurden wegen Flucht- und Verdunkelungsgefahr festgenommen.

Es gibt kaum eine Kneipe entlang der Rü, in der der 48-Jährige seither nicht Gesprächsthema Nummer eins ist. Schließlich hat er seine Spuren in der Stadt hinterlassen, machte immer wieder mit neuen Clubs und Gastronomiekonzepten von sich reden. Etwa mit der Fabbrica Italiana und dem Rossi-Club, die er 2003 eröffnete. Beiden Läden wurden Verbindungen zum Rotlichtmilieu nachgesagt, nicht zuletzt wegen eines Financiers aus der Szene.

Mit Zuckerbrot und Peitsche

Sieben Jahre später – N. hatte sich bereits aus dem Geschäft zurückgezogen – wird ein Insolvenzverfahren anberaumt. Seither stehen die Räume an der Müller-Breslau-Straße leer. Auch die Betreibergesellschaft des Clubs Beate, den N. in einem früheren Sex-Shop in der Innenstadt aufbaute, steckt in der Insolvenz. Der Club hat überlebt, wird heute von einem eigenständigen Betreiber weitergeführt.

In den Nachbarstädten floriert das Geschäft weiter. Gemeinsam mit einem Geschäftspartner, der ebenfalls in U-Haft sitzt, kopiert N. sein Fabbrica-Konzept erfolgreich im Schloss Horst in Gelsenkirchen, am Kemnader See in Bochum und in Hattingen. Sein Partner ist Geschäftsführer diverser Betreibergesellschaften, die hinter den Gastrobetrieben und Clubs stehen. „Die Fäden aber“, sagt ein ehemaliger Geschäftspartner, „hat Michael gezogen“.

Alle Läden sind noch geöffnet

Mit Zuckerbrot und Peitsche habe dieser oft agiert, zur Unterstützung seiner Forderungen gerne seine Dogge mitgebracht. Mit der Justiz hat N. bereits seine Erfahrungen gemacht, saß u.a. wegen Steuervergehen und Körperverletzung auf der Anklagebank – zuletzt im April, weil er Freunde seiner 13-jährigen Tochter verprügelt hatte. Dafür wurde er zu einer Geldstrafe in Höhe von 10 000 Euro verurteilt.

Alle Läden des Party-Königs – darunter auch die Diskothek Frida am Rüttenscheider Stern – sind noch geöffnet und sollen auch weiterhin betrieben werden. „Wir haben genug Personal, das sich darum kümmert“, heißt es deutlich unterkühlt von einer Mitarbeiterin der Bochumer Klangvoll GmbH – auch hier ist N’s. Partner als Geschäftsführer aufgeführt.

Keine Kaution wegen Verdunklungsgefahr

Die Fabbrica-Restaurants setzen den Betrieb ebenfalls fort, „das hat uns die Staatsanwaltschaft versichert“, wird der Betriebsleiter aus Horst in der Gelsenkirchener WAZ zitiert. Gleiches gilt für den erst Anfang des Jahres eröffneten Bochumer In-Laden Victor’s – ein Steak-Restaurant, in dem der VfL zu speisen pflegt. Auch das Volksfest „Kemnade in Flammen“, hinter dessen Organisation seit vergangenem Jahr die Lago GmbH steht, ist nach Angaben der Freizeitgesellschaft Kemnade nicht in Gefahr. Geschäftsführer der GmbH ist auch hier der Partner von Michael N.

Was aus den in U-Haft sitzenden Gastronomen wird, bleibt abzuwarten. Nach Angaben von Oberstaatsanwältin Cornelia Kötter laufen die Ermittlungen; Objekte in Essen, Bochum, Gelsenkirchen und Witten waren durchsucht, Unterlagen beschlagnahmt worden. Da Verdunklungsgefahr bestehe, entfalle die Möglichkeit, auf Kaution auf freien Fuß zu kommen, so Kötter.

„Er hatte immer manische Angst davor, arm zu sein, da er selbst nicht aus den besten finanziellen Verhältnissen kommt“, sagt ein ehemaliger Geschäftspartner über N., einen gelernten Bademeister.