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Essener mit klarer Meinung: Rückkehr zur Wehrpflicht? „Kein Bock drauf!“

In Deutschland könnte schon bald die Wehrpflicht zurückkehren. Wir haben in Essen nachgefragt, was die Bürger davon halten.

© Chaleen Goehrke / DER WESTEN

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Bis 2011 wurden Männer ab 18 Jahren zum Dienst in der Bundeswehr verpflichtet. Derzeit ist die allgemeine Wehrpflicht ausgesetzt. Das könnte sich aber schon bald ändern, denn die Politik und die Bundeswehr selbst sprechen wieder vermehrt von einem Mangel an Personal. Laut den Experten fehlen rund 20.000 Soldaten, die Deutschland im Verteidigungsfall unterstützen könnten.

Eine Lösung für die Aufstockung könnte laut SPD und CDU die Rückkehr zur Wehrpflicht sein. „Die Aussetzung der Wehrpflicht passt nicht mehr zur aktuellen Gefährdungslage“, sagte CSU-Politiker Florian Hahn gegenüber der Bild-Zeitung. „Noch im Jahr 2025 müssen die ersten Wehrpflichtigen durch die Kasernentore schreiten.“ Doch können sich junge Menschen wirklich vorstellen, der Bundeswehr verpflichtend beizutreten? DER WESTEN hat in der Essener Innenstadt mal nachgefragt.

Geteilte Meinungen in Essen: Junge Menschen zögern eher

Laurent Mazurs ist 24 Jahre alt, Lehrer und glücklich in seinem Job. Er selbst könnte sich einen verpflichtenden Wehreintritt nicht vorstellen. „Ich sage: Wehrpflicht – Nein. Weil ich auch kein Bock drauf hätte.“ Zwar wünscht er sich eine Verteidigung im Ernstfall, aber „alles, was in eine Zwangs-Richtung geht, finde ich nicht in Ordnung“. Er sieht eher eine Chance darin, die Bundeswehr wieder attraktiver zu gestalten. Mit mehr Gehalt zum Beispiel. „Andere, die noch unsicher sind, könnte das umstimmen.“

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Die 19-jährige Jamila Sayda Mohammed wird ganz nachdenklich, als wir sie zur Wehrpflicht fragen. „Ich könnte mir nicht vorstellen, dabei zu sein, nein. Ich finde, man sollte es selber entscheiden können, ob man teilnehmen kann.“ Falls die Wehrpflicht doch eingeführt wird, muss darüber entschieden werden, ob auch Frauen verpflichtet werden. Aktuell ist im Gesetz nur von Männern die Rede. Jamila ist trotz ihrer persönlichen Ablehnung der Wehrpflicht aber für eine Gleichberechtigung. „Wenn es dann so ist, dann ist es halt so.“ 

Gemischte Gefühle

Ganz anders sieht die Rückkehr der Wehrpflicht Dominik Hilger. „Ich fände es gut, so können die Kinder heutzutage noch was lernen.“ Den 30-Jährigen plagt die Sorge vor einem Krieg, auch durch die Unterbesetzung in der Bundeswehr. „Ich glaube, wir stehen dann schlecht da. Wenn man mit Freunden darüber redet, wir haben alle Angst.“ Selbst für sein Land kämpfen? Das muss sich der werdende Vater aber nochmal überlegen. „Jein, wenn meine Familie in Gefahr ist, schon. Aber aus reiner Freude würde ich jetzt nicht in den Krieg ziehen.“ 

Ben Breder (41) ist für die Rückkehr der Wehrpflicht in Deutschland. Foto: Chaleen Goehrke / DER WESTEN

Auch Ben Breder kann sich eine Wehrpflicht in Deutschland gut vorstellen. „Ich glaube es schadet vielen Menschen auch nicht, ein bisschen Struktur und eine gewisse Aufgabe gerade am Anfang ihres Lebens zu haben.“ Vor allem der Zivildienst sei in den Augen des 41-Jährigen sinnvoll. „Ich finde, dass zu der Wehrpflicht auch der Zivildienst wieder eingeführt werden müsste.“ Ben würde auch im Ernstfall helfen wollen. „Ja, ich würde mich selbst auch wieder als Reservist eintragen lassen.“ Auch beim Thema Gleichberechtigung hat er eine Meinung. Ob auch Frauen verpflichtet werden sollen? „Ja klar, warum denn nicht? Das ist ja schon längst überfällig.“


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Zivildienst ja, Wehrpflicht bitte nicht: Das denkt Max Hoffmann über die diskutierte Rückkehr des Gesetzes. Er selbst hat sein Freiwilliges Soziales Jahr in einem Krankenhaus absolviert. „An sich wäre die Wehrpflicht kein Schritt in die richtige Richtung. Zivildienst wäre aber eine gute Idee. Vor allem, bei den fehlenden Hilfskräften. Da konnte ich auch ohne Ausbildung schon viel helfen. Dazu zu verpflichten, wäre deutlich ratsamer.“ Ob die Wehrpflicht inklusive Zivildienst in Deutschland wirklich schon im Frühling 2025 zurückkehrt, bleibt zunächst abzuwarten. Ein neues Gesetz könnte allerdings schon Ende März von der neuen Regierung vorgestellt werden.