Aber: Mehr als jeder dritte Befragte will keinen von beiden als OB oder ist unentschlossen – laut einer repräsentativen Erhebung des Forsa-Instituts.
Essen.
Gut zwei Monate vor der Oberbürgermeister-Wahl in Essen scheint das Rennen um den Job an der Stadtspitze offener denn je. Diese Schlussfolgerung erlaubt jedenfalls eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungs-Instituts Forsa unter mehr als 500 Essenern, die sich bei weitem nicht nur, aber eben auch der Frage widmete, wer da am 13. September den Posten des Stadtoberhaupts erringt.
In Auftrag gegeben wurde die Umfrage vom Initiativkreis Ruhr, der regelmäßige Erhebungen durchführt und in diesem Zusammenhang vor einigen Wochen auch die lokale OB-Entscheidung in den Fragenkatalog aufnahm. Das Ergebnis: Amtsinhaber Reinhard Paß von der SPD liegt mit 31 Prozent – man muss wohl sagen: „nur“ – gleichauf mit seinem Herausforderer Thomas Kufen von der CDU, der auf den exakt gleichen Wert kommt.
Parteiinterner Streit hinterließ Spuren
Die verbleibenden immerhin 38 Prozent der Befragten antworteten den Forsa-Fragern mit dem Hinweis, sie zögen „keinen der beiden“ Kandidaten vor – oder wüssten noch nicht, für wen sie sich entscheiden sollen.
Die Umfrage des rührigen Initiativkreises Ruhr, die sich bei den zufällig ausgesuchten Bürgern unter anderem erkundigte, wo sie denn die größten Probleme in der Stadt sehen – sie könnte in den Wahlkampfteams der beiden aussichtsreichsten Kandidaten schon vor der heißen Phase für hektische Betriebsamkeit sorgen. Denn der SPD signalisiert sie, dass der parteiinterne Streit ebenso wie die allenthalben geäußerte Kritik an Paß’ Amtsführung wenn nicht den Amtsbonus gekostet, so doch Spuren hinterlassen haben muss.
Und bei der CDU dürften all jene Morgenluft wittern, die bislang gegen alle Zweifel anargumentieren mussten, ob Herausforderer Kufen – immerhin 18 Jahre jünger als der 59-jährige Paß – im Rennen um den OB-Job eine echte Chance hat.
Mögliche Stichwahl im September
Die Sozialdemokraten umtreibt schon seit Wochen, wie sie es bewerkstelligen sollen, den eigenen Leuten die Bedeutung der OB-Wahl begreiflich zu machen, bei der es in der Tat nur um diese eine Person geht. Nach NRZ-Informationen macht man 170.000 Euro an Wahlkampf-Etat dafür locker, das ist dem Vernehmen nach nicht ganz so weit weg von dem, was die Genossen im vergangenen Jahr für die Wahl zu Rat und Bezirksvertretungen aufwandten.
Knapp zehn Prozent des Etats wird man zurückhalten, um noch Pulver für die zweite Schlacht trocken zu haben – für die mögliche Stichwahl, die am 27. September fällig wird, sollte keiner der Kandidaten im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erringen.
Und um womöglich ein vermeintlich „falsches“ Bild des Kandidaten zurechtzurücken, denn die gut 500 Befragten wurden auch gebeten, den Kandidaten auf einer Skala von 1 bis 10 einzuordnen – 1 für sehr gut, 10 für sehr schlecht.
Kritik an Forsa-Interviewern
Wann der Initiativkreis Ruhr das komplette Antwort-Spektrum veröffentlicht, ob überhaupt – das ist derzeit noch unklar. Nicht nur für die Bewerber um das höchste Amt der Stadtpolitik dürften die Antworten aufschlussreich sein, auch für die Politik insgesamt. Denn aus dem lokalpolitischen Teil dürfte weit über das OB-Rennen hinaus von Interesse sein, wo die Menschen die „größten Probleme der Stadt“ sehen, was ihnen an Schwachstellen auffällt.
„Das war alles ziemlich auf Paß zugeschnitten“, findet einer, der von den Forsa-Interviewern vor Wochen umgefragt wurde, aber das möge auch sein ganz persönlich gefärbter Eindruck gewesen sein.
Der Mann jedenfalls beeilte sich, den interessiert zuhörenden Fragestellern die Stichworte seines Polit-Frustes in Essen mit auf den Weg zu geben: EBE-Affäre und die Stadionkosten, Nord-Süd-Gefälle und die Sache mit dem Verkehrs-„Chaos“ im Norden. Der Forsa-Mann habe eifrig mitgeschrieben und nur an einer Stelle ratlos gestutzt: „Was haben sie bei der Kommunalwahl gewählt?“ – „Essener Bürger Bündnis“, war die Antwort.
„Was ist das denn? Steht nicht auf meinem Zettel.“