Essen.
Welch ein schreckliches Studienergebnis der Uniklinik Essen! Bis zu 500 Kinder sollen demnach während des zweiten Corona-Lockdowns im vergangenen Frühjahr versucht haben, sich das Leben zu nehmen.
Die Studie der Uniklinik Essen sorgte für viel Wirbel. Jetzt hat ein Arzt dem „Focus“ eine verblüffende Erklärung dafür geliefert.
Uniklinik Essen: Drastischer Anstieg der Selbstmordversuche bei Kindern
Darum geht’s: Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit sei die Anzahl der Kinder, die nach einem Selbstmordversuch in den Krankenhäusern landeten, im zweiten Lockdown drastisch angestiegen.
Drei Mal höher lag die Zahl. Selbst die Experten waren von diesem sprunghaften Anstieg „überrascht“, sagte Professor Christian Dohna-Schwake, einer der Autoren der Studie. Insgesamt war von „bis zu 500“ Suizidversuchen die Rede. Eine dramatisch Zahl – doch was steckt wirklich dahinter?
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Das Universitätsklinikum Essen in Zahlen:
- 1.300 Betten
- 7.950 Mitarbeiter
- 50.000 Patienten behandeln die Ärztinnen und Ärzte jährlich stationär
- 195.000 werden ambulant versorgt
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Uniklinikum Essen: „Kein Massenphänomen“
Denn konkret wurden 93 Kinder-Suizidversuche auf den Intensivstationen gemeldet. Allerdings nur von insgesamt 27 Einrichtungen, die insgesamt 20 Prozent aller Kinder-Intensivstationen in Deutschland ausmachen. Die habe man auf das ganze Land hochgerechnet, heraus kamen so 500 Selbstmordversuche.
„Mir selbst ist diese reine Zahl nicht so wichtig. Mir geht es hauptsächlich um den Anstieg der Zahlen. Wichtig ist auch, dass es kein Massenphänomen ist“, sagte Dohna-Schwake dem „Focus“.
Uniklinikum Essen: „Corona nie der einzige Grund“
Dass ausgerechnet der Lockdown der Grund für diesen dramatischen Anstieg sei, könne man so allerdings nicht sagen. Dafür seien weitere Studien, um das konkret zu belegen.
Dass die Pandemie einen Einfluss auf die traurigen Zahle habe, sei allerdings realistisch. Aber: „Corona ist nie der einzige Grund für einen Suizidversuch. Die Veränderungen im Leben von Familien und Jugendlichen haben aber aus meiner Sicht ganz wesentlich dazu beigetragen, dass die individuelle Lebenssituation bei einzelnen Jugendlichen häufiger so aussichtslos erschien, dass ein Suizidversuch als letzte Möglichkeit gesehen wurde“, sagt der Experte.
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Uniklinikum Essen: Seelische Gesundheit litt vor allem im zweiten Lockdown
Sicher sei bislang, dass die seelische Gesundheit während des zweiten Lockdowns gelitten habe. Das zeigen bereits jetzt etliche Studien. Viele Kinder konnte ihre Freunde nicht sehen, da Schule und Sportvereine für sie Tabu waren. Sie verbrachten stattdessen mehr Zeit in den sozialen Medien.
Hinzu kam die Angst wegen der fehlenden Perspektive. Vor allem der zweite Lockdown habe sich lange hingezogen, erklärt der Experte im „Focus“. Im Gegensatz zum ersten Lockdown fehlte die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Ausnahmesituation. (vh)