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Wirtschaft gegen Steag-Kauf

Wirtschaft gegen Steag-Kauf

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Essen. 

Den geplanten Kauf des fünftgrößten heimischen Stromerzeugers Evonik-Steag durch Ruhrgebiets-Stadtwerke lehnen Unternehmensvertreter und Wirtschaftsverbände ab.

„Die Aufgabe der kommunalen Familie ist es nicht, Wirtschaft zu betreiben“, sagt Ulrich Kanders, Hauptgeschäftsführer des Essener Unternehmensverbandes (EUV). „Die Kommunen sind ausschließlich der Daseinsvorsorge für ihre Bürger verpflichtet. Sie sollen dafür sorgen, dass genügend Strom da ist, aber den müssen und sollen sie nicht selbst erzeugen.“

Der Rat der Stadt Essen hatte am vergangenen Mittwoch in nicht-öffentlicher Sitzung gebilligt, dass die Stadtwerke Essen sich am 615 Millionen Euro teuren Kauf von 51 Prozent der Steag mit sechs anderen Stadtwerken beteiligen dürfen. Über den Zuschlag entscheidet die Steag-Mutter Evonik erst Mitte Dezember.

Kanders kritisiert, dass ausgerechnet hoch verschuldete Ruhrgebietskommunen das Risiko eingehen, einen Kaufpreis von 600 Millionen für die halbe oder über eine Milliarde Euro für die ganze Steag zu bezahlen. „Das Stromgeschäft ist schwierig. Eon hat schon Probleme und baut Arbeitsplätze ab, RWE geht es ähnlich. Wenn das Steag-Geschäft in die Hose geht, dann müssen am Ende doch die Steuerzahler dafür aufkommen.“

Kanders bezweifelt, dass Ratspolitiker genug Wirtschaftskompetenz aufbringen, um einen weltweit agierenden Stromproduzenten mitsteuern zu können. „Das Ding ist einfach zu groß. Schuster, bleib bei deinem Leisten.“

Grundsätzlich hält der Unternehmensverband allerdings die Überlegung von Stadtwerke-Chef Bernhard Görgens für richtig, die Stadtwerke Essen AG zu einem breiten Systemanbieter zu entwickeln und die Angebotspalette zu vergrößern. „Dafür muss man aber nicht einen Stromproduzenten kaufen.“

Auch die IHK sehen den Deal skeptisch. Die Revierkammern basteln derzeit an einer Resolution, die wohl negativ ausfallen wird. So haben die IHK bereits früher Engagements deutscher Stadtwerke in schottische Windparks vehement abgelehnt. „Was hat eine Stadt, die nicht auf Rosen gebettet ist, mit der Produktion von Strom zu tun? Dies ist nicht das Kerngeschäft einer Stadt“, heißt es.