Nach bösem Witz bei der „heute-show“ im ZDF: So schlecht ist die Luft in Essen
Häuser abreißen für bessere Feinstaubwerte?
„heute-show“ im ZDF nahm Essen aufs Korn
So ist die Belastung gut drei Monate später in verschiedenen Essener Stadtteilen
Essen.
„Der eigentliche Feind sind nicht die Autos. Das sind die Häuser. Wir müssen einfach viel mehr Häuser in den Städten abreißen!“
Mit diesem Witz, gefolgt von einem Bild des völlig zerbombten Kölns nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahr 1945 („Da müssen wir wieder hinkommen!“) hat die „heute-show“ im ZDF Anfang Februar viele Essener verärgert.
Worum es dabei ging? Um Feinstaub. Genauer gesagt: Erhöhte Feinstaubwerte an der Gladbecker Straße in Essen-Altenessen. Die Anwohner kämpfen seit Jahren gegen die belastenden Diesel-Abgase auf der vielbefahrenen B224.
Die „Lösung“, die die Stadt ihnen anbietet, ist: ihre Häuser abreißen. Das würde die Belüftungsbedingungen an der Straße verbessern.
Seit dem Witz der „heute-show“, der damals die Essener nicht besonders stolz gemacht und sogar verunsichert haben dürfte, ist das Diesel-Fahrverbot vom Bundesverwaltungsgericht beschlossen worden. So soll vor allem der gefährliche Feinstaub in den Innenstädten bekämpft werden.
Doch ob, wann und wie das Fahrverbot tatsächlich kommt und inwieweit das dann die Luftqualität an der Gladbecker Straße verbessern wird, ist noch offen.
Feinstaub in Essen: Wie hoch sind die Messwerte eigentlich?
Mehr als drei Monate später in Essen: Sommer, Hitze, Schwüle. Wie sieht es heute aus? Schlechte Luft an den Straßen?
Laut der Messstation des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) bewegt sich der Feinstaub-Wert an der Gladbecker Straße vom 28. bis 29. Mai im „gleitenden 24-Stunden-Mittelwert“ zwischen 30 und 35 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft.
Das liegt nah am kritischen Wert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter und ist der höchste in der Zeit festgestellte Wert in Essen.
Zum Vergleich: Die LANUV-Messstation an der Steeler Straße hat in der gleichen Zeit nur Werte von 26 bis 29 Mikrogramm gemessen.
Selbstgebaute Messstationen kommen zu ähnlichen Ergebnissen
Zu ähnlichen Ergebnissen kommen die privaten, selbstgebastelten Messstationen der Gruppe „Code for Ruhrgebiet“: Der gleitende 24-Stunden-Mittelwert nahe der Gladbecker Straße liegt hier bei knapp unter 30 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft.
Der Vorteil an den selbstgebauten Stationen: Sie sind viele. An viel mehr Stellen in der Stadt bauen Bürger sie auf. Der Nachteil: Sie nicht so genau wie die offiziellen Messstation des LANUV.
Aber sie geben laut einer Sprecherin des Landesamtes immerhin einen Hinweis auf mögliche Belastungspunkte, die das Amt so vorher noch nicht auf dem Schirm hatte.
Südvierttel / Rüttencheid: Auch hier sind die Werte hoch
Ein Beispiel ist das belebte und A40-nahe Südviertel / Grenze Rüttenscheid: Auch hier liegt der Mittelwert regelmäßig über 25 Mikrogramm/Kubikmeter. Eine LANUV-Station gibt es dort nicht.
Häuser abreißen, um die Straße zu belüften, will die Stadt Essen hier aber auch nicht.