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Bürgergeld-Empfängerin trauert um ihr Gelsenkirchen: „Hier ist es doch nicht schön“

Bürgergeld-Empfängerin Silke aus Gelsenkirchen kommt bei „Stern-TV-Reportage“ zu einem traurigen Schluss und fällt ein klares AfD-Urteil.

© Olaf Ziegler / FUNKE Foto Services

Das ist die Stadt Gelsenkirchen

Gelsenkirchen verbinden viele sofort mit dem FC Schalke. Doch die Stadt ist mehr als nur Fußball und Industrie. In diesem Video stellen wir dir sie vor.

Gelsenkirchen ist königsblau. Das weiß jeder bis weit über die Grenzen des Ruhrpotts hinaus ganz genau. Doch die royale Farbe in Gelsenkirchen, sie bröckelt. Nicht nur, weil der FC Schalke 04 in Schieflage geraten ist. Viele Menschen in der Ruhrgebietsstadt fühlen sich abgehängt, mit ihren Problemen von der Politik alleingelassen.

Spätestens seit der Bundestagswahl schimmert auch ein anderer Blauton auf der Landkarte im Ruhrgebiet. Es ist heller als das Königsblau des S04 und gehört zur AfD. Die rechtspopulistische Partei holte in Gelsenkirchen erstmals bei einer Bundestagswahl die meisten Zweitstimmen (24,6 Prozent), bildete damit den einzigen hellblauen Fleck in ganz NRW.

Bürgergeld-Empfängern Silke (65) aus Gelsenkirchen bringt in einer „Stern-TV-Reportage“ auf den Punkt, warum fast jeder vierte Wähler in ihrer Heimatstadt die AfD gewählt hat.

Bürgergeld-Empfängerin über Gelsenkirchen: „Hier traut sich niemand mehr“

Jahrzehntelang hat Silke als Verkäuferin gearbeitet, doch aus gesundheitlichen Gründen sei es schließlich nicht mehr möglich gewesen. Seit über einem Jahr lebt die Gelsenkirchenerin vom Bürgergeld. Sie stört sich an Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, nur um Sozialleistungen zu bekommen: „Ich habe mein Leben gearbeitet. Wo man einen Hals kriegt: Die anderen kommen hier rein, haben ja das gleiche wie ich. Die haben aber noch nie wat für unser Land getan.“

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Insbesondere die Armutszuwanderung aus Osteuropa setze Gelsenkirchen zu. Später führt die Bürgergeld-Empfängerin „Stern-TV“-Reporterin Carolin von der Groeben durch ihr Viertel in Schalke, zeigt Schrottimmobilien, Leerstände und vermüllte Hinterhöfe. „Dat ist alles hier in die Brüche gegangen“, blickt die 65-Jährige auf den Verfall der letzten Jahre zurück. „Hier traut sich niemand mehr, etwas aufzubauen.“


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„Hier ist es doch nicht schön“

Die „Drecksloch“-Aussagen der Engländer bei der Heim-EM im vergangenen Sommer hätten ihr wehgetan: „Ich hätte heulen können.“ Aber auch Silke kommt beim Anblick ihres tristen Umfelds in Gelsenkirchen zu dem Schluss: „Hier ist es doch nicht schön.“ Aber die Bürgergeld-Empfängerin sagt auch ganz klar: „Ich steh‘ hinter meinem Gelsenkirchen, hinter meinem Pott.“

Arm sei die Stadt schon gewesen, seit sie denken könne. Aber früher habe man es sich nett gemacht. Einige Zuwanderer der letzten Jahre „machen meine Heimat kaputt, mein Gelsenkirchen kaputt.“ Sie selbst habe deshalb dazu tendiert, die AfD zu wählen, kam aber zu dem Schluss: „Dat passt nicht zu mir. Ich kann nicht auf eine Art Multikulti sein und auf eine andere Art wähl‘ ich die AfD.“


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Sie komme grundsätzlich mit jedem Menschen klar, unabhängig von der Nationalität. „Die jetzt zu wählen, weil ich eine Schicht nur meine, dat fand ich nicht richtig“, sagt sie und spielt dabei auf die Zuwanderer ab, die aus ihrer Sicht die Stadt vermüllen oder kriminell seien. Die Lösungen der AfD seien „zu krass“, denn „du kannst doch jetzt nicht jedem sagen, der hier Asylbewerber ist, ‚die sollen alle weg‘. Ja wat soll dat denn werden?“

Trotzdem habe sie das Gefühl, dass Gelsenkirchen von der Politik im Stich gelassen wird. So wie auch andere Gelsenkirchener, die in der Reportage offen die Gründe für ihre Entscheidung zur Wahl der AfD machen.

Die „Stern-TV-Reportage“ aus Gelsenkirchen lief am 9. April bei RTL. Zuschauer können sie weiterhin on demand bei „RTL+“ sehen.