„Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“. Bei der Diskussion nach Übergabe der Urkunde, wurde auch die Unsicherheit der Schüler vor dem Fremden deutlich.
Gelsenkirchen.
„Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“, diese Auszeichnung erhielt das Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasium. Maßgeblich dazu beigetragen hat der Einsatz einer zwölfköpfigen Schülergruppe (Schüler der 9. und 10. Klasse), wie Lehrer Stefan Meißner, er begleitete sie bei ihrem Engagement, erklärte: „Ende letzten Jahres kamen die Zwölf auf mich zu und erklärten mir, dass sie sich viele Gedanken über die aktuellen Kriege und die damit zusammenhängende Flucht der Menschen machten, genauso über Fremdenhass in Deutschland. Sie wollten aktiv etwas für mehr Toleranz tun.“
Nach eingängiger Recherche wurden die Jugendlichen auf „Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage“ aufmerksam, stellten es ihren Lehrern vor und suchten, um die Bestimmungen des Projekts zu erfüllen, einen externen Paten. Ihre Wahl fiel auf Joachim Poß (SPD), der schnell zustimmte. „Jetzt haben wir es geschafft“, freute sich Zelal Cenghizan (16), eine der engagierten Jugendlichen. Einmal die Wochen trifft sich die Gruppe und diskutiert aktuelle Themen wie Zuwanderung und Flüchtlingshilfe in Gelsenkirchen.
Joachim Poß als Pate
Bei der Übergabe der Auszeichnung, wollten die Köpfe des Teams auch den Mitschülern ihre Gedanken näherbringen und sich austauschen. Dafür leiteten sie auf der Bühne der Aula eine Diskussionsrunde mit ihrem Paten Joachim Poß und Heiko Klares von der mobilen Beratungsstelle gegen Rechtsextremismus.
„Wegschauen ist nicht mehr möglich, wir sind bald alle aktiv von der Situation der Flüchtlinge und Zuwanderer betroffen“, richtete sich Celal Cenghizan an das Schüler-Publikum. Denn im nächsten Jahr wird das Gauß-Gymnasium 15 bis 20 Kinder aus Flüchtlings- und Zuwandererfamilien aufnehmen und in den Unterricht an der Schule einbinden.
Bedenken bei vielen Schülern
Schnell wurde deutlich, dass viele der anwesenden Schüler der neuen Situation mit Bedenken begegnen. Immer wieder fielen Fragen wie: „Können wir überhaupt unseren Stoff durchziehen, wenn Schüler in unseren Klassen sind, die gar kein deutsch sprechen?“ oder „Wie sollen wir mit den Jugendlichen umgehen, die Krieg erlebt haben?“
Poß versuchte zu beruhigen und machte darauf aufmerksam, dass die Situation keine völlig neue sei und bereits viele Hilfsangebote vorhanden seien, doch seine monologischen Antworten blieben oft schwammig. Nach eineinhalb Stunden resümierte der Politiker: „Wir wollen allen eine faire Chance geben, denn nur so kann Integration funktionieren. Jeder in unserer Gesellschaft muss sich beteiligen.“ Einige Schüler nickten eifrig, andere behielten ein großes Fragezeichen im Gesicht.
„Neues weckt immer Zweifel. Ich bin zuversichtlich. Es ist gut, dass wir jetzt schon offen darüber reden. Ich bin stolz auf unsere Schüler“, meinte Stefan Meißner.