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Evangelische Kliniken helfen Angehörigen bei Pflege daheim

Evangelische Kliniken helfen Angehörigen bei Pflege daheim

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Foto: Cornelia Fischer
Im Rahmen eines Modellprojekts mit der Universität Bielefeld bieten die Evangelischen Kliniken Angehörigen schon im Krankenhaus praktische Unterstützung an.

Gelsenkirchen. 

„Familiale Pflege“ heißt ein neues Angebot der Evangelischen Kliniken für Angehörige, die ihre Liebsten nach einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder Oberschenkelhalsbruch selbst daheim mitversorgen möchten. In Zusammenarbeit mit der Universität Bielefeld ist ein Projekt entstanden, mit dessen Hilfe Angehörige schon im Krankenhaus auf diese verantwortungsvolle Aufgabe vorbereitet werden.

Seit drei Monaten stehen im Haus an der Munckelstraße 15 durch die Uni Bielefeld ausgebildete Pflegetrainer zur Verfügung, die auf die speziellen Bedürfnisse und Problemlagen von zukünftig pflegenden Angehörigen geschult wurden. „Wir erleben täglich, dass gerade Angehörige von alten, multimorbiden oder dementiell erkrankten Menschen plötzlich und unvorbereitet vor der Situation stehen, ein Familienmitglied in der häuslichen Umgebung pflegen zu müssen“, so Martin Lorenz, Leiter der Familialen Pflege an den EVK. „Unsere Pflegetrainer wollen in genau dieser unsicheren Situation die Angehörigen so schulen, dass sie bereits im Krankenhaus am Krankenbett auf pflegerische Tätigkeiten vorbereitet werden. Wir üben mit den Angehörigen z.B. ein, welche Pflegetechniken oder welche vorbeugende Maßnahmen zur Sturz- oder Dekubitusprophylaxe (Wundliegen, die Red.) sie zu Hause einsetzen können.“

Pflegetrainerin ist immer ansprechbar bei Problemen

EVK-Pflegedirektor Ulrich Deutsch erklärt: „Uns als Evangelische Kliniken ist es wichtig, mit dem Programm der ,Familialen Pflege’ die Versorgung der pflegebedürftigen Menschen durch ihre Familien zu verbessern und die Pflegenden in ihrer Verantwortung durch Beratung, Bildung und Pflegeanleitung zu unterstützen.“

Eine der ersten Angehörigen, die den Service der „Familiale Pflege“ in Anspruch genommen hat, war Maegie Koreen, deren Gatte einen Schlaganfall erlitten hat. „Entscheidend für mich als Angehörige war, dass ich die Gewissheit hatte, jederzeit unsere Pflegetrainerin ansprechen zu können. Es ist eine besondere Situation, wenn man aus der Reha wieder zurück nach Hause kommt. Unsere Pflegetrainerin kam zu uns in die Wohnung und zeigte, worauf wir besonders achtgeben sollten: hier einen Teppich als Stolperfalle wegräumen oder dort einen Haltegriff zusätzlich zu installieren. Hilfreich waren auch ihre Ratschläge, wie beispielsweise der Ablauf beim Baden sein sollte, wie weitere Gehversuche geübt werden können oder einfache Handgriffe, wie ich meinen Mann dabei unterstützen kann, aus und in das Bett zu steigen. Diese ganz praktischen Ratschläge einer erfahrenen und engagierten Fachkraft gaben mir eine Sicherheit, die in dieser ungewohnten Situation hilfreich war und mir gut tat.“

Angebote der Familialen Pflege sind für Menschen mit Pflegestufe kostenlos

Zum Konzept gehört, ein Netzwerk für die Pflegenden aufzubauen, sie mit Menschen in ähnlichen Situationen in Kontakt zu bringen. Dafür wird ein Angehörigen-Café eingerichtet, das am Dienstag, 8. Dezember, um 14 Uhr im Evangelischen Seniorenstift an der Husemannstraße erstmals öffnet. Gemeinsam mit zwei Pflegetrainerinnen können Angehörige hier Erfahrungen austauschen und voneinander lernen. Alle Angebote der „Familialen Pflege“ sind kostenlos, wenn der zu Pflegende eine Pflegestufe hat oder diese beantragt wurde.

Das von der AOK geförderte Modellprogramm „Familiale Pflege“ wurde an der Universität Bielefeld unter Leitung von Prof. Katharina Gröning 2004 initiiert und seither weiterentwickelt. Neben der Vermittlung pflegerischer Kompetenzen für den Pflegealltag in der Familie geht es auch darum, häusliche Pflege zum Familienprojekt zu machen, um Drehtüreffekte als Folge von Überlastung und Pflegefehlern zu minimieren.