Die AfD hat bei der Bundestagswahl 2025 das beste Ergebnis ihrer Geschichte eingefahren. Im Osten der Republik ist die Rechtsaußen-Partei mittlerweile in allen Flächenländern die stärkste Kraft. Doch auch im Westen holt die Weidel-Partei auf.
So hat die AfD mit Gelsenkirchen erstmals bei einer Bundestagswahl einen Wahlkreis in NRW für sich entscheiden (hier geht es zu den Ergebnissen >>>). Das Ergebnis hat vor der anstehenden Kommunalwahl im September für mächtig Wirbel gesorgt.
AfD-Hochburg Gelsenkirchen: „Wen wundert es“
Fast jeder vierte Wählende in Gelsenkirchen hat sein Kreuz bei der AfD gemacht. In Scholven war es sogar jeder Dritte. Ein Ergebnis, das bei einer Straßenumfrage von DER WESTEN im Stadtteil für Entsetzen gesorgt hat (mehr dazu hier >>>). Auch wer nicht die in Teilen rechtsextreme Partei gewählt hat, bringt die Probleme auf den Punkt.
Die Rede ist von Arbeitslosigkeit, Vermüllung und Zugewanderten, die sich nach Ansicht der Anwohnenden nicht benehmen würden. Man fühle sich in diesen Punkten von der Politik im Stich gelassen. Das führe im Gesamtpaket zu einer generellen Unzufriedenheit.
++ AfD in Gelsenkirchen stärkste Kraft – jetzt droht die nächste Zäsur ++
Auch im Netz wird das Wahlergebnis heiß diskutiert. „Na klar wurde bei uns in Gelsenkirchen die AfD so stark gewählt, wir haben ja auch die meisten Arbeitslosen“, kommentiert ein Leser unter einem DER-WESTEN-Artikel bei MSN und merkt an: „Die und Geringverdiener sind Hauptwählergruppe und gleichzeitig in Gelsenkirchen am meisten vertreten. Wen wundert es?“
Gelsenkirchen und die Integration
Andere deuten auf die Integrationsprobleme in Gelsenkirchen hin. „Meine muslimischen Geschäftspartner in Gelsenkirchen haben alle die AfD gewählt“, behauptet einer. Ihnen sei das Maß an Migration zu viel. „Der Ausländeranteil oder der Migrationsteil ist in Gelsenkirchen besonders groß, somit zeigt sich, dass diese selbst eine Wende wollen“, schlägt ein anderer in die gleiche Kerbe.
Doch andere wollen dieses Argument nicht alleine gelten lassen. „Berlin hat einen großen Anteil an Ausländern. Hier scheint das Problem der AfD aber deutlich kleiner“, gibt einer zu Bedenken. Tatsächlich hat die AfD in Berlin nur 15,2 Prozent der Stimmen geholt und damit deutlich weniger als im Bundesdurchschnitt. Wahlsieger sind hier die Linken (19,9 Prozent der Zweitstimmen).
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Markus Töns (SPD), der bei der Bundestagswahl in Gelsenkirchen die meisten Erststimmen holte, sieht in der Zuwanderung – besonders die aus Südosteuropa – allerdings sehr wohl ein Problem für Gelsenkirchen und andere Ruhrgebiets-Städte: „Aber in Berlin wird selten darauf geachtet, denn andere Regionen haben diese Probleme nicht“, so der Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete im Gespräch mit der „WAZ“ und weiter: „Die Integrationskraft von Gelsenkirchen stößt an Grenzen. Wir haben hier nicht nur Geflüchtete, die wir in Kitas und Schulen unterbringen müssen, sondern Rumänen und Bulgaren, von denen einige keine Schulbildung oder Berufsausbildung haben.“
Probleme, die Anwohner schon seit Jahren bemängeln, wie hier im Gespräch mit DER WESTEN >>> Was Markus Töns konkret zur Lösung der Probleme Gelsenkirchens fordert und warum er gerne die Probleme des Ostens hätte, erfährst du hier in der „WAZ“ >>>