Es war eine Fahndung, die schockierte! Anfang August veröffentlichte die Polizei Gelsenkirchen ein Foto aus dem Jahr 2017. Es zeigte ein kleines blondes Mädchen mit blauen Augen, mutmaßlich vermisst – und allem Anschein nach das Opfer eines schweren Verbrechens! Die Polizei bat die Öffentlichkeit um Hinweise zum Kind, schaltete eine Hotline frei. Was genau mit dem Kind passierte, woher es kommt, wer es überhaupt ist – völlig unklar.
Aus Opferschutzgründen gibt die Polizei Gelsenkirchen auch auf Nachfrage keine Antwort. Doch die Hinweise verdichten sich, dass ein unbekannter Mann in Verbindung zu ihr stehen könnte. Denn die Polizei teilte zuvor mit, dass es erst nach der Vernehmung eines Verdächtigen entsprechende Hinweise auf eine schwere Straftat geben würde. Inzwischen ist das Mädchen glücklicherweise gefunden (hier mehr) – doch Fragen bleiben.
Gelsenkirchen: Mysteriöser Fall um kleines Mädchen
Axel Petermann (70) ist einer der renommiertesten Kriminalisten Deutschlands. Er gilt als einer der wenigen Profiler in der Bundesrepublik, war etliche Jahre für die Kripo und Mordkommissionen tätig. Seine Bücher (zuletzt erschien „Im Kopf des Bösen“) sind Bestseller – jetzt gibt Petermann seine Einschätzung zum mysteriösen Fall aus Gelsenkirchen!
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Gegenüber DER WESTEN sagt der Experte: „Erst muss man klären, wie die Polizei in Besitz dieses Bildes gekommen ist. Es wurde ein älteres Foto verwendet, es scheint so zu sein, dass man kein jüngeres Bild hat. Die Polizei ging also davon aus, dass jemand dieses Kind auch auf dem älteren Foto identifizieren könne.“
„Welche Verbindung haben Täter und Kind?“
Dass das Kind vermisst worden sei, müsse nicht unbedingt sein, so Petermann. Die Polizei kenne den Täter bereits, in seinem Umfeld hätte man aber keinen Hinweis auf die Identität des Mädchens gefunden. Der Bestseller-Autor: „Vielleicht wäre es interessant gewesen, von Mann und Kind ein Foto zu zeigen. Auch, um die Beziehung zwischen beiden zu klären.“ Es müsse auf jeden Fall einen Anlass gegeben haben, den Verdächtigen zu überprüfen.
Petermann zu DER WESTEN: „Es kann also sein, dass es sich um einen Missbrauchsfall oder mehrere Fälle handelt. Wie kommt dieser Mann an ein Foto des Kindes, welche Verbindung besteht zwischen ihnen? Es scheint ja nicht sein eigenes Kind zu sein.“ Dann stellt er Fragen, die weh tun: „Weiß die Mutter des Kindes um den Kontakt zwischen ihrer Tochter und dem Mann? Ist der Mann aus dem näheren Umfeld des Kindes? Hat letztlich jemand das Kind zur Verfügung gestellt?“
„Es kann sein, dass es sich in Gelsenkirchen um einen Missbrauchsfall handelt – oder um mehrere.“
– Axel Petermann, Profiler und Kriminologe
2022 wurden 16.000 Kinder in Deutschland vermisst
2022 waren insgesamt rund 16.600 Kinder in Deutschland vermisst. Die Aufklärungsquote dieser Fälle liegt laut Bundeskriminalamt (BKA) bei nahezu 97 Prozent. Petermann, der als ehemaliger Leiter einer Mordkommission Verbrechen zu rekonstruieren weiß: „Es sind ja nicht nur kleine Kinder, die vermisst werden.“
Und weiter: „Kind ist man rechtlich bis 14 Jahre, deshalb können auch persönliche Gründe dazu führen, dass Kinder abtauchen – aus Angst vor Strafen, aus Enttäuschung oder wegen dem persönlichen Lebensumfeld.“ Vom Fall aus Gelsenkirchen wird man definitiv noch was hören…