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Gelsenkirchen: Gastronomen platzt die Hutschnur wegen EM – „Es ist einfach schlimm“

Die Gastronomen können einfach nicht fassen, was während der EM in Gelsenkirchen passiert. Von der Politik fühlt man sich im Stich gelassen.

Gelsenkirchen: Gastronomen fühlen sich von der Politik komplett im Stich gelassen.
© Stefan Schier / Ümit Yavuz

Gelsenkirchener verteidigen ihre Stadt: "Die Engländer sind einfach nur neidisch"

Die englischen Fans schimpften bei ihrem Besuch in Gelsenkirchen über die Stadt. Wir haben mit den Bewohnern beim Public-Viewing gesprochen und die sind sich einig.

Gelsenkirchen gehört zum auserwählten Kreis der zehn EM-Gastgeberstädte. In Düsseldorf, Köln und Dortmund merkt man das auch deutlich. Hier feiern Fans aus ganz Europa ausgelassene Partys in den Innenstädten und sorgen für reichlich Umsatz bei den Gastronomen.

Nur in Gelsenkirchen schwappt die Stimmung nicht so wie gewollt über und die Gastronomen sind am Verzweifeln. DER-WESTEN hat sich am Neumarkt umgehört – und vor Ort weiß man ganz genau, woran das liegt. Das bringt die Gastronomen so richtig auf die Palme.

Gelsenkirchen: Gastronomen fühlen sich im Stich gelassen

Ümit Yavuz betreibt das „GE-Piazza“ in der Gelsenkirchener Altstadt, wo ein Fan-Meeting-Point aufgebaut ist. Für ihn sind die Probleme, die Gelsenkirchen hat, hausgemacht. „Ich finde, es wird viel zu wenig von der Politik für Gelsenkirchen gemacht. Die großen Fahnen, die hier hängen, habe ich selbst aufgehängt. Zum Beispiel am Hauptbahnhof hängen überhaupt keine Fahnen. Hier ist ein EM-Austragungsort und hier ist einfach fast gar nichts. Das war auch der Grund, warum ein englischer Fan gesagt hat, ‚Boah, was für eine Drecksstadt hier‘.“

Ümit Yavuz, Inhaber GE-Piazza
Ümit Yavuz, Inhaber GE-Piazza Foto: Ümit Yavuz

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Der 43-Jährige verstehe zwar die Sicherheitsbedenken, welche die Stadt vor dem Risikospiel England gegen Serbien hatte, merkt aber an: „Grundsätzlich fand ich das traurig, dass die Stadt an dem Tag, als das England-Spiel war, den Fan-Meeting-Point komplett zugelassen hat. Wegen Randale. Das hat für mich persönlich aber überhaupt nicht stattgefunden. Sondern die Menschen haben gefeiert und Musik gemacht.“

Gelsenkirchen: „Sonst geht hier alles den Bach runter“

Die Fans hatten auf dem öffentlichen Heinrich-König-Platz gefeiert und getrunken – aber alle öffentliche Orte, wie zum Beispiel die mobilen Toiletten, blieben strikt geschlossen. Ein großes Problem, auch für Deniz Sanli, die auf dem Heinrich-König-Platz das Geschäft „NutStop“ betreibt:

„Die öffentlichen Toiletten am Heinrich-König-Platz waren geschlossen, sodass wir komplett alle Fans hier bei uns zu Toilette gehen lassen mussten. Am späteren Abend mussten wir tatsächlich beide Toiletten schließen, weil die eine übergelaufen ist und die andere war so versaut, da konnte man keinen mehr drauf lassen. Es war unzumutbar. Von der Stadt war das eine totale Fehlentscheidung.“

Selbst die englischen Fans hatten sich gewundert und Sanli gefragt, warum denn alles geschlossen ist. „Das ist die Schuld der Stadt. Ein Riesenproblem. Einfach traurig. Wir müssen endlich was ändern, sonst geht hier alles den Bach runter. Da bin ich ganz ehrlich“, sagte die 37-Jährige.

Gelsenkirchen: „Es ist einfach schlimm“

Auch Pietro Mercuri versteht die Welt während der EM 2024 nicht mehr. Er ist Inhaber des Eis-Cafés Mercuri. Während der Spieltage verkauft der 55-Jährige aber nur Bier, weil die Kühlung nicht für Eis und Bier gleichzeitig ausreicht. „Ich bin sauer, weil hier am Heinrich-König-Platz die ganze Fan-Meeting-Zone aufgebaut ist, die aber nur an manchen Tagen geöffnet ist. Deswegen wird hier nicht richtig gefeiert, wie man sich das wünschen würde. Schuld daran ist die Stadt. Die Fans weichen auf andere Orte aus und schauen nicht in der Innenstadt. Deswegen kommt auch kein Geld in die Stadt.“

Für ihn sind solche Events eigentlich eine große Chance. „Es ist einfach schlimm. Wir Gastronomen leben von solchen Events. Wir haben den Umsatz unseres Lebens erwartet, aber so wie es jetzt ist, ist es nicht wie es sein sollte. Ich erinnere mich an die Weltmeisterschaft 2006 zurück. Da war Gelsenkirchen an jedem Tag voll mit Menschen.“


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Und ergänzt: „Jetzt ist es ein Rätsel für mich, warum so wenig los ist. Auch nach den Spielen kommen nicht so viele wie erhofft in die Innenstadt. Wir schauen mit einer gewissen Eifersucht auf die Städte wie Düsseldorf oder Köln, wo eine richtig tolle Partystimmung aufkommt. Bei uns ist das leider anders und das liegt an der Politik der Stadt Gelsenkirchen.“