Unter den Einwohnern von Gelsenkirchen herrscht Unmut. Schon wieder macht ein wichtiges Geschäft dicht. Sie sorgen sich vor allem um die älteren Mitbürger ihrer Ortschaft. Wer nicht mehr gut zu Fuß und auf die Hilfe anderer angewiesen ist, verliere aufgrund der Schließungen an Selbstständigkeit.
Mal eben beim Bäcker ein Brot kaufen, etwas Aufschnitt beim Metzger holen, einen Brief zur Post bringen oder Geld abheben – dafür müssen viele Menschen in Gelsenkirchen zunehmend weitere Wege auf sich nehmen als noch vor einigen Jahren. Für die Anwohner der Stadt ist klar: Die aktuelle Situation kommt einer „Servicewüste gleich“.
Gelsenkirchen: Geschäftsstelle der Sparkasse schließt
Denn wieder schließt ein wichtiges Geschäft in Gelsenkirchen. Diesmal im Stadtteil Horst. Am Montag (6. Februar) ist Schluss, dann verriegelt die Sparkasse endgültig ihre Türen. „Das ist echt zum Kotzen“, kommentiert eine Frau die Neuigkeit auf Facebook. „Ich finde es auch nicht gut“, erwidert eine andere und gibt zu bedenken: „Gerade für die älteren Menschen stelle ich es mir schwer vor, wie sollen sie dorthin kommen?“
Dorthin? Damit ist die Ersatzfiliale der Sparkasse gemeint. Denn die Zweigstelle in der Markenstraße, die nun schließt, wird mit der Sparkasse in der Essener Straße zusammengelegt. Diese ist allerdings weiter weg. Wirtschaftlich mache es wohl keinen Sinn mehr, vermutet ein Mann. Wir haben bei der Sparkasse nachgefragt.
Gelsenkirchen: Wirtschaftliche Lage zwingt Unternehmen zur Schließung
Bereits im Juni 2022 habe die Sparkasse den Zusammenschluss angekündigt, erklärt ein Sprecher des Unternehmens gegenüber unserer Redaktion. Der Grund dafür seien tatsächlich die wenigen Kunden, bestätigt er. Statt sich persönlich am Schalter beraten zu lassen, würden sie zunehmend das Online-Banking, die Videoberatung, die App oder den Telefonservice nutzen.
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Die Schließung der Filiale in der Markenstraße sei ein „Kompromiss aus betriebswirtschaftlichen Erfordernissen und wohnortnaher Versorgung der Kunden“, erklärt der Sprecher der Sparkasse. Denn trotz der Internet- und Telefonangebote wolle die Sparkasse nicht auf Geschäftsstellen verzichten. Allerdings müsse das Unternehmen die Kosten eines dichten Geschäftsstellennetzes im Blick behalten. „Ein Tag öffnen für die alten Leute wäre eine Option“, schlägt ein Gelsenkirchener vor. Doch das kommt für die Sparkasse nicht in Frage.
Gelsenkirchen: Kunden sollen auf Alternativen ausweichen
Stattdessen bliebe im Fall der Filiale an der Markenstraße „zunächst“ zumindest ein Geldautomat erhalten. „Zur Filiale Horst sind es nur 1100 Meter, sodass die Kundinnen und Kunden der Geschäftsstelle Horst-Süd die ‚aufnehmende‘ Filiale Horst an der Essener Straße gut erreichen können“, erklärt der Sprecher weiter. Da die Beschäftigten der alten Filiale dort weiterarbeiten würde, träfen die Kunden außerdem auf vertraute Gesichter. Darüber hinaus biete die Sparkasse für diejenigen, die nicht mobil sind, einen Bargeld-Bring-Service.
Der Zusammenschluss der beiden Filialen in Horst wird nicht der letzte sein. Wie der Sprecher der Sparkasse Gelsenkirchen bestätigt, sollen im Laufe des Jahres außerdem die Standorte Bahnhofsvorplatz und Haverkamp mit nahegelegenen Filialen zusammengelegt werden.