Gelsenkirchener Verein hilft Schalke-Fans beim Rechtsstreit
Der Verein Königsblaue Hilfe will Schalke-Fans, die unschuldig mit der Polizei oder Justiz im Konflikt geraten sind, juristische Hilfe anbieten. 200 Mitglieder zählt der Vorsitzende Andreas Kolb schon. Aktuell betreut der Verein neun Verfahren, auch Mitglieder sind betroffen.
Gelsenkirchen.
Wenn im Zusammenhang mit Fußball von einem Verteidiger die Rede ist, denken die meisten an den Mann in der Abwehr. Immer öfter ist bezüglich der vermeintlich schönsten Nebensache der Welt mit dem Verteidiger jedoch ein Rechtsanwalt gemeint. Polizeigroßeinsätze in der Fankurve, Hausdurchsuchungen, Strafen gegen Nicht-Anwesende und vor allem Stadionverbote gibt der Verein Königsblaue Hilfe als Argumente für seine Gründung am 31. März an. Ziel des Vereins ist es, Schalkern, die unschuldig in Konflikt mit der Polizei oder Justiz geraten sind, juristische Hilfe zu bieten.
„Es geht nicht darum, Straftäter rauszupauken“, stellt Thomas Wings klar. Der 43-jährige Rechtsanwalt aus Witten ist eins von bislang rund 200 Mitgliedern der Königsblauen Hilfe. „Stadionverbote mit der Gießkanne“, sagt Wings, „das kann nicht sein.“ Dabei denkt er an das Derby 2012 in Dortmund. Zwischen 160 und 200 Stadionverbote seien ausgesprochen worden, drei davon Betroffene betreut Wings in seiner Kanzlei. Die Verfahren laufen schleppend, Akten werden von einer Stelle zur nächsten getragen, so der Anwalt. „Es gibt keine konkreten Anschuldigungen gegen keine konkreten Personen.“ Wings glaubt, dass die Verfahren innerhalb von vier Wochen zu Ende geführt werden könnten.
Vorkommnisse beim Champions League-Spiel gegen Saloniki
Auslöser für die Vereinsgründung waren die Vorkommnisse beim Champions League-Spiel gegen Saloniki im August 2013 in der Veltins-Arena, als die Polizei unter Verwendung von Schlagstöcken und Pfefferspray die Nordkurve stürmte und dabei mehr als 80 Personen verletzt wurden.
Kritik von Schalker Fan-Initiative
Die Schalker Fan-Initiative wirft der Königsblauen Hilfe in ihrem Fanzine „Schalke unser“ vor, ihr „System bewusst vorangetrieben“ zu haben, ohne die Fangruppierungen Ultras, Supporters oder die Ini selbst einzubinden. Zuvor sei von den Ultras der ähnlich motivierte „Repressionsfonds“ gegründet worden („Zwei sind einer zuviel.“). Und im Gegensatz zu den Ultras, die ja „stets eine breite Basis und die Öffentlichkeit gesucht“ haben, habe die Königsblaue Hilfe „bewusst auf Geheimhaltung gesetzt“. Die Vorbereitungen seien parallel gelaufen, die Gründungen können sich nur „um Stunden“ überschnitten haben, entgegnet ein verwunderter Andreas Kolb. Und: „Warum soll es nicht zwei Gruppierungen geben?“ Man wolle sich nun mit der Ini an einen Tisch setzen und die Differenzen ausräumen.
Zu dem fünfköpfigen Hilfsgremium des Vereins, das im Vorfeld einer etwaigen Hilfsleistung eine Einzelfallprüfung übernimmt, gehört auch Patrick Arnold, der ehemalige Schalker Fan-Beauftragte.
Vorsitzender des Vereins ist Andreas Kolb (46), kaufmännischer Angestellter aus Essen. „Es gibt aktuell neun Verfahren, die wir betreuen, auch Mitglieder von uns sind betroffen. Einen abgeschlossenen Fall gibt es noch nicht.“
Königsblaue Hilfe telefonisch zu erreichen
Während Schalke-Spielen ist die Königsblaue Hilfe telefonisch zu erreichen, zwei Anrufe habe es jeweils bei den Auswärtsspielen in Stuttgart und Bremen gegeben. „In der Regel geht es dann um In-Gewahrsamnahmen. Wir setzen uns dann mit der Polizei in Verbindung“, so Wings. Beim Heimspiel gegen Frankfurt sei eine Gruppe Schalke-Anhänger in der Wache an der Wildenbruchstraße festgehalten worden, weil von ihnen ein gewisses Konfliktpotenzial ausgegangen sei. Einer aus der Gruppe hat die Königsblaue Hilfe angerufen. Wings konnte zwar bei der Polizei nichts ausrichten. „Man zeigt den Mitgliedern aber, dass man sich kümmert. Und die Polizei weiß auch, dass sie beobachtet wird. Das sind psychologische Aspekte.“ Nach Spielende wurden die Fans freigelassen.