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Gelsenkirchens Gesamtstrategie für den Wechsel Schule-Beruf

Gelsenkirchens Gesamtstrategie für den Wechsel Schule-Beruf

Die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ hat in Gelsenkirchen Akteure von Wirtschaft bis Gewerkschaften, von Arbeitsagentur bis IHK vereint. Für über 2500 Jugendliche pro Jahrgang soll es künftig konkrete Potenzialanalysen und verbindliche Berufserkundungstage geben.

Gelsenkirchen. 

Praktika und Berufsorientierung, Stippvisiten in Firmen und Job-Aufklärung im Berufsinformationszentrum – all das gibt es, um Jugendliche beruflich in die Spur zu bringen, um den Übergang von Schule in Ausbildung oder Studium vorzubereiten. Vor rund fünf Jahren, sagt IHK-Geschäftsbereichsleiter Christoph Pieper, habe das Institut für Technik und Arbeit Gelsenkirchen zu erfassen versucht, wie viele Projekte es bundesweit gibt. Ein vergebliches Unterfangen. Drei Ergebnisse der Recherche hat Pieper dennoch parat: Insgesamt wurden in dem Bereich 8 Mrd. Euro pro Jahr ausgegeben, aber nichts war flächendeckend. Und viele Projekte sind wieder eingeschlafen.“ Das soll sich ändern. Auch in Gelsenkirchen.

Die Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ bringt alle lokalen Akteure unterm Dach einer strategischen Steuerungsgruppe zusammen. Mit im Boot: Kammern, Arbeitsagentur und Jobcenter, die Bezirksregierung, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, natürlich die Stadtverwaltung. Sie hat eine kommunale Koordinierungsstelle aufgebaut. Hier laufen die Fäden zusammen. Das Ziel ist klar definiert: Es soll eine frühzeitige, individuelle Förderung von Jugendlichen ab Klasse acht und in der gymnasialen Oberstufe geben, ihre Potenziale und Kompetenzen sollen früh ermittelt, ein individueller Förderplan entwickelt, eine konkrete berufliche Anschlussvereinbarung getroffen werden. „Wir wollen ein einheitliches Niveau im Rahmen der Berufsorientierung hinkriegen“, sagt Michael Grütering, Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe. Und: „Es ist ureigenstes Interesse der Wirtschaft, dabei mitzuwirken“, nicht zuletzt, weil der Run auf die Fachkräfte der Zukunft in vielen Branchen und Regionen längst begonnen hat.

„Es ist ureigenstes Interesse der Wirtschaft, dabei mitzuwirken“

Soweit die Theorie. Die Praxis muss sich nun entwickeln. „Was wir auf den Weg bringen wollen, ist ein weiterer Baustein der Präventionskette“, der sich für Oberbürgermeister Frank Baranowski systematisch in die bisherigen Angebote fügt. Ein „Übergangsmanagement“ gelte es aufzubauen und zu verankern, das alle Schüler einbeziehe – und das möglichst maßgeschneidert. „Das kann uns nur gelingen, wenn alle am Ausbildungsprozess Beteiligten mitziehen“, appelliert Baranowski.

Über Fördermittel werden (verteilt auf die Schulen) 2,2 Lehrerstellen und zwei weitere Stellen im Team Kommunale Koordinierung finanziert. „Die Landesinitiative hat uns geholfen, personell aufzustocken“, sagt Bernd Zenker-Broekmann von der Koordinierungsstelle. Nach jetzigem Stand werde „Kein Abschluss ohne Anschluss“ mindestens bis 2020 laufen, begleitet von einem Monitoring, „um die Erfolge zu messen“. Für Pieper gilt es zunächst, „ganz dicke Bretter zu bohren. Wir müssen eine andere Denke in die Köpfe kriegen, in der Wirtschaft, aber insbesondere in den Schulen.“

Stadtrat Beck: Wir wollen gemeinsam Gas geben

Zur konstituierenden Sitzung traf sich die Steuerungsgruppe Montag im Hans-Sachs-Haus. Stadtrat Dr. Manfred Beck, Vorstand für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration, mochte die Sitzung „mit drei G überschreiben – für gemeinsam Gas geben“. Das trifft vor allem für das Team der Koordinierungsstelle zu, das Becks Dezernat zugeordnet ist. „Für das Schuljahr 2014/15 werden rund 1125 Schüler in den Fokus genommen werden müssen“, sagt Bernd Zenker-Broeckmann, inklusive individueller Potenzialanalyse und dreitägiger Berufsfelderkundung. „Ab 2016/17 werden wir dann ganze Jahrgänge systematisch erfassen, dann kommen wir auf über 2540 Schüler.“

Drei verbindliche Erkundungstage in Betrieben für diese großen Schülerzahlen anbieten, begleiten und koordinieren zu können, wird aus Sicht der Arbeitgeberverbände eine der großen „organisatorischen und strategischen“ Herausforderungen. Auch, weil die Angebote auf den verschiedenen Berufsfeldern für alle Beteiligten Sinn machen sollen. „Das müssen wir gewährleisten. Und diese Bereitschaft“, meint Michael Grütering, „müssen wir erreichen.“ Für den Geschäftsführer der Arbeitgeberverbände gelte es sicherzustellen, „dass die wirklich interessierten Schüler zu den Firmen kommen.“ Vor Ort sei es wichtig, „nun die passenden Systeme aufzubauen. „Das Land hat entschieden, jetzt müssen wir das irgendwie stemmen.“