Gelsenkirchen.
Polizei und Justizbeamte mussten Montag eine Massenschlägerei in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Gelsenkirchen eindämmen. 45 Insassen verschiedener Nationalitäten waren an der Auseinandersetzung laut Polizei beteiligt, elf Personen wurden bei dem Streit leicht verletzt. Ein Gefangener brach sich die Hand.
Bis zu 100 Gefangene dürfen gleichzeitig die umzäunten Freistundenhöfe aufsuchen. Rund 80 nutzten Montag früh die Chance zum Aufenthalt, bewacht von vier Bediensteten und einer Fahrzeugstreife. Beim Feiertagsdienst waren zu dieser Stunde insgesamt 21 Bedienstete im geschlossenen Bereich der JVA im Einsatz.
Die Schlägerei brach gegen 9.10 Uhr am Männerhafthaus B aus. Im Knast in der Feldmark wurde die Freistunde sofort abgebrochen und der Alarm ausgelöst. „Gleichzeitig sind die Gefangenen aufgefordert worden, die Freistunde zu räumen“, so der stellvertretende Anstaltsleiter Ralf Bothge. „Die Bediensteten haben perfekt gearbeitet und sind der Sache Herr geworden. Die Gefangenen wurden ins Hafthaus geleitet.“ Da ein Teil der Gefangenen den Aufforderungen jedoch nicht freiwillig nachkam, wurde die Polizei um Amtshilfe gebeten, auch „um Manpower zu demonstrieren“, sagt Bothge.
Sieben Streifenwagenbesatzungen im Einsatz
Mit sieben Streifenwagenbesatzungen und einem Kradfahrer fuhr die Polizei zur Unterstützung an der Aldenhofstraße 99-101 vor. „Mit den Anstaltsbediensteten und teilweise unter Anwendung unmittelbaren Zwangs“ konnten die vereinten Kräfte schließlich laut Bothge „die Gefangenen unter Verschluss bringen“.
Die Gründe für die Auseinandersetzung sind derzeit noch nicht abschließend geklärt. Die Ermittlungen – unter anderem wegen Körperverletzung und Meuterei – „seitens der Anstalt und der Polizei zu den Ursachen und den Tätern dauern an. Wir haben versucht, die Rädelsführer ausfindig zu machen. Da waren wir auch schon erfolgreich. Die Betroffenen wurden Dienstag direkt in andere Anstalten verlegt, auch um mögliche Strukturen zu zerstören.“ Vermutungen, dass es sich um „eine Auseinandersetzung rivalisierender Banden um die Vorherrschaft im Drogenmilieu handeln könnte, sind reine Spekulation“, betont Bothge.
Der Vorfall ist zumindest in Gelsenkirchen beispiellos. Bothge: „Zu Ausschreitungen dieser Art kommt es in Justizvollzugsanstalten nur selten, in der 13-jährigen Geschichte der Anstalt hat es ein solches Vorkommnis bisher nicht gegeben“, betont Bothge. Aber: „Auszuschließen ist so etwas natürlich nirgendwo. Wir haben es hier immerhin mit 600 Menschen zu tun, die schwer kriminell sind. Da gibt es auch erhöhtes Aggressionspotenzial.“ Als Reaktion auf den Vorfall wurde Dienstag der Betrieb in der JVA runtergefahren: Freistunden und Besuche wurden untersagt.