Gelsenkirchen. Immer wieder diese Stadt. Die einstige Arbeiterhochburg im Ruhrpott ist mittlerweile Symbol für gescheiterten Strukturwandel geworden.
Neue Zahlen aus Gelsenkirchen sind erschreckend. Deutschlandweit sind in keiner anderen Großstadt mehr Kinder von Armut gefährdet als in Gelsenkirchen. Das geht aus Zahlen des Bundessozialministeriums hervor, über die die „WAZ“ zuerst berichtet hatte.
Gelsenkirchen an der Spitze einer traurigen Statistik
Jedes fünfte Kind in Deutschland ist von Armut bedroht. Das ging Mitte März aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei hervor.
Doch das Armutsrisiko fällt nicht in jedem Bundesland gleich aus. Die höchste Gefahr besteht nach Angaben des Bundessozialministeriums in Bremen. Hier sind 42 Prozent der Kinder von Armut bedroht. Genauso hoch liegt der Wert in Gelsenkirchen, berichtet die „WAZ“.
In ganz NRW sind demnach rund 23 Prozent der Kinder von Armut bedroht. In Bayern sind es „nur“ rund 12 Prozent.
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Wo liegt die aktuelle Armutsgrenze in Deutschland?
- Betroffen ist, wer mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung seines Landes auskommen muss
- Singles: 1.126 Euro
- Alleinerziehende mit kleinem Kind: 1.463 Euro
- Paarhaushalt mit zwei kleinen Kindern: 2.364 Euro
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Gelsenkirchen belegt traurigen Spitzenplatz – Armutsgefälle innerhalb der Stadt
Ein Armutsgefälle gibt es aber nicht nur zwischen den einzelnen Bundesländern. Auch innerhalb von Städten gibt es je nach Wohnort unterschiedliche Armutsrisiken.
Nach Angaben der „WAZ“ haben Kinder insbesondere in folgenden Stadtteilen die geringsten Teilhabechancen:
- Neustadt
- westliche Teil von Bulmke-Hüllen
- Altstadt
- Schalke-Nord
- Schalke-Ost
- Ückendorf-Nord
- Rotthausen-West
Wo Kinder die größten Chancen in Gelsenkirchen haben und warum die Zahlen von Experten als unzureichend kritisiert werden, liest du hier bei der „WAZ“ >>>
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Gelsenkirchen: „Kinderarmut ist ein trauriger Skandal in unserem reichen Land“
Angesichts der Zahlen und der extrem steigenden Preise für Energie und Lebensmittel forderte Dietmar Bartsch zuletzt eine Erhöhung des Kindergeldes auf 328 Euro.
„Kinderarmut ist ein trauriger Skandal in unserem reichen Land“, erklärte der Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag und weiter: „Für die ärmsten Kinder braucht es eine armutsfeste Kindergrundsicherung bis 630 Euro.“
Sonderzahlungen für arme Familien
Auch die Ampel-Regierung will eine Kindergrundsicherung einführen. Bis der Gesetzesentwurf steht, sollen allerdings ärmere Haushalte durch Soforthilfen entlastet werden.
Demnach sollen ab Juli Kinder und Jugendliche in Familien, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, 20 Euro mehr im Monat bekommen. Insgesamt wird der Zuschlag rund 2,9 Millionen Menschen zugutekommen – dazu zählen auch Kinder von Asylbewerbern.
In dem zuletzt auf den Weg gebrachten Gesetz ist außerdem im Juli eine Corona-Einmalzahlung von 100 Euro verankert. Sie soll an Erwachsene gehen, die Sozialleistungen erhalten. Es ist als Ausgleich für besondere Belastungen der Pandemie gedacht – etwa durch den Kauf von FFP2-Masken.
Ampel verkündet Entlastungen für Bürger
Die Bundesregierung hat außerdem weitere Entlastungen wegen der hohen Energie- und Spritpreise angekündigt, von denen auch ärmeren Familien profitieren sollen. Mehr dazu hier >>> (ak mit dpa/AFP)