Weil die Online-Ticketbörse viagogo bereits mehrfach gegen die Spielregeln verstoßen haben soll, hat der FC Schalke 04 den Vertrag fristlos gekündigt. Die viaNOgo-Aktivisten rund um den Verein freuen sich. Es bleiben aber offene Fragen, auf die es noch keine Antworten gibt.
Gelsenkirchen.
Diese Nachricht ist eine Sensation: Der FC Schalke 04 hat den Vertrag mit der Online-Ticketbörse viagogo nur acht Tage nach Inkrafttreten fristlos gekündigt. Auf der Jahreshauptversammlung am 29. Juni hatte der Fußball-Bundesligist gnadenlose Kritik einstecken müssen für ein Abkommen, das dem Club über drei Jahre insgesamt 3,6 Mio. Euro einbringen sollte, das die Fans aber von Beginn an als die Legalisierung des Schwarzmarktes bewerteten.
Warum die Kündigung?
In dem Vertrag mit viagogo hatten die Schalker feste Spielregeln definiert. Darunter auch die, dass Karten mit maximal hundert Prozent Preisaufschlag gehandelt werden dürften. Die Regeln, so Königsblau, habe viagogo von Beginn an trotz mehrfacher Aufforderungen nicht eingehalten. Dazu kamen auch Hinweise von Fans. Für das Wiedersehen mit Señor Raul etwa sollen Karten angezeigt worden sein, die viel teurer als erlaubt waren. Nach erfolglosen Abmahnungen zog Schalke die Konsequenz.
Das sagt der S04-Vorstand
„Wir haben den Vereinsmitgliedern auf der Jahreshauptversammlung unser Wort gegeben, genau zu prüfen, ob die Vertragsinhalte umgesetzt werden. Wir haben unser Wort gehalten“, so Marketingvorstand Alexander Jobst. Jeder Verstoß sei frühzeitig von Mitarbeitern des Vereins registriert worden.
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Das sagt viagogo
„Wir haben alle Aspekte unseres Vertrags erfüllt. Die Ankündigung, dass Schalke 04 die Partnerschaft mit uns nach nur einer Woche lösen will, hat uns sehr überrascht. Die Entscheidung ist für uns, für den Club und vor allem für die Fans sehr bedauerlich, da der Club von dem Sponsoring stark profitiert hätte.“
Das sagt viaNOgo
„Das ist kein Aprilscherz oder?“, fragte Frank Zellin spontan, als die WAZ-Redaktion ihn am Dienstag informierte. Im gleichen Zug trafen die ersten Dankes-SMS beim Mönchengladbacher ein, der gemeinsam mit dem Regensburger Michael Eckl viaNOgo gründete und Unterschriften gesammelt hatte, um den Vertrag der Schalker mit viagogo über eine außerordentliche Mitgliederversammlung zu kippen. „Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht. Jetzt kann ich ins Stadion gehen, ohne auch nur irgendetwas von denen sehen zu müssen.“
Es bleiben zwei offene Fragen
Kann Schalke aus dem Vertragsbruch von viagogo einen wirtschaftlichen Nutzen ziehen?
Wird die kostenlose S04-Ticketbörse für die Fans wieder eingeführt oder gibt es eine andere Variante?
Marketing-Vorstand Alexander Jobst: „Gescheiterte Verträge müssen Ausnahme bleiben“
„Grundsätzlich müssen gescheiterte Verträge unbedingt eine Ausnahme bleiben.“ Diese Auffassung vertritt Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst nach der fristlosen Kündigung, die viagogo am Dienstag zugestellt worden ist. Er sei jedoch froh darüber, dass Schalke sagen könne, an dieser Stelle auch mit Blick auf die Versprechen an die Fans konsequent gehandelt zu haben.
Wie angesichts dieser Entwicklung auf Schalke der Kampf gegen den Schwarzmarkt effektiv geführt werden könne, erscheint offen. Jobst dazu: „Es bleibt wahr, was wir vor dem Deal mit viagogo gesagt haben: Es ist schwer, den Schwarzmarkt zu bekämpfen. In der Zukunft wird dies eine Herausforderung bleiben.“ Online-Ticketplattformen würden auf internationaler Ebene zunehmen. Die personellen Ressourcen der Vereine würden für eine vollumfänglichen Bekämpfung nicht ausreichen, auch hätten die Clubs keine rechtliche Hoheit bei der Bekämpfung.