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Warum Schalke-Vorstand Jobst an einen Ausrüsterwechsel denkt

Warum Schalke-Vorstand Jobst an einen Ausrüsterwechsel denkt

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Foto: Funke Foto Services
Schalkes Marketing-Vorstand Alexander Jobst erläutert im WAZ-Interview, wie es um die Bereiche Sponsoring und Merchandising beim FC Schalke 04 steht.

Gelsenkirchen. 

Es wird ein spannendes Jahr 2016 für den FC Schalke 04. Nicht nur sportlich betrachtet. Auch in den Bereichen Sponsoring und Merchandising stehen wichtige Weichenstellungen für den Fußball-Bundesligisten an. Über die wirtschaftlichen Ambitionen der Königsblauen spricht Alexander Jobst (42), Vorstand Marketing, im WAZ-Interview.

Herr Jobst, wie liefen die Gespräche mit dem möglichen Ausrüster-Unternehmen aus den USA?

Alexander Jobst: In den USA sind viele spannende Unternehmen beheimatet, deshalb ist es ein interessanter Markt für uns, den wir kennenlernen.

Es heißt, Sie führen konkret Gespräche mit Vertretern des Sportartikel-Unternehmens „Under Armour“.

Jobst: Das kann ich nicht dementieren. Wir sondieren den Markt in den nächsten Monaten in Ruhe und werden auch mit anderen Interessenten sprechen.

Das bedeutet, die Zusammenarbeit mit Adidas ist Geschichte?

Jobst: Unsere Partnerschaft läuft zunächst bis zum Jahr 2018. Adidas und Schalke 04 verbindet inzwischen eine fast schon historische Beziehung. Ob wir uns trennen, steht noch nicht fest. Die langfristigen Vorstellungen einer Zusammenarbeit nach 2018 sind gegenseitig und respektvoll ausgetauscht. Adidas weiß, dass wir uns umschauen.

Das klingt wie eine Trennung mit Ansage. Erläutern Sie das bitte.

Jobst: Wir sind im Bereich Retail (Einzelhandel, Anm. der Redaktion) derzeit nicht so aufgestellt, wie wir uns das als zweitgrößter deutscher Club wünschen. Das hängt auch mit der Aktivierung des Ausrüsters zusammen. Gehen Sie meinetwegen zu Karstadt oder in ein Intersportgeschäft in Deutschland. Da finden Sie gefühlt unzählige Trikots des FC Bayern München oder von Borussia Dortmund. Selbst Real Madrid- oder Chelsea-Trikots finden Sie prominent. Unsere Schalke-Trikots spielen eine untergeordnete Rolle im Sortiment. Oft findet der Fan das Heimtrikot nur in einer Größe und mit Pech geht er mit leeren Händen nach Hause.

Und das könnte ein Ausrüsterwechsel verändern?

Jobst: Eindeutig: ja. Bayern ist in der Wertigkeitsskala von Adidas klar die Nummer eins und wird in den Geschäften entsprechend präsentiert. Der BVB ist das parallel bei Puma. Das wünschen wir uns auch mit einem Ausrüster für den FC Schalke 04.

Adidas wäre dazu nicht zu bewegen?

Jobst: Adidas richtet sich in seiner Unternehmensstrategie anderweitig aus. Das ist auch okay und von Schalke 04 zu akzeptieren. Wir sind nun in Gesprächen mit Interessenten, die auf dem europäischen Markt Fuß fassen wollen und aus Herkunftsländern kommen, die für uns spannende Zielmärkte sind.

Wie etwa die USA. Könnte sich an der Konstellation mit Adidas noch etwas verändern?

Jobst: Vielleicht. Das hängt allerdings von vielen Faktoren ab, ich denke dabei unter anderem an die Ausrüsterfrage zur Nationalmannschaft. Wir werden sehen, ob sich die Voraussetzungen noch mal ändern. Das Wichtigste ist jedoch, dass der FC Schalke 04 seine eigenen Vorstellungen am Markt versucht erfolgreich durchzusetzen, ohne auf Eventualitäten angewiesen zu sein, die wir nicht beeinflussen können. Wir haben genügend Zeit dazu.

Blicken wir von der Gegenwart zurück auf das Jahr 2015. Wir bewerten Sie es als Vorstand Marketing?

Jobst: Es war ein turbulentes Jahr mit großen Herausforderungen.

Was woran lag?

Jobst: Am sportlichen Abschneiden in der letzten Saison. Wir mussten unsere starken Partner davon überzeugen an uns und an den Weg zu glauben, den wir gehen.

Ist Ihnen das gelungen?

Jobst: (lächelt) Ja, das ist es. Wir haben die Partner im Boot gehalten und werden die Sponsoringerlöse auf rund 72 Millionen Euro für die Saison 2015/16 steigern können. Ich kann heute sagen, dass wir ausvermarktet sind.

Das heißt: Nichts geht mehr? Das ist kaum vorstellbar in dem Geschäft.

Jobst: Jedenfalls nicht mit Blick auf die TV-relevanten Partner. Davon haben wir 18. Mehr können wir nicht annehmen, wenn wir sie so betreuen wollen, wie sie und wir uns das vorstellen.


Dazu gehören ja auch Gelsenkirchener Unternehmen…

Jobst: … worauf wir sehr stolz sind.

Der Vertrag zwischen dem Möbel-Discounter Roller und Schalke 04 wurde gerade um vier Jahre verlängert. Nach unseren Informationen zu verbesserten Konditionen für den Verein. Da ist von 700.000 Euro pro Jahr die Rede.

Jobst: Das kommentiere ich nicht.

Dementieren Sie es?

Jobst: Zu Zahlen werde ich Ihnen keine Auskunft geben. Auf der einen Seite sind wir immer bestrebt, das Bestmögliche für den Verein in den Konditionen zu erreichen, gleichzeitig profitieren unsere Sponsoren zunehmend auch von der Bedeutung eines Engagements mit dem FC Schalke 04.

Die USA sind ein Zielmarkt 

Wenn der Bereich Sponsoring so stark ist, wie sieht es im Merchandising aus?

Jobst: Die Zahlen sind stabil, aber wir haben zugegeben in 2014/2015 nicht unser Ziel erreicht, sie zu steigern.

Was für Sie und Schalke ein Ziel bleibt.

Jobst: Genau. Wir haben einige Strukturveränderungen vorgenommen, um uns hier verbessert zu präsentieren und die Erlöse künftig zu steigern.

Die liegen wo und sollen wohin?

Jobst: Wir haben in der Saison 14/15 rund 17,4 Millionen Euro erzielt. Wir haben uns für das Jahr 2016 vorgenommen, auf 20 Millionen Euro zu kommen.

Spielt es an dieser Stelle auch eine Rolle, dass die Profis im Januar erstmals in Florida ein Trainingslager beziehen?

Jobst: Das hat nur indirekt miteinander zu tun. Nach vier Jahren Katar, die ich persönlich aufgrund der exzellenten Trainingsbedingungen sehr gut fand, war so ein Tapetenwechsel gewünscht, auch von der Mannschaft und der sportlichen Leitung.

Und hinsichtlich Sponsoring und Merchandising?

Jobst: Da erhoffen wir uns langfristig ebenso Erfolge. Wir werden dort ja neben dem Schwerpunkt der Trainings-Vorbereitung auf die Rückrunde auch am Florida-Cup, einem Einladungsturnier, teilnehmen. Unsere Gegner sind Atlético Mineiro aus Brasilien und die Fort Lauderdale Strikers als Lokalmatador. Das Turnier wird international vermarktet und von vielen Fernsehstationen übertragen. Wir haben Vereinbarungen mit der Deutschen Fußball-Liga und Disney. Zudem werden wir an einem Shoot out des NBA-Spiels von Orlando Magic teilnehmen. Zwei Spieler werden sich da beteiligen.

Klingt nach einem intensiven Programm.

Jobst: Das ist ja längst nicht alles. Wir haben die von uns identifizierten Schalke-Mitglieder aus den USA angeschrieben und für einen Abend eingeladen. Das sind 90 Personen, über die Hälfte haben zugesagt. Zudem sind viele Promotion-Aktionen der Sponsoren geplant. Wir werden uns auch im Rahmen unserer sozialen Aktivitäten mit der Jüdischen Gemeinde vor Ort treffen.

Die Gespräche mit Gazprom und VW laufen

Herr Jobst, lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Blick in die Zukunft werfen. Was steht für den FC Schalke 04 demnächst im Bereich Sponsoring an?

Jobst: Wir werden unter anderem Gespräche mit unserem Hauptsponsor führen. Der Vertrag mit Gazprom endet 2017, der Ausrüstervertrag 2018. Das sind enorm wichtige Partnerschaften für den Verein.

Da möchte ich noch einmal einhaken: Was ist mit Volkswagen? Es hieß, Schalke zähle zu den Clubs, die nicht weiter unterstützt werden sollen.

Jobst: Das sind Spekulationen, die wir nicht kommentieren. Unsere erfolgreiche Sponsoring-Partnerschaft mit VW läuft 2016 aus. Das Unternehmen ist aber unser erster Ansprechpartner für eine Fortsetzung der Zusammenarbeit. Wir befinden uns in intensiven Gesprächen.

Gäbe es Alternativen?

Jobst: Die gibt es immer.

Welche?

Jobst: (lacht) Dazu sage ich nichts, aber wenn Sie sich unsere internationalen Zielmärkte anschauen, können Sie darauf kommen. Dazu zählt ja auch wesentlich der asiatische Wirtschaftsraum.