Mülheim.
Als hätten die Mülheimer Verkehrsbetriebe (MVG) nicht schon genug Probleme und Kosten, die sie nicht decken können: Jetzt hat die MVG auch noch den Kampf gegen ein Denkmal verloren.
Nach einem endgültigen Gespräch mit der Denkmalbehörde und der Stadt steht nun fest: Die MVG muss die Industriehalle 5 auf ihrem Betriebsgelände an der Duisburger Straße als Denkmal sanieren und erhalten. Die MVG hatte Klage gegen den Denkmalschutz eingereicht, „doch der Klageweg bringt jetzt auch nichts mehr“, sagt MVG-Geschäftsführer Klaus-Peter Wandelenus. „Wir müssten dann schon dem Gericht darlegen, dass die Erhaltung der Halle für uns der wirtschaftliche Ruin bedeuten würde.“ Das kann auch die MVG nicht, obwohl sie jährlich rund 30 Millionen Miese schreibt. Wenn es nach Wandelenus gegangen wäre, die Halle, in der noch Busreparaturen erfolgen, wäre weg. „Wir hatten den Antrag auf Abriss gestellt.“
MVG weiß nicht, woher sie das Geld nehmen soll
Unterhaltungs- und Energiekosten belaufen sich nach Darstellung der MVG im Jahr auf fast eine Million Euro – für die Stadttochter, die wie keine andere unter dem Druck des Sparens steht, eine hohe Summe. Eine neu gebaute zweckmäßige und wirtschaftliche Werkstatthalle, über die bei der MVG nachgedacht wird, würde über – zehn Jahre gesehen – vier Millionen Euro kosten. Das sanierte Denkmal erfordert nach Schätzungen fast das Doppelte. Ohnehin weiß man bei der MVG kaum noch, wie und wo Geld locker gemacht werden kann, ohne dass die Leistungen für die Bürger spürbar eingeschränkt werden.
Die Industriehalle stammt aus den 1920er Jahren und stellt, so der Bau- und Planungsdezernent Peter Vermeulen, ein „beeindruckendes Zeugnis der Industriekultur“ dar. Die Halle gehört zu einem Ensemble mit mehreren Bauten, von denen ein Gebäude im Zuge der Errichtung der neuen Feuerwache abgerissen worden ist. „Das Rheinische Amt für Denkmalpflege hatte den Abriss verbunden mit der Verpflichtung, die anderen Hallen zu erhalten“, so Vermeulen. Sicher sei der Erhalt kostentreibend, allerdings gebe es für eine Stadt schlicht keine Chance, sich der Denkmalschutz-Pflicht und damit dem Erbe zu entziehen.
„Was ist daran denkmalwürdig?“
Was aus Sicht von Vermeulen nötig wäre, ist ein städtisches Konzept, wie diese Halle und vielleicht später noch andere Hallen auf dem Gelände genutzt werden können. „Für den ÖPNV ist so eine Halle sicherlich nicht unbedingt geeignet“, sagt der Dezernent.
So sieht es auch der MVG-Chef, der gerade für zwei Millionen Euro die Nachbarhalle, auch ein Denkmal, saniert. Wandelenus erkennt in der Halle 5 weder den Nutz- noch den Erhaltungswert: „Was ist daran denkmalwürdig?“ Für ihn ist die Halle ein „offener Schornstein“, im höchsten Grade unwirtschaftlich. Dennoch: Es wird nun auch dort saniert – und nach einem möglichen Nutzer gesucht.