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Umweg gefahren? Handy am Steuer? Diese Rechte hast du als Taxi-Fahrgast – es sind mehr, als du denkst

Umweg gefahren? Handy am Steuer? Diese Rechte hast du als Taxi-Fahrgast – es sind mehr, als du denkst

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Foto: Herbert Höltgen / WAZ FotoPool
  • Taxifahren soll entspannt und schnell sein
  • Manchmal ist es aber auch anstrengend und sogar gefährlich
  • Wir sagen dir, welche Rechte du als Taxi-Fahrgast hast

Mülheim. 

Wenn man sich mal den Luxus gönnt, mit dem Taxi zu fahren, soll es bitte auch angenehm und schnell sein. In den meisten Fällen bringt einen auch ein mehr oder weniger freundlicher, aber routinierter Fahrer flott zum Ziel. Man spart sich schweißtreibende Gepäckmärsche, Umsteigen und Parkplatzsuche.

Doch immer wieder gibt es auch diese Fälle: Der Taxifahrer heizt wie ein Rowdy durch die Straßen, guckt während der Fahrt durchgehend auf sein Handy oder will dich gar nicht erst einsteigen lassen, weil ihm die Strecke zu kurz ist oder du getrunken hast.

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Welche Möglichkeiten und Rechte hat man eigentlich als Fahrgast?

Ziemlich viele, weiß Kim Ehring. Die Anwältin arbeitet für die Mülheimer Kanzlei Hubert & Partner, ist Expertin für Verkehrsrecht.

Strecke zu kurz? Gibt es nicht

Nur in wenigen Fällen hat ein Taxifahrer das Recht, dich nicht mitzunehmen. „Die Beförderungspflicht ist ein hohes Gut“, sagt Ehring. Eine zu kurze Strecke ist kein Argument, auch keine Colaflasche in der Hand.

Ausnahmen gibt es dennoch: Bei einem aggressiven oder extrem betrunkenen Fahrgast darf der Taxifahrer „Nein“ sagen. Ablehnen darf er auch extrem lange Fahrten, denn die Beförderungspflicht gilt nur innerhalb eines Pflichtfahrgebiets. Das reicht aber immer mindestens bis an die Stadtgrenze.

Welches Taxi? Du hast die freie Wahl!

Als Fahrgast darfst du dir dein Taxi übrigens, entgegen vieler Gerüchte, völlig frei aussuchen. Du musst nicht das erste in einer Reihe nehmen. Auch in ein stinkendes oder schmutziges Taxi musst du nicht einsteigen.

Ja, selbst wenn du lieber mit einem BMW als mit einem Mercedes fahren möchtest oder auf Hybrid-Autos stehst, kannst du prinzipiell ein Taxi außerhalb der Reihe nehmen.

Hat ein Taxi keinen Kindersitz, muss der Fahrer eins mit Kindersitzen organisieren. Hunde dürfen generell mitgenommen werden, es gibt eine Mitnahmepflicht für Tiere. Die setzt aber dann aus, wenn der Fahrer eine Allergie oder Angst vor dem Tier hat oder es zu groß für einen sicheren Transport ist.

Letzteres gilt übrigens auch für Gepäck. Deshalb: Rufst du über eine Zentrale ein Taxi, kündige einfach kurz an, wenn du Übergepäck hast. Auch, wenn du nur einen 500-Euro-Schein hast oder mit Karte bezahlen willst, empfiehlt sich das.

Umweg fahren ist strafbar

Aber was, wenn das Theater erst nach Fahrtantritt losgeht? Fährt das Taxi einen Umweg, ist der Fahrer aufdringlich oder hält er sich nicht an die Straßenverkehrsordnung? Dann kannst du jederzeit aussteigen!

„Ein Taxifahrer macht sich nicht nur strafbar, wenn er sich nicht an die Verkehrsregeln hält. Auch ein Umweg ist illegal“, so Kim Ehring. In diesem Fall kann man Schadensersatz fordern, wenn nicht direkt vom Fahrer, dann vom Taxi-Unternehmen oder dem städtischen Ordnungsamt.

Du fühlst dich unsicher? Dann steig aus!

Und es geht sogar noch weiter: Hält sich der Fahrer an die Gesetze, fährt aber trotzdem wie ein Rowdy, brauchst du auch nicht weiter mit ihm fahren. „Auch, so sicher wie möglich befördert zu werden, ist ein Recht des Fahrgastes. Kommt der Fahrer dem nicht nach, muss er seinen Gast auf dessen Wunsch aussteigen lassen“, stellt Ehring klar.

Besser direkt um Schadensersatz kümmern

Mit der Durchsetzung seiner Rechte auf Schadensersatz oder Preisminderung sollte der Fahrgast am besten sofort anfangen, empfiehlt Ehring. „Im Nachhinein sind die meisten Dinge schwer nachweisbar.“

Steigst du vorzeitig aus, versuch also am besten sofort, dich mit dem Taxifahrer auf einen geminderten Preis und ein Ersatztaxi zu einigen. Ist der Fahrer nicht gesprächsbereit, fordere Belege für Strecke und Preis sowie die Taxinummer ein. Ein Ersatztaxi MUSS er dir organisieren.

Noch wichtiger: Bewahre erst einmal die Ruhe und versuche, den Fahrer höflich auf dein Problem hinzuweisen. In den meisten Fällen hat das bereits den gewünschten Effekt. Und ist deutlich weniger anstrengend für beide Parteien.