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48.000 Fans feiern beim Festival „Ruhr in Love“ im Olga-Park

48.000 Fans feiern beim Festival „Ruhr in Love“ im Olga-Park

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Foto: Kai Kitschenberg/FunkeFotoServices
48.000 Raver feiern das Elektro-Festival im Oberhausener Olga-Park. Aber nur noch selten greift der Discjockey zum guten alten Vinyl.

Oberhausen. 

Bullige Schallplatten haben ihre Glanzzeit hinter sich. Aber sie sind dennoch nicht kleinzukriegen – dank wohliger Retro-Romantik. Auch beim Elektro-Festival „Ruhr in Love“ läuft es für das gute alte Vinyl rund. 400 Discjockeys beschallen den Osterfelder Olga-Park. Und sie haben ihre Werkzeuge dabei.

Techno neben Marios Pizzabude

Trotz zuletzt wieder gestiegener Verkaufszahlen des Rillentonträgers, sollte dies nichts verklären: Discjockeys sind kaum noch klassische Plattenaufleger. „Mit Vinyl arbeiten vielleicht noch fünf Prozent“, sagt „Ruhr in Love“-Veranstalter Oliver Vordemvenne. CDs, USB-Sticks und digitale Mischpulte sorgen heutzutage für die Klangverarbeitung. Ein Handwerk bleibt es trotzdem.

Die Schallplatte baumelt bei „Ruhr in Love“ immerhin an einer der 40 Tanzflächen als Dekoration an Kordeln. Klangloses Wippen im Schall-Getöse elektronischer Stilrichtungen wie Techno, House, Acid oder Hardcore. Unverschämte Zurschaustellung ausgedienter Knack-Beschallung oder liebeswürdige Hommage an volles Hörvolumen – wer weiß das schon?

Letzteres würde sicher besser zum Namen des Musikfestivals passen, das 2003 im Gelsenkirchener Nordsternpark begann und seine Klangtürme schon ein Jahr später auf dem Gelände der ehemaligen Landesgartenschau in Osterfeld pflanzte. Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Zuspruch dort mehr als verdoppelt. Diesmal bedeuten 48 000 Besucher einen neuen Rekord.

Melange der Genres

„Ruhr in Love“ funktioniert als Melange der Genres, die gerne als Techno in einen Topf gesteckt werden. Das Festival funktioniert wie eine Kirmes der Klänge, bei der sich vier Jungs an „Jupp’s Grill“ eine Mettwurst gönnen. Und „Marios Pizza“ von Tanzflächen eingekeilt ist. Dort wird Adriano Celentanos „Azzurro“ durch den Elektro-Fleischwolf gedreht. Nacheinander. Gleichzeitig. Ständig. Immer.

Discjockeys beschallen auf 40 „Floors“ immer einen Teil des Ganzen: Jede Freilufttanzfläche ist eine Welt für sich. Vom Trubel nur wenige Meter nebenan bekommt man nichts mit, wenn man im Schallkegel steht. Wechseln Tänzer aber in die Mitte des Geländes, mischen sich die Klangwolken zu einem Wumms-Bumms-Brei. Das schreckt nicht ab, es lockt an. Aufleger und Gut-Aufgelegte kommen von weither. Hannover. Hessen. Holland.

Beschallte Wiesen zum Eindösen

400 Paar Beine sind sich auf der Tanzfläche „Extra Bunt“ mit der Grasnarbe nicht grün. Diese verschwindet mit jedem Tanzschritt im 4/4-Takt um einen Halm mehr. Nebenan ist das „Hexenhouse“ mit Schallakrobatik beschäftigt, will von Arm-Hochhebern wissen „Wollt ihr noch mehr?“, während die „Party-Fraktion Wattenscheid“ diese Frage längst beantwortet hat.

Langes Quatschen ist kaum möglich. „Wir feiern die ganze Nacht!“, schreit einer seinem Nachbarn zu. Stimmt nicht. „Ruhr in Love“ endet um 22 Uhr. Aber in umliegenden Diskotheken soll es ja noch bei Aftershowpartys weitergehen.

Vieles ist sowieso Interpretationssache: Sicher auch, dass der Begriff Naherholung in der Parkanlage bis ans äußerste Ende des Blumenbeets gedehnt wird. Trotz genügend Wiesen zum Eindösen erschallt aus den Boxen ein Permanent-Wecker.

Von radiotauglich bis abstrakt

Dosen mit Sonnenmilch machen die Runde. Manch einer zuppelt die Blumenkette zur Seite und schiebt die Träger des Shirt hinunter. Andere pfeifen auf die Sonne – sie pfeifen in der Parkanlage Ohrwürmer.

Stücke von „East & Young“, „Felix Kröcher“ oder „AKA AKA feat. Thalstroem“, die auf der Hauptbühne beschallen. Die Musik reicht bei „Ruhr in Love“ von radiotauglich bis zu abstrakten Liebhaberstücken. Eine Liebeserklärung an die Vielfalt.