Burger neben Palmen – Ein Abend an der Centro-Promenade
Das Freizeitangebot auf der Feiermeile am Centro in Oberhausen hat sich verändert
Kino an der Promenade bietet neun Großleinwände und 2500 Sitzplätze an
Die Zahl der Diskotheken hat abgenommen – Tanzpublikum feiert hier trotzdem noch
Oberhausen.
Wir treffen die Braut an der Rolltreppe. Jennifer strahlt. Kalte Füße kann die junge Frau aus Essen nicht bekommen. Es ist noch T-Shirt-Wetter. Auf ihrem Oberteil steht unmissverständlich: Braut. Wer sich traut, kann an diesem lauen Samstagabend auf der Centro-Promenade aus ihrem prall gefüllten Bauchladen Liköre und Scherz-Unterwäsche erwerben. Großes Hallo bei ihrer Abschiedstournee. Die Mädels im Schlepptau zählen schnell durch: „Die Geschäfte laufen schon ganz gut!“
Noch tragen Leute ihre dicken Einkaufstauschen in die Parkhäuser. Konsum und Klopfer begegnen sich. Blicke treffen den Jubel-Trubel-Pulk — mal reserviert, mal neugierig. Die Centro-Promenade füllt sich langsam. Langsamer als gewöhnlich. „Heute ist es nicht so viel. Als es richtig heiß war, waren alle Außenplätze auf der Promenade belegt“, meint ein junges Pärchen, das sich an der Cocktailbar was Fruchtiges bestellt. „Wir machen das hier immer so. Zuerst was trinken, später noch tanzen!“
Jenny und ihre Freundinnen sind mittlerweile auf Bastian aus Gladbeck mit seinem Feiertross gestoßen. Genau, Gleichgesinnte! Von Junggesellenabschied zu Junggesellenabschied plant man die Nacht. Bastian hat eine Brauhausbesichtigung hinter sich. Trotzdem soll die Kondition laaaange halten. Ohne Laaaangeweile. So steht es auf den Shirts: „Heute geht alles!“
Katy Perry lockt in den Club
Warum landen die Junggesellenabschiede überhaupt in Oberhausen? „Woanders ist doch nichts los“, lautet die mit den Shirts korrespondierende Einheitsmeinung. Auf die Rüttenscheider Kneipenwelt hatte die Essener Mädelsgruppe keine Lust. Frau winkt ab! Aus dem „König“ um die Ecke schallt schon Tanzbares von Katy Perry herüber. „DORT wollen wir hin!“
Die Neonreklame auf der 400 Meter langen Feiermeile mit gut 20 Ladenlokalen strahlt in den Farben einer gemischten Weingummitüte. Trotzdem: Früher war hier mehr Lametta, zumindest für Tanzschuhträger. Heute gibt es viele Familienrestaurants. Die Diskotheken Apfelbaum und Viva sind verschwunden. Auch lange Karaoke-Nächte im Irish Pub sind nicht mehr. Mangels . . . Irish Pub.
Es war einmal: der Irish Pub
Zwei Mädels proben den Selfie-Marathon auf genau dem Stückchen Rasen, wo bis 2013 der beliebte Guinness-Zapfer stand. Nach einer fehlgeleiteten Silvesterrakete war hier Schluss mit lustig. Das Reetdach brannte lichterloh. Totalschaden! Abriss! Das Centro war gegen einen Neubau. Fans hat der im Schutt versunkene Laden aber immer noch. So sprechen sie beim Pub von jener Seele, die bei der munter sprudelnden, aber austauschbaren Systemgastronomie für immer zu versiegen droht.
Riesengeschnatter! Eine Entenfamilie verschafft sich am Centro-Kanal Gehör. 490 Meter Standgewässer neben der Promenade, das zuletzt auch für anderes Gefieder interessant wurde. Die Wildgänse kommen! Charmanter Besuch für Familien mit Kindern, für die Hygiene auf Gehwegen vor den Restaurants aber problematisch. Seitdem stehen an der Schlemmermeile Schilder: „Nicht füttern!“
Großes Kino? Großes Kino!
2500 Sitzplätze besitzt das Lichtspielhaus der Cinestar-Gruppe am Kopf der Promenade am Luise-Albertz-Platz. Großes Kino? Großes Kino! Und blickt man auf die Warteschlangen an der Kasse, dürfte wenig leer bleiben. Vier Kassiererinnen drucken Tickets aus. Und wünschen im Akkord: „Viel Spaß!“ Abspannen können sie später. Zur Hauptzeit drängen Cineasten in die Sessel. 8,50 Euro kostet so eine Kinokarte am Samstag. Plus Zuschlag, zum Beispiel bei Überlänge. Bei den Snacks wieder Schlangestehen. „Ohne Popcorn geht es nicht“, meint Klara Pietsch, die mit ihrer Freundin „SMS für dich“ schaut. „Eine romantische Komödie, das passt am Samstagabend.“
Früher stand in der Kino-Lobby ein Air-Hockey-Tisch: Heute gibt es hier etwas verloren drei Kindertische mit Stühlen und eine Schokoladen-Werbefigur. „Schade, Hockey habe ich früher immer gerne gespielt“, merkt eine Besucherin bei ihrem Weg zum Ausgang an. Die Coca-Cola-Oase hat noch geöffnet. 20 Bräter, 1100 Sitzplätze, eine 17 Meter hohe Glaskuppel. Und Palmen.
Unverfroren im Strandsand
Viele legen schnell eine kulinarische Grundlage für den Feier-Abend. Burger in Folie stapeln sich auf Plastiktabletts. Auch Touristen sind noch unterwegs, laufen zwischen Tischreihen mit Klappstühlen umher. Die Spiegelreflexkamera ist beim Vater vor den Bauch geschnallt. „Wir kommen aus Rotterdam. Heute Abend geht es zurück.“ Vorher gibt es Meeresfrüchte. Bei „La Concha“, spanisch für Muschelschale, gibt es Austern mit Perlen als Einlage, zumindest auf dem Firmen-Logo. Aus den Boxen erklingt Tanzmusik. Der Videowürfel zeigt Meeresromantik.
Draußen wird es nun frischer. Kapuzenpullover werden gezückt. Heizpilze glühen vor den Bars. Am künstlichen Tanzstrand „Centrobeach“ befeuert der DJ den Plattenteller. Und eine kleine Gruppe tanzt unverfroren im Sand weiter.