Oberhausen.
Dicht drängen sich die Menschen im Vorraum der König-Pilsener-Arena. Smartphones werden in die Luft gestreckt, das schönste Selfiegesicht aufgesetzt.
David Hasselhoff ist an diesem Abend da und hat es geschafft, ohne auch nur ein einziges „I’ve been“ anzustimmen, seine Fans glücklich zu machen. Manchmal ist es eben ganz einfach.
Versammel ein paar Hundert Kinder der 80er, stell ihnen KITT das sprechende Auto aus Knight Rider vor die Nase. Alle sind glücklich. Dabei hätte The Hoff diese Art der Bestechung gar nicht nötig.
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Denn seien wir ehrlich. Hochanspruchsvollen Gesang erwartet hier niemand. Es ist der Mensch, der zieht. Die Kultfigur. Der Mann in der roten Badehose, der gern auch mal unkonventionell Burger im Liegen isst. David Hasselhoff.
Um das jedoch vorwegzunehmen. Einen Skandal wird es in Oberhausen nicht geben. Hasselhoff präsentiert sich in Topform. Und dementsprechend wird er auch gefeiert.
Tanzt den Ugatschaka
Ob er sich in strassbesetzter Lederjacke in Rockstar-Posen übt, oder den totalen Hasselhoff-Overload produziert, indem er gleichzeitig in echt und auf der Leinwand im selbsternannt „schlechtesten Musikvideo der Welt“ über die Bühne springt und zu „Hooked on a feeling“ den Ugatschaka tanzt.
Es ist eben The Hoff. Dem verzeiht der Trash-Fan, dass die Bewegungen mehr einer – auf dem Dachboden eingestauten – Actionfigur ähneln, als dem jungen Mitch Buchannon.
Publikum tanzt Polonaise
Denn er schafft es trotzdem mühelos, die Halle in Ekstase zu treiben. Immer wieder hallen David-Hasselhoff-Gesänge durch die Arena, da tanzen Leute den Limbo und starten die Polonaise über die Tribünen.
Partystimmung a la Hasselhoff. Und der? Der heizt die Stimmung einfach immer weiter an. Covert Countryklassiker wie „Sweet Caroline“ oder „Country Roads“.
Kein Abend ohne Pathos
Natürlich, und das ist Hasselhoff seinem Publikum schuldig, darf dieser Abend nicht ohne Pathos enden.
Die letzte Zugabe: Ein Wachturm erscheint auf der Leinwand, Soldaten patrouillieren, ein Suchscheinwerfer streift das Publikum. Und aus den Boxen ertönt „Heroes“. Der Bowie-Klassiker im Hasselhoffschen Gewand. Nicht besonders schön, dafür dramatisch und somit die perfekte Einstimmung auf den Schlussakt.
Ja, er hat sie wieder herausgekramt. Die selbe Blinke-Jacke, der selbe Klavier-Schal. Die Klamotten, in denen er schon 1989 die Mauer niedergesungen hatte. Hasselhoff trägt sie auch an diesem Mittwochabend. Und lässt mit „I’ve been looking for freedom“ ein letztes Mal keinen Stein des Partybauwerks KöPi-Arena auf dem anderen.
Ein toller Abend. Oder wie eine junge Dame beim Herausgehen sagte: „Das beste 80er-Musical, das ich je gesehen habe.“