Oberhausen.
Lange war es ruhig, um das plötzlich geschlossene Fitnessstudio „Go First“ am Centro. Doch es kommt Bewegung in den Fall, der Ende August Freizeitsportler massiv verärgerte. Bisher ist ein Insolvenzverfahren noch gar nicht eröffnet worden, das soll sich in der kommenden Woche ändern.
Finanzieller Schaden von bis zu 600 Euro
Das „Aus“ des ehemals größten Fitnessstudio der Stadt mit 6000 Mitgliedern hatte hohe Wellen geschlagen: Die Sportler standen damals ohne Ankündigung vor verschlossenen Türen. Mehr noch: Die Kunden hatten vor der eiligen Schließung ihre Beiträge weit im Voraus gezahlt.
Ferner warb das Studio noch wenige Tage vor dem „Aus“ mit Sonderangeboten offensiv Neukunden an und kassierte auch diese Beträge per Vorkasse, die meisten davon in bar. Kunden von Zweijahrespaketen plus diverser Zusatzleistungen, wie etwa einer Getränkeflatrate, klagten über einen finanziellen Schaden von bis zu 600 Euro.
„Wir erwarten in einer Woche eine Entscheidung“
Der Ärger bei den Fitnessjüngern hat sich auch nach dreieinhalb Monaten nicht gelegt. Das weiß auch die Osterfelder Anwältin Sarah Walisko. Sie hatte im August Beschwerden von Betroffenen für Sammelbetrugsanzeige aufgenommen.
Walisko: „Es melden sich vereinzelt noch immer weitere Betroffene bei uns. Andere versuchen über Facebook-Gruppen im Internet ihren Protest auszudrücken.“ Das Gutachten zur Eröffnung eines Insolvenzverfahrens ist mittlerweile beim zuständigen Gericht eingereicht worden. „Wir erwarten in einer Woche eine Entscheidung.“ Ursprünglich war eine Entscheidung wohl für Mitte November vorgesehen.
„Vielen geht es um das Prinzip“
Der vorläufige Insolvenzverwalter musste zunächst die nötigen finanziellen Mittel finden und dann prüfen, ob ein Insolvenzverfahren überhaupt eröffnet werden kann. Ein Unterfangen, das nach Informationen dieser Zeitung, offensichtlich kurz vor dem Scheitern stand. Sollte das Insolvenzverfahren tatsächlich eröffnet werden, steht eine Gläubigerversammlung an.
Dennoch: Die Chancen, dass die Kunden ihre an das Fitnessstudio gezahlten Beträge zurückerhalten, bewertet Anwältin Sarah Walisko als sehr gering. Sie sagt: „Vielen geht es um das Prinzip. Sie wollen das Geschehene nicht so einfach hinnehmen.“
Auf dem Papier getrennt
Indes erhält die Juristin vereinzelte Anfragen auch aus Bielefeld. Hier hat kurz nach den Vorfällen am Centro ebenfalls eine Filiale von „Go First“ überhastet geschlossen. Das Insolvenzverfahren läuft hier bereits. Im Februar gibt es eine Gläubigerversammlung.
Die Studios operieren trotz des gleichen Namens auf dem Papier getrennt. Es handelt sich um unterschiedliche Firmierungen, obgleich der identische Geschäftsführer im Handelsregister eingetragen ist. In Bochum existiert derzeit noch ein weiteres „Go First“-Studio.
Übernahmegerüchten widersprochen
Bleibt noch die Frage: Was geschieht mit der Immobilie an der Neuen Mitte? Hier hatte bereits vor vier Jahren ein Studio der Kette „Elixia“ Insolvenz anmelden müssen. Viele Kunden erleben den Ärger nun zum zweiten Mal. Daher gilt der Standort bei Branchenkennern als „verbrannt“. Eine kurzfristige Wiedereröffnung eines Studios gilt als unwahrscheinlich. Daher könnte die Immobilie bald auch nicht zur Vermietung, sondern gänzlich zum Verkauf stehen.
Eine Entscheidung sei aber noch nicht gefallen, heißt es beim zuständigen Zwangsverwalter. Es gebe jedoch Interessenten. Gerüchten, das Oberhausener Studio „ccsports“ würde die Räumlichkeiten zeitnah übernehmen, hatte deren Geschäftsführer Joachim Herden gegenüber dieser Zeitung bereits widersprochen.