Legen Oberhausener Krankenhäuser Patienten aus Profitgier unnötig auf den Operationstisch und entlassen sie zu frühzeitig? Die harte Kritik aus Reihen des Oberhausener Ärztenetzwerkes „Quali-Net O.“ (die NRZ berichtete) stößt auf heftigen Widerspruch seitens der örtlichen Kliniken. „Bei uns wird kein Patient blutig entlassen“, sagt etwa Marcus Polle, Geschäftsführer des Evangelischen Krankenhauses Oberhausen (EKO). Auch die St. Clemens Hospitale Sterkrade weisen die Vorwürfe entschieden zurück.
„Es wird nicht selektiert“
„Unser Anspruch ist die bestmögliche medizinische Versorgung für Oberhausen“, so EKO-Chef Polle. „Uns muss auch daran gelegen sein, eine hohe Qualität sicherzustellen. Alles andere wäre deutlich zu kurz gedacht.“ Patienten würden erst dann entlassen, wenn eine stationäre Behandlung nicht mehr notwendig sei. Dabei kann Polle nicht verneinen, dass Krankenhäuser finanziellen Zwängen unterliegen. „Jede Klinik muss schwarze Zahlen schreiben. Der Gesetzgeber hat den Wettbewerb zwischen den Krankenhäusern gefördert, er soll aktiv stattfinden.“ Doch soll dies nicht zu Lasten des Patienten geschehen.
„Es gibt Bereiche, die weniger profitabel sind. Die Kinderchirurgie ist beispielsweise schlecht finanziert. Wir selektieren in unserem Haus aber nicht nach Leistungen, die mehr oder weniger Geld einbringen.“ Das würde sich nicht mit dem Anspruch eines gemeinnützigen Krankenhauses vertragen. „Es findet eine Mischkalkulation statt“, so Polle. „Natürlich haben privat getragene Krankenhäuser andere und vor allem höhere Gewinnerwartungen.“
Das Sterkrader St. Clemens Hospital reagiert ebenfalls empört auf die Vorwürfe aus Reihen des Ärztenetzwerkes. „Wir sind über die Art und Weise der Kritik entrüstet“, erklärt Geschäftsführer Michael Boos. „Wir stellen uns jegliche Art der Zusammenarbeit zwischen Kliniken und niedergelassenen Ärzten anders vor.“ Zudem hätten das St. Clemens Hospital zahlreiche Anrufe Oberhausener Ärzte erreicht, die der Darstellung von Mitgliedern des „Quali-Net O.“ widersprechen. „Die Rückmeldungen von niedergelassenen Ärzten, mit denen wir teilweise seit Jahren zusammenarbeiten, sehen ganz anders aus, als dort geschildert“, sagt Boos. „Die Kritik wird von ihnen nicht im Geringsten geteilt.“
Kein Bedarf für mehr Katheterlabore
Hans-Werner Stratmann, Regionaldirektor der AOK Rheinland/Hamburg, kann die Kritik des Ärztenetzwerkes in Bezug auf eine Überversorgung mit Herzkatheterlaboren in Oberhausen aber nachvollziehen. „Es gibt lukrative und weniger lukrative Untersuchungen und Behandlungen. In Oberhausen haben wir jedenfalls keinen Bedarf für weitere solche Einrichtungen.“ Zudem sollten derartige Labore nur in denjenigen Krankenhäusern angesiedelt werden, wo auch eine hauptamtliche Kardiologie-Abteilung besteht. „Eine professionelle Rund-um-die-Uhr-Behandlung der Patienten muss sichergestellt sein.“
Die Art und Weise, wie die Quali-Net-O.-Vorstände Dr. Tilmann Kornadt und Dr. Ulrich Kröll ihre Kritik öffentlich gemacht haben, teilt Stratmann dagegen nicht. „Da wurde teilweise über das Ziel hinaus geschossen.“