Wilfred-Cudjoe Gbadago ist seit 15 Jahren im Zentrum Altenberg in Oberhausen als Klomann bei den Nachtschwärmern Kult. Der Familienvater aus Ghana sieht die Disco als Heimat. Ein Ort mit vielen Freunden. Seine Begrüßung ist legendär: „Respekt, Mann!“
Oberhausen.
Wilfred-Cudjoe Gbadago hört seinen kompletten Namen im Berufsalltag selten. Eigentlich nie. Wenn er im Zentrum Altenberg malocht, ist er Wilfred. Einige sagen scherzhaft Willi. Doch für die meisten heißt er ganz einfach Winnie. Die gute Seele des sozialkulturellen Zentrums. Viel mehr als nur der Mann vor den Toilettentüren. Seit 15 Jahren ist Wilfred für Kollegen und Gäste nicht wegzudenken. Der Mann, der jeden mit Handschlag und Spruch begrüßt, der nach seiner ureigenen Hymne klingt: „Respekt, Mann!“
Ein Kult-Klomann. Wilfred werkelt Woche für Woche an gleicher Stelle. „ Ich hab’ noch nie krankgefeiert“, sagt er. Donnerstag, Freitag, Samstag, wenn Disco ist. Oder Konzerte locken. Sobald Gäste kommen, sitzt er mit Latzhose und krausen schwarzen Haaren auf dem Stuhl. Die Lehne nach vorne. „Weißt du noch letzte Woche?“, „Wieder hier?“ Aber sicher. Umarmung. Großes Hallo. Wilfred ist schwer beschäftigt. Respekt.
Im Alter von 20 Jahren kam Wilfred-Cudjoe Gbadago aus Ghana nach Deutschland. Ein neues Leben. Neue Menschen. Wilfred lernte seine Frau kennen. Die Familie hat vier Kinder. Der heute 50-Jährige erinnert sich an die Zeit in Afrika. „In meiner Heimat gab es eine Theatergruppe. Dort haben Ärzte, einfache Arbeiter und Lehrer gemeinsam gespielt. Es war egal, was du gemacht hast, du warst ein Teil der Gruppe.“ Respekt.
Oberhausen hat keine Typen? Die Stadt versinkt im Grau, verliert jedes Profil und übt sich gesellschaftlich im blassen Allerlei? Pustekuchen! Man muss allerdings seine Augen öffnen, um wichtige Personen zu erkennen. Und vor allem: die Augen auch öffnen wollen.
Wilfred-Cudjoe Gbadago ist ein Paradebeispiel, das die Lethargie des ewigen Nölens widerlegt. Das Glas muss nicht immer halb leer sein, halb voll gibt es auch. Optimismus tut der Gesellschaft gut. Echte Typen muss es nicht nur in Führungspositionen geben. Menschen, die eine Stadt bereichern, sind in allen gesellschaftlichen Gruppen wichtig. Wilfred-Cudjoe Gbadago tut dies mit seiner Persönlichkeit seit 15 Jahren als fester Bestandteil des soziokulturellen Zentrums Altenberg. Er erzählt von vielen Freundschaften unabhängig vom Alter und der Herkunft, die sich über Jahre gefestigt haben.
Dass dies weiß Gott nicht selbstverständlich ist, darf man nicht vergessen. Oberhausen sollte für sein Profil als tolerante und weltoffene Stadt täglich kämpfen.
Seinen Job sieht er als Herausforderung. Man könne ihn nie damit beleidigen, wie er meint. „Arbeit ist Arbeit, meine Arbeit.“ Als Servicekraft ist er im Zentrum Altenberg fest angestellt. Er darf sein Trinkgeld komplett behalten. Er kümmert sich nicht nur während der Veranstaltungen um die Sanitäranlagen, sondern muss auch nach dem Zappelabend ran. Reinigung des Gebäudes. „Es ist immer etwas zu tun“, sagt er lachend.
Eigentlich hat er in Afrika Elektriker gelernt, in Deutschland zunächst bei einem Supermarkt gejobbt. Das Zentrum Altenberg ist nun seine Heimat und die Disco-Gäste gehören dazu. Respekt.
Winnie bleibt auch samstags cool
„Die meisten kennen mich ja. Wir quatschen oft“, meint er. Wenn andere feiern, hat er die Arbeit. Donnerstag, wenn die Gothic-Leute kommen, ist es am nettesten. Freitag bei der Ü25-Fraktion ist es auch schön und selbst Samstag, wenn es bei den Jungspunden schon mal wilder wird, bleibt Winnie cool. Selten gebe es Leute, die ihm blöd kämen. Alkohol! „Dann greifen sofort andere Gäste ein. Sagen: Das kannst du nicht machen, das ist Winnie…“ Respekt.
Wilfred-Cudjoe Gbadago weiß nicht mal genau, warum er so beliebt ist. Er meint: „Der Glaube an dich selber entscheidet, ob du mit deinem Leben glücklich wirst!“