Normalerweise herrscht gute Stimmung in der Oberhausener Eisenheim-Siedlung. Die älteste Arbeitersiedlung im Ruhrgebiet lädt Touristen zu einem Besuch und Anwohner zum gemütlichen Beisammensein in friedlicher Gemeinschaft ein. Doch als plötzlich Briefe des Wohnungskonzerns Vivawest eintreffen, zerbricht die Idylle. Für die Anwohner bricht eine Welt zusammen.
Dieter Liesec ist erschüttert. Fast zwei Jahrzehnte hatte der Hobby-Gärtner einen Pool im Garten – doch damit ist jetzt Schluss. Er sowie 14 weitere Mietparteien der Eisenheim-Siedlung in Oberhausen haben nämlich Post von Vivawest bekommen. Die Forderung: Die Pools müssen weg! Die „WAZ“ berichtet von den Einzelheiten.
Oberhausen: Siedlung in Aufruhr
Ein fünf Meter breites Loch, das fast gänzlich mit Erde gefüllt ist – das ist noch übrig von Liesecs Pool. „Seit 18 Jahren stand der Pool hier“, trauert der Oberhausener. Der Vermieter des Gartens, Vivawest, hat den Anwohner der Eisenheim-Siedlung per Brief dazu aufgefordert, den Pool bis zum 30. April abzubauen – innerhalb von zweieinhalb Monaten. Trotz des großen Unmuts musste Liesec den Aufforderungen Folge leisten.
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Auch Elke Wassermann hat die „Drohung“, wie sie es nennt, des Wohnungskonzerns bekommen. Die Oberhausenerin berichtet, wie die Kinder der Nachbarschaft im Sommer immer in ihren Garten gekommen seien, um in ihrem Pool in Form einer großen Acht, zu planschen. Immer sei ein Erwachsener dabei gewesen. „In den 43 Jahren, in denen ich hier lebe, ist nie etwas passiert“.
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So reagiert Vivawest
Vivawest argumentiert mit der sogenannten Verkehrssicherungspflicht – außerdem stehe die Siedlung unter Denkmalschutz. Auf Anfrage der „WAZ“ heißt es, dass die Pools der 14 Mietparteien, die aktuell die Aufforderung erhalten haben, „weder den gesetzlichen Vorgaben noch den vertraglichen Bestimmungen“ entsprächen. Sprecher Jens Rospek weist darauf hin, dass Vivawest Verantwortung für die „körperliche Unversehrtheit der Mieter und auch Dritter“ trage. Wenn ein Kind in den Pool stürzen sollte und sich dabei verletzt, ist der Konzern haftbar. Dass noch nie etwas passiert sei, würde daran nichts ändern.
Ein weiteres Argument Rospeks: Der Denkmalschutz. Viele Pools der Mieter entsprächen nicht den offiziell erlaubten Maßen. Zudem bedürfe es bei in der Erde eingelassenen Pools der Zustimmung des Unternehmens. „Diese Zustimmung lag und liegt nicht vor“.
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Bis Ende Mai soll auch der Pool von Elke Wassermann verschwinden. Die Anwohnerin schüttelt über die Argumente des Unternehmens den Kopf. Um ihr Grundstück liegt eine hohe Hecke – „Wie sollen die Kinder da durchkommen?“.
Was weitere Anwohner der Oberhausener Eisenheim-Siedlung zu den Forderungen sage und wie Vivawest auf diese reagiert, erfährst du in diesem Artikel der „WAZ“.